2.1. Geographische Lage
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Die Tropen befinden sich beiderseits des Äquators und werden im Norden und Süden
jeweils von den Wendekreisen bei 23,5° begrenzt.
Abhängig von der Feuchtigkeit und den Temperaturen unterscheidet man die Tropen in den Tropischen Regenwald, die Feuchtsavanne, die Trockensavanne, die Dornsavanne und die Wüste.
Der Tropische Regenwald nimmt 23% der Erdoberfläche und 10% der Landfläche ein.
Er breitet sich zum Beispiel im Amazonasbecken, in Guayana, zum Teil in Mittelamerika, im Kongobecken und in Indonesien aus.
Die Feuchtsavanne nimmt 13% der Erdoberfläche und 10% der Landfläche ein. Man findet sie zum Beispiel in Venezuela, im Sudan, in Ostafrika, in Vorder- und Hinterindien, in Nordaustralien und in Mittelbrasilien.
Das Steppenklima nimmt 7% der Erdoberfläche und 15 % der Landfläche ein.
Die Trockensavanne und die Dornsavanne breitet sich zum Beispiel im Nordsudan, in Australien, Nordmexiko und an der Nordost Küste Afrikas aus.
Neben der heißen Steppe gibt es noch die kalten Steppen des Nahen und Mittleren Ostens vor allem in Zentralasien, die gekennzeichnet sind durch Grassteppen und Salzpflanzen.
Das Wüstenklima beansprucht etwa 4 % der Erdoberfläche und 12 % der Landfläche.
Heiße Wüsten finden sich vor allem in Afrika (Sahara), aber auch in Inneraustralien, in Südamerika (Chile) und im Iran (Persische Wüste).
2.2. Das Klima der Tropen
2.2.1. Der Tropische Regenwald
Im Tropischen Regenwald gibt es geringe jährliche Temperaturschwankungen. In keinem Monat ist die Temperatur im Monatsmittel unter 18°C; es gibt Unterschiede der Monate bis zu 12°C.
Ganz heitere Tage sind selten; am frühen Nachmittag kommt es meist zu heftigen Regen-
schauern mit Gewittern. Es ist 9 ½ bis 12 Monate im Jahr gleichmäßig feucht. In keinem Monat fallen unter 60 mm Niederschlag.
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Das gleichmäßige Klima läßt alle Tage des Jahres einander ähneln. Um 6 Uhr geht fast ohne vorangehende Dämmerung die Sonne auf; im allgemeinen bilden sich um 9 Uhr die ersten Cumuluswolken, die immer mehr zunehmen, so daß um die Mittagszeit der Him-
mel ganz bedeckt ist. Nachmittags fällt dann wolkenbruchartiger Regen; am späten Nachmittag klart es wieder auf, und um 18 Uhr verschwindet die Sonne unter dem Hori-
zont.
Abb. 2: Klimadiagramm von Kisangani (Kongo)
Das Klimadiagramm zeigt das Klima in Kisangani in Afrika mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 25°C und Niederschlägen bis zu 230 mm. Vergleichsweise liegt die mittlere Jahrestemperatur in Deutschland (Beispiel: Kassel) bei 8°C und es fallen maxi-
male Niederschläge im Juli bis zu 75 mm.
2.2.2. Die Savannen
In der Feuchtsavanne schwankt das Jahresmittel der Temperatur zwischen 24°C und 30°C.
7 bis 9 ½ Monate im Jahr herrscht Feuchtigkeit. Im Gegensatz zum Regenwald gibt es jedoch mindesten einen Monat im Jahr mit weniger als 60 mm Niederschlag: Im Winter herrscht eine Trockenzeit, während im Sommer Regenzeit ist.
In der Trockensavanne gibt es seltene, meist heftige Sommerregen; die Winter sind dage-
gen zumeist trocken. Nur 4 ½ bis 7 Monate im Jahr herrscht Feuchtigkeit. Die kurze, heftige Regenzeit dauert höchstens drei Monate.
Große Unterschiede gibt es zwischen den Temperaturen der einzelnen Monate: Im wärmsten Monat liegt die Temperatur zwischen 22°C und 35°C, im kältesten Monat nur bei 2°C.
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Die Dornsavanne zeigt nur 2 bis 4 ½ Monate im Jahr Feuchtigkeit. Den Rest des Jahres fallen fast keine Niederschläge. Die Temperaturen sind ähnlich wie in der Trockensavan-
ne.
