Zuerst zum Autor:
Georg Büchner wurde am 17.Oktober 1813 in Goddelau geboren und siedelte mit seiner Familie 1816 nach Darmstadt über. Durch seinen Vater, den Obermedizinalrat in Darmstadt, war für ihn der Arztberuf vorbestimmt. So begann Büchner 1032 in Strassburg sein Medizinstudium. Dort vertrat er in einer Studentenverbindung die Meinung, die bestehenden politischen Verhältnisse seien gegebenenfalls mit Gewalt umzustürzen. Büchner hatte nämlich schon als Schüler ein scharfes politisches Bewusstsein entwickelt, und auch im täglichen Leben zeigte er seine republikanische Haltung (er trug einen "Polenrock" und angeblich eine "Jakobiner-Mütze").
In Strassburg verlobte er sich heimlich mit der Pastorstochter Wilhelmine Jaegié, bevor er wegen seinem Studienabschluss an die Universität Giessen wechselte. Hessische Bürger konnten damals nur an hessischen Universitäten einen gültigen Studienabschluss machen.
In Giessen setzte Büchner sein politisches Engagement fort, schloss sich einer sozialistischen Freiheitsbewegung an, und gründete 1834 die geheime "Gesellschaft für Menschenrechte." Wegen seiner umfangreichen, revolutionären Flugschrift "Der Hessische Landbote" wurde Büchner, der inzwischen nach Frankfurt geflohen war, des Staatsverrates angeklagt und steckbrieflich gesucht. 1835 wurde er schließlich gefasst, und schrieb in den zwei Monaten, in welchen die Untersuchung gegen ihn lief, sein Drama "Dantons Tod", ein Drama, das sich mit der Französischen Revolution auseinandersetzt. Mit dem Aneinanderreihen von Szenen und Bildern ohne eigentlichen Zusammenhang und der Auflösung des klassischen Dialogs, markierte er den Beginn des modernen Realismus. Um nach den Verhören der Verurteilung zu entgehen, floh Büchner nach Strassburg, später nach Zürich.
1836 wurde er Privatdozent für vergleichende Anatomie an der Universität in Zürich, und schrieb dort seine Novelle "Lenz", das Lustspiel "Leonce und Lena" und auch das Drama "Woyzeck".
Am 19.Februar 1837 starb Büchner an einer grippeähnlichen Krankheit, vermutlich Typhus.
Nun zum Inhalt des Buches:
Franz Woyzeck ist ein geistig etwas zurückgebliebener Wehrmann.
Zusammen mit Marie, seiner Geliebten, hat er ein Kind. Beim Rasieren wirf sein Hauptmann ihm vor, keine Moral zu haben, und lässt ihn bei jeder Gelegenheit seine Überlegenheit spüren. Auf dem Feld, beim Steckenschneiden mit seinem Kamerad Andres, hört er immer wieder Stimmen, sieht Verdächtiges im Gras und fühlt sich von den Freimauern bedroht. Der Lohn, den Woyzeck als Wehrmann verdient, reicht nicht aus um seine Familie, die ihm alles bedeutet, zu ernähren. Deshalb hat er sich dem Doktor als Versuchsperson zur Verfügung gestellt. Der Doktor quält Woyzeck mit einer strickten Erbsendiät, und versucht auf Kosten von Woyzeck, dem es zusehends immer schlechter geht, zweifelhafte Theorien zu beweisen.
Inzwischen hat Marie, die die gutaussehenden Soldaten sehr bewundert, an ihrem Fenster Besuch vom Tambourmajor erhalten, und von ihm zwei goldene Ohrringe bekommen. Als Woyzeck am Abend heimkommt und dies bemerkt, wird er wahnsinnig eifersüchtig. Sooft er den Hauptmann oder den Doktor auf der Straße trifft, weisen sie ihn immer wieder zynisch darauf hin, dass Marie ihn mit dem Major betrügt. Das schürt zusätzlich seinen Zorn, und wird für ihn fast unerträglich.
Als er dann auch noch am Abend Marie mit dem Tambourmajor tanzen sieht, ist es ganz um ihn geschehen. Er rennt hinaus aufs Feld, hört wieder die Stimmen, die ihn auffordern dem ganzen ein Ende zu bereiten und ihn zur Tötung seiner Geliebten auffordern. Wieder geht er zurück ins Wirtshaus, stößt da auf den Tambourmajor, und beginnt sich mit ihm zu prügeln. Doch der schwache Woyzeck hat gegen ihn keine Chance, und wird dann auch noch vom Tambourmajor beschimpft und bloßgestellt. Daraufhin geht Woyzeck zu einem Juden, um eine Waffe zu kaufen. Da er für eine Pistole nicht genug Geld hat, gibt er den gesamten Lohn, den er für die Experimente des Doktors bekommt, für ein Messer aus. Mit Marie geht er später an einen Teich am Waldrand, redet wie von Sinnen mit ihr, bis er schließlich ausholt und sie tötet. Er sticht mehrmals auf sie ein, bis sie sich nichtmehr bewegt, lässt das Messer dann fallen und läuft ins Wirtshaus. Als man dort seine blutverschmierten Arme bemerkt, rennt er wieder zum See zurück, um das verräterische Messer in den See zu werfen. Er will es ganz weit hineinwerfen, geht dazu immer weiter in den See hinein, bis er schließlich dort ertrinkt. Vorbeigehende Wanderer hören merkwürdige Geräusche und melden es.
Das Fragment endet mit der Bemerkung des Polizisten, man haben schon lange keinen solch schönen Mord mehr gehabt.
Zum Werk:
Büchners Vorlage für das Drama war das Schicksal des Leipziger Friseurs Johann Christian Woyzeck. Sein Eifersuchtsmord an seiner Geliebten wurde weithin bekannt, weil ärztliche Untersuchungen zur Zurechnungsfähigkeit des Täters das Urteil hinausgeschoben haben, Schließlich wurde Woyzeck 1824 in Leipzig hingerichtet. Büchner selbst kannte den Fall vermutlich aus einer Arzneikundezeitschrift im Hause seines Vaters. Die von Büchner gewünschte Aktualität des Stoffest hat er nicht erreicht, denn zum einen wurde das Fragment nie fertiggestellt, zum anderen entdeckte man erst spät nach Büchners Tod. Die erste Ausgabe erschien 1879.
Unter Betrachtung von Woyzecks sozialer Diskriminierung erscheint seinen Tat vielmehr als ein Befreiungsschlag als ein reiner Akt der Eifersucht. Er konnte sich mit seinem Schicksal und den Erniedrigungen des Hauptmanns, auch mit den Experimenten des Doktors abfinden, und verkraftet auch die Schmerzen. Als ihn aber auch noch Marie betrügt, wird er wahnsinnig. Sein ganzer aufgestauter Zorn gegenüber der Gesellschaft richtet sich gegen das schwächste Mitglied, so musste Marie sterben.
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