Süskinds Roman spielt in der Epoche der Aufklärung. Mit dem Parfumeur Baldini, dem wissenschaftsbegeisterten Marquis de la Taillade-Espinasse und dem Patrizier Richis zeigt er uns nicht nur drei Vertreter der französischen Ständegesellschaft des 18. Jahrhunderts, sondern auch drei Modelle des Reagierens auf die Entwicklungen und Herausforderungen der Zeit.
Über die neue Zeit, ihre politischen Ideen, wissenschaftlichen Entdeckungen und sozialen und technischen Neuerungen, erfährt man am meisten in den Kapiteln, die in die Welt des Parfumeurs Baldini führt. Dessen Blick auf die neue Zeit ist aber durch seinen ökonomischen Niedergang bestimmt. Zwar gesteht sich Baldini ein, daß er nie ein großer Parfumeur oder Erfinder von Düften gewesen ist, doch sieht er die Ursache für seinen ökonomischen und sozialen Abstieg und den Aufstieg seines Konkurrenten Pelissier in der hektischen Neuerungssucht, dem hemmungslosen Tatendrang, der Experimentiersucht des neuen Zeitalters. Den Veränderungen in Handel und Verkehr, Geistesleben, Wissenschaft und gesellschaftlichem Leben steht Baldini ablehnend gegenüber. Baldini ist ein Kritiker der Aufklärung - aber sein Blick ist rückwärtsgewandt.
Marquis de la Taillade- Espinasse ist im Vergleich zu Baldini weltoffen, gebildet und zukunftsorientiert - allerdings ins Parodistische überzeichnet.
Antoine Richis ist die Verkörperung der neuen Patrizierschicht, des reichen Handels- und Kaufmanns-Bürgertums
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ZUSAMMENFASSUNG
Patrick Süskinds Roman ist, so heißt es im Untertitel, die Geschichte eines Mörders. Er ist dennoch weit mehr als ein Kriminalroman, in dessen Mittelpunkt die Auflösung einer rätselhaften Mordserie steht.
Es geht um den Lebensweg eines Einsamen, eines Ausgestoßenen und Abstoßenden, dessen geniale Begabung von anderen entweder nicht wahrgenommen oder verteufelt oder hemmungslos ausgenutzt wird. Der Sohn einer hingerichteten Kindsmörderin nimmt die Erniedrigungen, die ihm im Laufe seiner Jugend zuteil werden, hin. Er hat die Gewissheit, dass eines Tages für ihn bessere Zeiten kommen werden, in denen er an seinen Mitmenschen Rache nehmen kann. Die Ideale der Gesellschaft erweisen sich für ihn als scheinheilig
Baldini: Baldini ist ein Kritiker der Aufklärung und verabscheut es in die Zukunft zu blicken. Er sieht die Ursache seines bevorstehenden wirtschaftlichen und sozialen Untergangs im \"hemmungslosen Tatendrang\" und der \"Experimentiersucht\" des neuen Zeitalters. Die wirtschaftlichen Entwicklungen sind für ihn ein Wahnsinn. Er steht Veränderungen ablehnend gegenüber, weil er nicht fähig ist sich mit zu verändern.
Marquis de la Taillade-Espinasse: der Marquis ist im Gegensatz zu Baldini weltoffener, gebildeter und zukunftsorientiert. Er hat sich einen gewissen Ruhm in wirtschaftlichen Kreisen erworben, u.a. mit aberwitzigen Theorien, doch zu seinem Durchbruch fehlt ihm noch ein schlagkräftiger Beweis hinsichtlich seiner Theorie vom \"fluidum letale\". Der Marquis ist naiv, und Grenouille treibt sein Spiel mit ihm.
Richis: Antoine Richis ist die Verkörperung des reichen Handels- und Kaufmanns- Bürgertum. Er verfügt über einen wachen Geist und eine gehörige Portion Menschenverstand. Doch der Versuch Richis` seinen Verstand zu gebrauchen endet in einem Desaster, denn die Vernunft muß vor der Verführungskraft des Parfums kapitulieren.
-denkt menschliches Verhalten sei vernunftgeleitet (und somit nachvollziehbar),
denkt sich in den Mörder hinein!!!
-hat Mut sich seines Verstandes zu bedienen (Mob glaubt Morde hören auf, Richi nicht!)
Richis unaufgeklärtheit:
-will in Adel aufsteigen--Ruhmsüchtig (akzeptiert Ständeordnung noch)
-Gewinner der Aufklärung, instrumentalisiert die neuen Möglichkeiten für seine Zwecke
(-zockt seine Kunden ab----Kant:\"Nutze niemals den anderen als Mittel zum Zweck\"
-Brauch seine tochter um in den Adel zu gelangen
(-Abkehr von den Erziehungsidealen der Aufklärung
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