Der Stoff, um den es geht, ist eine relativ einfache chemische Verbindung. Entdeckt wurde er 1828 in Heidelberg. \"De Nicotiniana\" - \"Über die Tabakpflanze\" nannten zwei Studenten, der Chemiker Reimann und der Mediziner Posselt, ihre preisgekrönte lateinisch geschriebene Studie über den Wirkstoff in den Tabakblättern. Sie gaben ihm auch gleich seinen Namen \"Nikotin\", unter Chemikern auch als 3-(1-Methyl-2-pyrrolidinyl)-pyridin bekannt.
Nicotiniana Tabacum, die Tabakpflanze ist ein Nachtschattengewächs. Das Nikotin erzeugt sie in ihren Wurzeln. Wenn die Pflanze reift, wandert der Stoff in die Blätter. Nikotin ist eines der stärksten Pflanzengifte. Die tödliche Dosis für den Menschen beträgt nur 50 mg. Beim Rauchen wird das nicht erreicht, weil Nikotin im Körper sehr schnell abgebaut wird. Die Giftproduktion liegt bei den Nachtschattengewächsen in der Familie: Tollkirsche, Bittersüß, Bilsenkraut gehören dazu, aber auch Nutzpflanzen wie Kartoffel, Tomate und Paprika.
[Tabakgebrauch der Indianer, Kolumbus etc.]
Wenn der Tabak glimmt, wird das Nikotin freigesetzt. Gebunden an die winzigen Teerteilchen im Rauch gelangt es in die Lunge und von dort ins Blut. Schon 7 Sekunden später erreichen die Nikotinmoleküle das Gehirn, heften sich dort an die Nervenzellen und beeinflussen deren Aktivität. Das läßt sich messen mit einem modernen, bildgebenden Verfahren.
[Beschreibung des Verfahrens]
Im amerikanischen Institut für Drogenmißbrauch wird nach den Wirkungsmechanismen von suchterregenden und abhängigmachenden Drogen geforscht. Nikotin hat zunächst einen anregenden, in höheren Dosen einen beruhigenden und muskelentspannenden Einfluß. Es mildert Hunger- und Angstgefühle und auch Aggression.
[weiteres zu dem Verfahren]
\"Trotz seiner erheblichen Giftigkeit ist Nikotin, das mit dem Tabakrauch aufgenommen wird, selten die Ursache von Vergiftungen, wenn man absieht von ersten Rauchversuchen oder vom Verzehr von Zigaretten durch Kleinkinder. Der Raucher erlebt praktisch keine Nikotinvergiftung, er scheidet das Nikotin ja auch schnell aus, und sein Körper gewöhnt sich daran. Raucher genießen ja Nikotindosen, die bei Nichtrauchern bereits leichte Vergiftungserscheinungen auslösen würden. Nikotin wirkt weder krebserzeugend noch teratogen [= Mißbildungen erzeugend], noch ist es verantwortlich für die chronischen Gesundheitsschäden der Raucher. Die gehen zu Lasten von Kohlenmonoxid, Cyanwasserstoff, Benzol, Cadmium, Nitrosaminen und zahlreichen anderen gesundheitsschädlichen Bestandteilen des Tabakrauchs.\" [Opitz]
Leider sind die harmlose Droge Nikotin und die bösartigen Begleitstoffe im Zigarettenrauch ziemlich unzertrennlich. Nikotin entfaltet die beruhigende Wirkung, die Teerpartikel sorgen für den Geschmack und die Gesundheitsschäden.
In Amerika tragen Anti-Rauch-Organisationen wie die Krebs-Gesellschaft und die Tabakindustrie ihre Gefechte mit harten Bandagen aus. Durch Rauchen verursachte Todeszahlen an der Straßenecke und Werbespots in Kino und Fernsehen, die bis an die Grenzen des guten Geschmacks gehen - und oft auch ein bißchen weiter. Wegen ihrer übertriebenen Machart allerdings werden die Spots von den Rauchern nicht immer ernst genommen.
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