Die Abbildungen zeigen Klimadiagramme von Feucht-, Trocken- und Dornsavanne:
Trockensavanne
Dornsavanne
Feuchtsavanne
Abb. 3: Klimadiagramme von Enugu (Nigeria), Wagadugu (Obervolta) u. Sinder (Niger)
2.2.3. Die Wüsten
Das Wüstenklima der heißen Wüsten der Erde ist bestimmt durch geringe oder gar keine Niederschläge. Nur Null bis zwei Monate im Jahr herrscht Feuchtigkeit. Wenn überhaupt, dann kommt es zu räumlich begrenzten, wolkenbruchartigen Regenfällen.
Abb. 4: In der Sandwüste
Der wärmste Monat in der Wüste hat eine Durchschnittstemperatur von mindestens 26°C; im Jahresmittel liegt die Temperatur über 18°C.
Charakteristisch für die Wüsten sind heiße, trockene Sandstürme. Außerdem kommt es zu starken täglichen Temperaturschwankungen, wobei die Nächte recht kühl sind.
Bei wolkenlosem Himmel ist die Wärmeeinstrahlung tagsüber sehr hoch. Im Wüstengürtel werden
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daher höhere Temperaturen als in den Tropen gemessen. Als höchste Tageswerte wurden im Schatten ermittelt: 56°C in der Wüste Lut (Iran) und 58°C in der Libyschen Wüste.
Abb.5: Die wichtigsten Wüsten der Erde
Nachts sinkt die Temperatur im Durchschnitt um 20°C, in Ausnahmefällen bis zu 40°C. Durch den Wechsel hoher Tages- und niedriger Nachttemperaturen wird das Gestein starken Spannungen ausgesetzt. Nachts hört man es oft mit lautem Knall zerspringen. Durch den Mangel an fließendem Wasser bleiben Gesteinstrümmer liegen und werden nun vom Wind ausgeblasen. Die Sande werden hierbei zu Dünen zusammengeweht.
Allerdings sind nur ungefähr ein Fünftel aller Wüsten Sandwüsten; es gibt auch Kies-, Fels- und Salzwüsten.
Abb.6: In der Felswüste
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Die Abbildung zeigt das Klimadiagramm von Agades mit einer Durchschnittstemperatur von 28°C und nur 164 mm Niederschlag.
Abb.6: Klimadigramm von Agades (Niger)
2.3. Vegetation in den Tropen
2.3.1. Der Tropische Regenwald
Da Blütezeit und Laubwechsel sich über das ganze Jahr verteilen, kennt der tropische Regenwald nicht die leuchtenden Farben unseres Frühjahrs- oder Herbstwaldes, auch nicht die Blütenfülle zu bestimmten Jahreszeiten.
Die tropischen Regenwälder der Niederungen sind gebunden an eine gleichbleibende Durchschnittstemperatur von 24° - 28° Celsius und an einen Jahresniederschlag von mindestens 1800 mm , der sich annähernd gleichmäßig auf das ganze Jahr verteilt.
Diese Regenwälder gedeihen bis zu Höhen von etwa 600 m und reichen in ihrer Masse über 10° nördlicher und 10° südlicher Breite nicht hinaus. Nur dort, wo feuchte Seewinde ständig Regen bringen, kann der Wald bis zu den Wendekreisen vordringen, wie in Hinterindien und Brasilien. Die größten zusammenhängenden Urwaldgebiete liegen im Amazonasbecken, an den Küsten Oberguineas, Abb. 7: Im Tropischen Regenwald
im Kongobecken und in der indonesischen Inselwelt.
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Die artenreiche Fülle pflanzlichen Lebens ist für diese großen Waldgebiete charakteristisch. Überwältigend ist der Reichtum an Baumarten: Auf 1 ha Regenwaldfläche stehen bis zu 100 verschiedene Arten , in den Naturwäldern unserer Breiten dagegen nur drei. Selten sind auf einem Hektar mehr als fünf Bäume gleicher Art anzutreffen. Während die Zahl der Baumarten in unseren Wäldern insgesamt kaum 50 beträgt, wurden im Amazonasgebiet und auf den Sunda - Inseln je 3000 bestimmt. Hinzu kommen etwa 1000 verschiedene Farne und über 1000 Orchideenarten, die auf den Bäumen der tropischen Regenwälder leben.
