Auch: Stehlsucht
Definition: Bezeichnung für zwanghaftes und triebhaftes Stehlen von Gegenständen. Die gestohlenen Dinge haben dabei meist nur einen geringen materiellen Wert.
Nach Meinung der Psychoanalyse ist diese Art des Diebstahls eine Ersatzbefriedigung für unterdrückte Wünsche. Es wird weiter angenommen, daß die entwendeten Dinge nur einen Symbolwert haben und auf die verdrängten Bewußtseinsinhalte hinweisen.
Andere psychologische Schulen wiederum betrachten die K. als eine versteckte Form des Widerstands gegen die Gesellschaft bzw. stellen das erregende Gefühl beim Stehlen als Motiv für den Diebstahl in den Vordergrund.
Kleptomanie beschäftigt Psychiater meistens, wenn es Schuldfähigkeit zu begutachten gilt, seltener bei der Frage nach Therapiemöglichkeiten. Betroffene stehlen sinn- und planlos. Oft fühlen sie sich durch die Tat erleichtert und befriedigt - auch sexuell, was aber keineswegs immer zutrifft. Das Diebesgut wird gehortet, weggeworfen oder verschenkt.
Die von dem berühmten Psychiater Emil Kraepelin (1859-1926) dem "impulsiven Irresein\" zugeordnete Störung unterscheidet sich deutlich vom Stehlen zum Zweck der Bereicherung oder als Ausfluss von Wut. Auch im Rahmen von hirnorganischen Veränderungen können Patienten zu Dieben werden. Hierbei handelt es sich ebenso wenig um Kleptomanie wie bei Fetischisten, die sexuelle Lustobjekte stehlen. Für einen Kleptomanen ist das Gestohlene völlig wert- und bedeutungslos.
Erkrankung oft schon in jungen Jahren
Die Erkrankung tritt oft schon in jungen Jahren auf, betrifft überwiegend Frauen und scheint zumindest in einigen Fällen erblich bedingt. Über die Häufigkeit gebe es allerdings keine zuverlässigen Angaben, erklärt Dr. med. Burkhard Jabs von der Würzburger Universitätsklinik. Im stationären Bereich stellt Kleptomanie eine Rarität dar. Kleptomanes Verhalten kann jedoch mitunter bei Bulimie-Kranken auftreten, die vor allem Süßes horten.
Noch immer ist unter Wissenschaftlern nicht abschließend geklärt, um welche Art von Störung es sich handelt. Zur Diskussion stehen unter anderem
emotionale Ausbrüche
Ausleben von Schuldgefühlen und Wunsch nach Strafe
Triebüberschuss oder mangelndes Sebstbewusstsein
Abwehr von Angst
Begleitstörung von Depressionen
Auffallend viele Betroffene sind gleichzeitig an einer Depression erkrankt. Jeder Fünfte leidet unter Angst, 30 Prozent unter Zwangserscheinungen und elf Prozent unter Essstörungen. Man hat beobachtet, dass medikamentöse antidepressive Therapie mitunter Kleptomanien bessert, diese aber auch auslösen kann.
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