Dem, der das Buch liest, fällt sicherlich sofort auf, daß viele Textstellen so formuliert sind, daß gerade die Würde und Anständigkeit des Paares gehoben werden:
Textstellen: ".die Wirtin..gefiel" (Seite 76+77)
"Die Wirtin und..hinnen." (Seite 77)
".sie vergaßen..Achtung." (Seite 79)
. Sie "gingen still nebeneinander."
. ". die Wirtin schien sie für rechtliche junge Leute zu halten, die man anständig bedienen müsse."
. Vrenchen ".verabschiedete sich mit den besten Manieren." von der Wirtin.
. Sali sieht Vrenchen an "voll Zärtlichkeit, Sorgfalt und Achtung."
. Nicht zu Letzt auch die Tatsache, daß sie sich aus großer, ehrlicher Liebe umbringen, zeugt von Ehre und Anstand.
Nun stellt sich die Frage, warum Gottfried Keller so viel Wert auf Würde legt:
Meiner Meinung nach liegt es daran, daß er sich teilweise in dieser Novelle autobiographisch darstellt. Denn auch Keller mußte unter verarmten Umständen aufwachsen und versuchte damals als Kind - laut Zeitzeugenberichten - auch immer etwas besser dazustehen. So gerne wäre er damals Sohn einer reichen Bürgerfamilie gewesen. Außerdem wurde er doch von den philosophisch - links - idealistischen Ideen Ludwig Feuerbachs stark beeinflußt, und deshalb legte er in vielen seiner Erzählungen großen Wert auf die Würde der ärmeren Bevölkerung.
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