Der Rationalismus (lat. ratio = Vernunft) ist in Frankreich entstanden. Sein Begründer war der Mathematiker und Philosoph René Descartes. Er ging davon aus, das überlieferte Wissen nicht einfach hinzunehmen, sondern alles, was er von anderen gelernt hatte, in Zweifel zu ziehen. Dabei fand er heraus, daß am Anfang nur eine Erkenntnis nicht bestreitbar und daher wahr sei. Diese Erkenntnis definierte er in den Satz: "Ich denke, also bin ich" (= also bin ich als denkendes Wesen vorhanden). Daraus folgerte er, daß alles, was vom Verstand ebenso klar und deutlich erkannt werden kann wie dieser Satz, ist wahr.
Damit war die Ratio, der menschliche Verstand, zur einzigen Erkenntnisquelle, zum Maßstab für wahr und nicht wahr, für richtig und nicht richtig geworden. Einzig allein durch bloßes Denken, durch logisches Verknüpfen und Folgern kann der Mensch zur Erkenntnis Gottes und den Gesetzmäßigkeiten in der Natur, zur Wahrheit, vordringen, ohne auf die Hilfe eines anderen angewiesen zu sein.
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