Die Entstehungsgeschichte von Homo Faber ist bis ins kleinste Detail bekannt. Ende 1955 entstanden erste Entwürfe zum Roman. In den nächsten 22 Monaten arbeitet Frisch bis auf kleine Gelegenheitsarbeiten ausschließlich an diesem Werk. Dabei zerfällt die Hauptarbeit in zwei Phasen.
Die erste Phase umspannt die Zeit vom Juli 1956 bis Februar 1957, in der der Roman im ganzen durchgeschrieben wurde und dem Verleger Peter Suhrkamp bereits als fertig angekündigt wurde. Jedoch zog Frisch am 21. April 1957 das Manuskript als nicht zufriedenstellend zurück. Er schrieb an Suhrkamp:
\"Unterdessen ist bei mir die Entscheidung gefallen.
Ich ziehe den HOMO FABER zurück - ohne verzweifelt zu sein deswegen. Es geht so nicht, das war mein Eindruck, und es ist mit Retuschen, wenn sie noch so glücklich wären, nicht zu machen. Zu vieles darin ist tot, am Stil des Technikers gestorben; anderes wiederum, finde ich, ist einer Art geglückt gerade im Sprachlichen, dass es schade wäre, wenn es im Ungemeisterten zugrunde ginge.\" (zit. nach Schmitz, Materialien, S. 63)
Bereits nach drei Tagen scheint Frisch der Einfall für eine Umstrukturierung des Entwurfs gekommen. Er schickt seinem Verleger eine neue Kompositionsskizze. Sie eliminiert die offensichtliche strukturtechnische Nähe des Romans zum Vorgänger \"Stiller\". Auch die Zweiteilung der Handlung des Romans wurde hinzugefügt.
Die zweite Arbeitsphase beginnt im Frühjahr 1957. Hierbei werden die Erzähl- und Stilhaltung der Hauptfigur revidiert. Außerdem wird der \"Stil des Technikers\" durch die Verschachtelung der verschiedenen Zeitebenen (Rückblenden und Vorausdeutungen) nochmals hervorgehoben.
Im Juli 1957 sind erste Ausschnitte des Romans in der \"Neuen Züricher Zeitung\" mit dem Titel \"Ich preise das Leben\" zu lesen. Nach Abschluss der Arbeiten, wird der Roman schließlich im Oktober 1957 veröffentlicht.
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