Siddhartha spielt wie bereits gesagt in Indien und zwar zur Zeit Buddhas. Daraus kann man folgern, daß es sich um den Zeitraum zwischen 560 bis etwa 480 vor Christus handelt. Andere Hinweise gibt es nicht. Jahreszahlen sucht man im gesamten Buch vergeblich, und es sind auch keine anderen geschichtlichen Geschehnisse erwähnt, anhand welcher man sich orientieren könnte.
Die erzählte Zeit stimmt wie in den meisten Stücken nicht mit der Erzählzeit überein. Für die Lektüre von "Siddhartha" benötigt man bei gemütlichem Lesetempo maximal 6 Stunden. Man verfolgt jedoch das Leben Siddharthas von seiner Jugend bis zum Punkt, an dem er das Nirwana erreicht. Es gibt zwar keine Anhaltspunkte, wie alt er am Zeitpunkt seiner Erlösung ist, trotzdem ist es absolut sicher, daß eine Zeitspanne von vielen Jahren erzählt wird.
Für "Siddhartha" wählte Hermann Hesse den realen Raum. Dieser ist so dargestellt, daß man ihn für eine Beschreibung tatsächlich gegebener Örtlichkeiten hält. Von ihm sind der surreale Raum und der ideale Raum, wie wir ihn von Märchen kennen, zu unterscheiden.
Die wichtigsten Personen im Stück sind Siddhartha, ein Brahmanensohn, sein Freund Govinda, der Kaufmann Kamaswami, die Kurtisane Kamala und der Fährmann Vasudeva. Alle anderen, angefangen von den bettelnden Samanas bis zu den Jüngern Gotamas, spielen nur Nebenrollen.
Siddhartha, der immer selbständig handelt, läßt sich von niemandem etwas aufzwingen. Er ist zwar seinem Vater über gehorsam, setzt sich jedoch durch, als er die Familie verlassen will, um ein Suchender zu werden. Auch von Gotama, dem Buddha, läßt er sich nicht beeinflussen, obwohl er großen Respekt vor ihm hat.
Govinda ist eigentlich genau das Gegenteil. Er spielt die Rolle des Mitläufers. Anfangs ahmt er Siddhartha bei Meditationen nach, später folgt er dann dem berühmten Gotama. Im Stück wird Govinda oft als Siddharthas Schatten bezeichnet.
Die Kurtisane Kamala verkörpert die Gier nach Reichtum. Als Siddhartha von ihr die Kunst der Liebe lernen will, verlangt sie von ihm, in die Dienste des Händlers Kamaswami zu treten, damit er sie für ihre Dienste entlohnen kann. Somit ist sie der Auslöser dafür, daß Siddhartha von seinem ursprünglichen Weg abkommt, also von der Suche nach der Erlösung.
Der Kaufmann Kamaswami ist auch mehr an den weltlichen Freuden interessiert, als an der Suche nach der Erleuchtung. Auch er trägt seinen Teil dazu bei, daß der junge Suchende von seinem Ziel abgelenkt wird. Anfangs macht sich Siddhartha keine Sorgen um die Geschäfte, die er abschließt. Im Laufe der Zeit lernt er von Kamaswami jedoch das kaufmännische Geschick, und seine Erträge werden immer wichtiger für ihn.
Als er dann bemerkt, wie schlecht es um ihn steht, und er sich umbringen will, ist Vasudeva der Retter in der Not. Der Fährmann ist ein Weiser, von dem Siddhartha später glaubt, daß er das Nirwana bereits erreicht hat. Genaue Auskünfte, ob er bereits ein Erleuchteter ist, findet man im Werk jedoch nicht. Für Vasudeva spielt der Fluß eine bedeutende Rolle auf der Suche nach dem Nirwana. Das erklärt er Siddhartha mit folgenden Worten:
"[...] Das Zuhören hat mich der Fluß gelehrt, von ihm wirst auch du es lernen. Er weiß alles, der Fluß, alles kann man von ihm lernen. Sieh, auch das hast du schon vom Wasser gelernt, daß es gut ist [...] zu sinken, die Tiefe zu suchen"
Das soziale Umfeld Siddharthas reicht also von den armen Samanas, die nichts besitzen, bis zu den reichen Kaufleuten in der Stadt, die mit Geld nur so um sich werfen, und sich allen weltlichen Genüssen hingeben, wie zum Beispiel dem Glücksspiel, dem Alkohol und den Frauen. Glücklich ist Siddhartha jedoch erst am bei Vasudeva, der eigentlich weder arm noch reich ist. Er hat seine Hütte, seine Fähre und verdient sich sein tägliches Brot, indem er Wanderer über den Fluß bringt.
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