Während der erste Teil der Novelle "Der Schimmelreiter" eher einem Entwicklungsroman gleicht, hält der zweite Teil an der strengen Kunstform der Novelle fest. So finden sich sowohl eine unerhörte Begebenheit (der Schimmelreiter selbst), ein Falke (siehe oben), ein Konflikt, als auch eine Rahmenerzählung auf.
Der Dichter bettet die eigentliche Novellenhandlung in diese Rahmenerzählung ein, die eine weitere Rahmenerzählung umschließt. Im ersten Rahmen, dem äußeren, welcher sich 1888 abspielt, erzählt Storm, was ihm vor reichlich einem halben Jahrhundert beim Lesen alter Zeitschriften im Hause seiner Großmutter kund geworden war. Im weiten, inneren Rahmen, kommt der eigentliche, damalige Erzähler zu Wort, der 1830 bei starkem Unwetter einen Deich entlang reitet, und dem in einem Wirtshaus von einem alten Dorfschullehrer die Legende vom Schimmelreiter erzählt wird. Diese Legende, die sich wahrscheinlich um 1750 zugetragen hat, und die eigentliche Novelle ist, wird vom Dorfschullehrer selbst erzählt. Viermal unterbricht der alte Mann jedoch seine Erzählung, wodurch die Spannung verstärkt wird. Diese gestaffelte Rahmenhandlung rückt das Geschehen in eine mystische Ferne und rechtfertigt die Gleichzeitigkeit von Vergangenheit und Gegenwart, sowie von rationalen und phantastischen Elementen.
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