Das Benehmen des Pferdes ist vorwiegend durch Instinkte gelenkt. Der Instinkt, welcher autonom im Zentralnervensystem verankert ist, löst den Drang zur Handlung aus. Dieser Drang wird auch Trieb genannt. Zwei allgewaltige Triebe bestimmen das Leben des Pferdes: der Selbsterhaltungstrieb und der Arterhaltungstrieb.
Zum Selbsterhaltungstrieb gehören der Ernährungstrieb, der Bewegungstrieb, der Fluchttrieb und der Selbstverteidigungstrieb. Den Selbsterhaltungstrieb kann zur Zeit der Paarungsbereitschaft den Arterhaltungstrieb übertönen. Beide Triebe vereinigen sich im Sozialtrieb.Die Grundlage des Reit- oder Rennsportes bildet der Bewegungstrieb des Pferdes. Gerade im Rennsport darf die Rolle des Fluchttieres nicht unterschätzt werden. Die am Bewegungsdrang gehinderten Pferde, die nur eine Stunde am Tag geritten werden und die restlichen 23 Stunden im Stall stehen müssen, empfinden diesen auferlegten Zwang als unangenehme Beeinträchtigung ihres Wohlbefindens. Bei dem Pferd ist der Fluchttrieb besonders stark ausgeprägt . Auf Angst oder Schmerz wird es mit einer Flucht nach vorne antworten, gleichgültig, ob die Angst durch einen glatten Stallboden oder die im Maul reißende Hand des Reiters erzeugt wird.
Durch Zuchtauslese wurden Pferde mit einem starken Selbstverteidigungstrieb ausgemerzt.Auf den Geselligkeitstrieb des Pferdes sollte ebenfalls nicht vergessen werden. Deshalb sollen sie stets die Möglichkeit haben, sich im Stall zu sehen. Das Kleben der Pferde ist die Kehrseite des Geselligkeitstriebes.
Das Pferd ist ein Sklave seiner Instinkte und Triebe. Es fehlt ihm die Möglichkeit, die Dinge der Welt dem Wesen nach zu erfassen, und nur in beschränktem Maß kann es seine gesammelte Erfahrung verwerten.
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