Vor 64 Jahren, im Mai 1933, flammten in Deutschland die Scheiterhaufen, wo es Universitäten und Hochschulen gab. Denn von den Universitäten aus wurde die Büchervernichtung in Angriff genommen. Professoren gaben dem Ereignis mit Festreden die akademische Weihe und Studenten führten die Verbrennungen durch.
Wie war es möglich, daß ausgerechnet eine Institution der Freiheit des Geistes verriet, von der man eigentlich, wie von keiner anderen, entschlossene Verteidigung hätte erwarten sollen?
War es Hitlers Einfluß auf die Zitadelle des Geistes, welcher die Professoren veranlaßte die Bücherverbrennungen zu organisieren?
Allerdings diese Perversität war gewollt, sie war ein Einfall des neu ernannten Ministers für "Volksaufklärung und Propaganda", Dr. Goebbels. Goebbels nannte die Bücherverbrennung eine große, starke, symbolische Handlung. Daß man die Bücherverbrennungen von den Universitäten selbst durchführen ließ und nicht gewaltsam von primitiven Schlägertrupps, war der diplomatische Schlag der traf. Denn jede Beschäftigung mit einem Buch distanziert den Leser von der Gemeinschaft. Wer liest, setzt sich als Einzelner einer individuellen geistigen Begegnung aus, die niemand kontrollieren kann, denn Gedanken sind mächtig.
Und so wurden die Schriften, welche jahrzehntelang das Volk vergifteten, dem Scheiterhaufen mit den Rufen übergeben:
· "Gegen Klassenkampf und Materialismus, für Volksgemeinschaft, die Schriften von Marx und Kautzky".
· "Gegen Dekadenz und moralischen Verfall, für Zucht und Sitte, die Schriften von Heinrich Mann und Erich Kästner".
Seite 26
· "Gegen Überschätzung des Trieblebens, für den Adel der menschlichen Seele, die Schriften von Sigmund Freud".
· "Gegen Frechheit und Anmaßung, für Achtung und Ehrfurcht vor dem deutschen Volksgeist, die Schriften von Tucholsky" u.s.w.
Dieses Feuer sollte, nachdem der Reichskanzler Adolf Hitler das Reich politisch erobert hatte, nun allen undeutschen Geist entfernen. Im Kampf voran die Studenten, den Ideen des neuen Deutschlands den Weg zu bahnen. Im Geist Horst Wessels, des Kämpfervorbildes für alle Studenten. Wobei, nebenbei bemerkt, Wessel ein gescheiterter Student war, welcher im Zuhältermilieu gelebt hat und auf mysteriöse Weise erschossen wurde.
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