. Ehre erwirbt sich der Fürst durch große Unternehmungen und Beweise seines Mutes. Als Beispiel Ferdinand von Aragonien, dem es durch seinen Krieg gegen die Mauren (1492, Granada) gelang, Aragonien und Kastilien unter seiner Krone zu vereinigen. Er finanzierte den Krieg durch Gelder der Kirche und des Volkes. Unter religiösem Vorwand plünderte und vertrieb er die Marranos (Juden), griff Afrika, Italien und Frankreich an und war erfolgreich. Auch im Inland muß man als großzügiger und bedeutender Mensch gelten (z.B. durch Belohnung strebsamer Bürger).
. Ein ehrenvoller Fürst gilt als echter Freund oder ehrlicher Feind. In einem Konflikt zweier weiterer Staaten ist es besser, sich offen zu einer der Parteien zu bekennen und einen ehrlichen Krieg zu führen, als neutral zu bleiben. Sonst könnte der jeweilige Sieger, wahrscheinlich mit dem Wohlwollen des Besiegten, deinen Staat als weitere Beute einheimsen. Niemand wird dir dann zur Hilfe eilen, da der Sieger keine verdächtigen Neutralen in seiner Nähe haben will, und der Besiegte hilft ihm nicht, da du ihm zuvor auch nicht geholfen hast.
,,Und so wird dich immer derjenige, der es nicht gut mit dir meint, um Neutralität bitten, und der dir wirklich wohl will, wird immer wieder Unterstützung und Waffenhilfe verlangen.``
Unentschlossene Fürsten, die die Neutralität bevorzugen, gehen deshalb oft zugrunde. Schlägst du dich aber auf die Seite des Siegers, so ist dir dieser zu Dank verpflichtet, egal wie mächtig er ist. Unterliegt dein Bündnispartner aber, so wird er dir dennoch weiterhin beistehen, solange er kann, vielleicht, bis das Blatt sich wieder wendet. Hast du dich vor dem Sieger nicht zu fürchten, solltest du um so eher Partei für ihn ergreifen, denn der Sieg ist mit deiner Hilfe ganz sicher, und Sieger und Besiegter geraten in deine Abhängigkeit.
. Ein Fürst sollte niemals mit einem mächtigerem Staat zusammenarbeiten, wenn ihn nicht die Notwendigkeit dazu zwingt. Im Falle des Sieges, wärst du dem Größeren ausgeliefert, und ein Fürst muß es vermeiden, von anderen abhängig zu sein. Der Fürst muß sich vor seiner Entscheidung, ob er Partei für die eine oder andere Nation ergreift oder neutral bleibt, darüber im Klaren sein, daß keine seiner Entscheidungen totale Sicherheit gewährleistet.
,,Denn es liegt nun einmal im Lauf der Welt, daß man einer Unbequemlichkeit zu entgehen sucht und wieder in eine andere fällt; aber die Klugheit besteht darin, die Größe der Unbequemlichkeiten zu erkennen und das kleinere Übel zu wählen.``
. Ein Fürst muß jede Art von Tüchtigkeit belohnen. Jeder Bürger muß seinen Geschäften ungestört nachgehen dürfen und sollte niemals zu befürchten haben, daß ihm seinen Gewinne vom Staate in unangemessener Weise geschmälert werden könnten. Der Fürst muß vielmehr die belohnen, die in irgend einer Weise zum Wohle des Staates beitragen.
Außerdem sollte der Fürst Feste und Feiern fördern, um den Bürgern Wohlbefinden zu ermöglichen. Er sollte Bürger-, Gilden- und Zunftversammlungen bei Gelegenheit beiwohnen und dort, ohne würdelos zu wirken, als menschenfreundlich und freigiebig auftreten.
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