Der Sachtext wird von Sandra, einer Piercerin aus München, erklärt und erläutert. Sie verdient jeden Monat 3.000 bis 4.000 Mark mit ihrem eigenen Laden. Da die Währung "Mark" noch erwähnt wird, ist es noch ein älterer Text vor oder von dem Jahr 2002.
Zuerst setzt sich Sandra mit der Behauptung, dass Models des Stardesigners Gaultier Mode ebenfalls mit Körperschmuck in Szene setzen, auseinander. Doch ist man sich sicher, dass Models sich wirklich piercen lassen? Das heißt ihre schönen Körper mit Ringen durchstochen und Ketten behangen? Sandra meint es sei alles nur "fake", zu Deutsch, dass alles nur Schau sei und anstatt der "Originalen" nur Magnete, die man nach dem Catwalk wieder entfernen könne. Es muss schon ein ziemlich verrückter und ausgefallener Modedesigner sein, der seine "Schmuckstücke" freiwillig pierct. Auch die Aussage, dass das Topmodel Naomi Campell ein Bauchnabelpiercing habe, sieht Sandra als Lüge an.
Im weiteren Verlauf des Textes werden Fragen gestellt und es kommen vielleicht sogar Zweifel auf, ob dieser Körperkult nur eine Modeerscheinung ist, beziehungsweise ein Mittel um Aufmerksamkeit zu erregen.
Als Piercerin selbst muss man natürlich das "Vorhängeschild" für seine Kunden sein. Deswegen hat Sandra selbst Piercings in der Lippe, Nase, Augenbraue, Bauchnabel und Brustwarzen.
Es werden Gründe genannt, die für das Piercen anregen, wie zum Beispiel die Band "Faith No More", die durch ihren dazugehörigen Videoclip das Zeitalter des Körperkults eröffneten. Auch Aerosmith verkörpert in einem seiner vielen Videos das Piercen. Doch natürlich stellt man sich auch die Frage, ob auch nach Jahrzehnten die "Löcher" immer noch im Trend sind. So circa mitten im Text werden Erklärungen und auch die Vorgänge des Piercens geschildert. Sandra bezieht ihre eigenen Erfahrungen mit ein und verbindet diese mit qualvollen Schmerzen. Es gibt nicht nur "body modifications" (= Körperumgestaltung/-veränderung) wie zum Beispiel das Piercen, sondern auch Tattoos (= tattooing), scarification und branding, berichtet uns die Zeitschrift "Modern Primitives".
Sandra hat einen großen Traum: Ihr Ziel ist Amerika, wo sie piercen könne, wie ihre großen Vorbilder.
Mit Metallen und Farben an und in seinem Körper wolle man als Individuum Aufsehen erregen. Sich stechen zu lassen sei ein einmaliges Erlebnis. Am Ende wird der "neueste Schrei" - das Branding angesprochen. Es soll in der Zukunft nicht mehr wegzudenken sein.
Sandra erzählt so einige Geschichten, über Menschen, die sie im Studio "besuchten": Eines Tages kam eine Mutter mit ihrem 16 - jährigem Sohn, der nach Gesetz noch nicht berechtigt war, sich piercen zu lassen. Auch zwei Mädchen kamen mal so ganz auf die Schnelle nach der Schule vorbei, um sich hier und da mal einen Ring setzen zu lassen. Und warum? Wegen der Ästhetik. Sandra erlitt Höllenqualen, als sie selbst versucht hatte, sich durch die Hand zu stechen. Die meisten bauen dadurch Stress ab! Sandras Oma meint dazu, dass sie spätestens aufhöre, wenn alle Welt durchstochen herumliefe, denn dann sei man kein Individuum mehr! Auch Sandra wird immerzu in der Straßenbahn von den Blicken der Leute gemustert.
Eine sehr große Forderung an ein Piercing - und Tattoostudio ist die Hygiene.
Dieser überraschend geringe Schmerz verursacht einen emensen Adrenalinstoß in unserem Körper, meistens auch als "Kick" bezeichnet. Aber es ist doch auch eine Anerkennung, wenn Freunde oder Mitschüler sagen: "Boah! Hat das nicht wehgetan? Also ich würde das nicht machen! Respekt!" Bei dem Schmerz selbst handelt es sich um Gewalt gegen den eigenen Körper. Extreme Erfahrungen dienen als Mittel der Selbstbefreiung. Ein berühmter "Kultkünstler" namens Fakir Musafar hat zwei Gesichter, im bürgerlichen Leben ist er Werbemanager! Schon bei dem Namen Fakir gerät man ins Zweifeln. Hat der Name Fakir vielleicht etwas mit "fake" zu tun und es ist alles wirklich nur erstunken und erlogen?
Die Begriffe selbst des Körperkultes sind schon Fremdwörter , so wie Piercing, body modification, tattooing, scarification und branding, die man im täglichen Leben nicht so häufig benutzt. Ebenso werden Wörter fast neu erfunden (Avantgarde - Aktion, Bibel der aktuellen Piercing - Szene, Piercing - Videos, Mode - Stecher, etc.)
Das Wort "Kettchen", das eigentlich von der Kette stammt, ist eher eine Verniedlichung des Wortes. Auch die Höllenqualen, die man beim Piercen durchstehen muss, sind übertrieben dargestellt.
Sandra redet eher so, wie es ihr gerade einfällt: umgangssprachlich. Sie bezeichnet die Designer als Modefritzen. Leute, die einen etwas verwundert ansehen, "glotzen" gleich "verblödet". Und anstatt sich zu beherrschen rastet sie aus.
Ich habe mich schon ziemlich an diese Generation gewöhnt und es ist nur noch selten, dass man Jugendliche ohne Tattoos und Piercings sieht! Wenige sind okay, aber zu viele sind wiederum wirklich too much!
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