Angela Vicario, im Roman "Chronik eines angekündigten Todes", von Gabriel García Márquez, ist eine bildschöne Frau, die aus einem ärmeren, aber gut erzogenen Elternhaus stammt.
Ihr Vater ist ein Goldschmied der unteren Klasse und ihre Mutter ist Lehrerin, sie hat noch eine ältere Schwester und eine Weitere, die an Abendfieber gestorben ist, außerdem hat sie noch zwei Zwillingsbrüder (vgl. S. 33). Ihre Mutter legt sehr viel Wert auf die gute Erziehung ihrer beiden Töchter "Sie sind perfekt" (S. 34), "Jeder Mann wird mit ihnen glücklich werden, denn sie sind dazu erzogen worden zu leiden." (S. 34). Man erkennt dies auch an den zahlreichen Fähigkeiten, die sie erlernt haben: Sticken, Umgang mit der Nähmaschine, Klöppeln von Spitzen, Waschen, Bügeln, Herstellen von künstlichen Blumen und phantasievollen Süßspeisen, Abfassen von Verlobungsanzeigen, Tote ins Leichentuch hüllen, bei Kranken zu wachen, Sterbende zu trösten und sie sind Meisterinnen in der uralten Wissenschaft (vgl. S.34). Sie sind zum Heiraten ausgebildet worden (vgl. 34). Angela Vicario wurde mit der Nabelschnur um den Hals geboren, so wie die großen Königinnen aus der Geschichte, trotzdem wirkte sie unbeholfen und geistig arm (vgl. S. 34).
Ein Tag bevor Santiago Nasar ermordet wurde, heiratete Angela Vicario, Bayardo San Román. Wie sie sich kennen lernten ist umstritten. Wahr ist allerdings, dass er alle Lose, auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung, wo Angela Vicario Losverkäuferin war, aufgekauft hat, um ihr am Abend ein Grammophon zum Geburtstag zu schenken (vgl. S. 32). Ihr war Bayardo San Román zu männlich (vgl. S. 37) und sie vergisst nie das Entsetzen an dem Abend, als ihre Familie sie verpflichtet, einen Mann zu heiraten, den sie weder liebt noch richtig kennt (vgl. S. 37).
Ihre Mutter schlug sie mit heftigen Fausthieben, als sie erfuhr, dass sie keine Jungfrau mehr sei (S. 49), worauf ihre Brüder Rache an dem Täter wollten und sie nach langem zögern Santiago Nasar sagte. Sie war in einer Notlage und vermutlich hat sie gelogen, obwohl sie bis zuletzt mehrmals ihre Aussage bestätigt, dass es Nasar war (vgl. S. 100; 91).
Sie wollte Bayardo San Román erst ihre Jungfräulichkeit vorgaukeln, da ihre Freundinnen sagten, dass es ganz einfach ginge, doch sie sagte sich: " Ich tat nichts von dem was man mir gesagt hatte [.], denn je mehr ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass das Ganze eine Schweinerei war, die man niemanden antun konnte und am allerwenigstens dem armen Mann, der das Pech gehabt hatte, mich zu heiraten." (S. 91).
Als ihre Mutter sie schlug, weinte sie nicht wegen dem Schmerz oder etwas anderem. Sie weinte um Bayardo San Román (vgl. S. 91). Am Ende jener Woche fängt sie an ihm innerhalb sechs Monaten sechs Liebesbriefe zu schreiben, die alle unbeantwortet blieben (vgl. S. 93) und später unzählige Weitere (vgl. S. 94). Nach siebzehn Jahren steht er vor ihrer Tür mit all ihren ungeöffneten Briefen (vgl. S. 96).
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