Der Artenreichtum wirkt sich auf die Struktur des Waldes aus; denn jeder Baum hat seine eigene Form und Höhe. Das uns gewohnte Kronendach des Waldes gibt es in Regenwald nicht. Bäume mit schmalen oder spitzen Kronen wachsen neben solchen mit schirmförmigen; einzelne Baumriesen von 50 - 70 m Höhe überragen das in 20 - 30 m Höhe geschlossene Kronendach des Urwaldes. Sträucher und Jungwuchs füllen den Raum darunter aus, mit den Bäumen durch die alles umrankenden Lianen verbunden, die die letzten Lücken schließen. Der Boden des Waldes ist immer in dämmriges Zwielicht gehüllt; daher die lichtliebenden Gräser. Die Helligkeit kann bis auf 1/1000 derjenigen des freien Tageslichtes sinken, bei uns im dichten Nadelwald auf 1/300. Die Schattenpflanzen des tropischen Waldbodens gedeihen als Zierpflanzen auch im Schatten unserer Wohnräume (z. B. der Philodendron).
2.3.2. Savannen
An die immergrünen tropischen Regenwälder schließen sich polwärts Gehölze an, die nur zur Regenzeit Blätter tragen, in der Trockenzeit ihr Laub abwerfend und dann einige Monate kahl stehen. Es sind die "regengrünen Wälder". Wenn die Trockenzeit 2 ½ - 5 Monate dauert, handelt es sich um Feuchtwälder. Zu diesen gehören auch die sogenannten Monsunwälder. Bei einer Trockenzeit von 5 - 7 ½ Monaten sind es Trockenwälder.
In der Feuchtwaldzone tragen die Bodenvegetation, die Sträucher und die niedrigen Bäume während des ganzen Jahres Laub; nur die Bäume des oberen Stockwerks werfen in der Trockenzeit ihre Blätter ab. Wir finden diese Waldform als schmalen Rand der Regenwälder, ferner an der Westküste Vorindiens, an den Südhängen des Himalaya und an der Küste Hinterindiens.
In der Trockenwaldzone steht in den Dürremonaten der gesamte Baum- und Strauchbestand kahl. Diese Waldform ist im Nordosten Brasiliens, im Gran Chaco sowie südlich und östlich des Abb. 8: In der Feuchtsavanne
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Kongobeckens verbreitet. Die Wurzeln
der meist nur 5 m hohen Bäume reichen sehr tief. Diese niedrige Baumschicht wird überragt von Affenbrotbäumen und Flaschenbäumen, die der jahreszeitlichen Trockenheit angepaßt sind.
Zwischen den beiden Waldformen und dem immergrünen Regenwald vermitteln die an den Flüssen entlangziehenden Galeriewälder. Im Gebiet der Feuchtwälder gleichen sie nach Aussehen und Zusammensetzung den immergrünen Regenwäldern; in den Trockenwäldern werden sie von den regengrünen Gehölzen der Feuchtwälder gebildet.
Abb. 9: In der Trockensavanne
Dauert die Trockenzeit bis zu 10 Monaten, dann nimmt die Gehölzvegetation den Charakter der Dornenwälder an. Kandelaberkakteen, Akazien und Dornensträucher bilden stellenweise ein undurchdringliches Dickicht. der Gras- und Krautwuchs ist lückenhaft, selbst zur Regenzeit.
Die regengrünen Regenwälder treten mehr oder weniger vereinzelt auf: in Arizona, im Gran Chaco, in Nordostbrasilien, an der Küste Guayanas, im nördlichen Sudan, in der Kalahari und an der Zentralaustralischen Wüste.
Abb. 10: In der Dornsavanne
2.3.3. Wüsten
Die Vegetation ist der Trockenheit angepaßt. Die Pflanzen zeigen in Gebieten mit gelegentlichen Regenfällen sowohl eine Vergrößerung der Wasseraufnahmeorgane (stark vermehrte und weit unter der Oberfläche hinziehende Wurzeln) wie eine Verkleinerung der Wasserabgabeorgane (geringe Zahl der Spaltöffnungen, Blattgröße vermindert bis zu kleinen Schuppen oder Nadeln, lederartige Blattoberfläche).
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Andere Wüstenpflanzen haben sehr tiefreichende Wurzeln, die das Grundwasser noch ausnutzen können, z. B. die Dattelpalme. In besonderer Weise sind die wasserspeichernden Pflanzen (Kakteen, Agaven, Aloegewächse) der Trockenheit angepaßt.
Wieder andere Pflanzen überstehen die langen Trockenzeiten durch Verkürzung ihrer Vegetationszeit auf die kurze Regenperiode (Zwiebeln und Knollengewächse). Treten Regenfälle nur selten und unregelmäßig auf, so ist der Boden stark versalzen; dann ist die Wüste völlig vegetationslos. In den Randgebieten, den Wüstensteppe, wachsen Halfagräser, Tamarisken und Dornsträucher.
Abb. 11: Schaduf in Ägypten
Ein Schaduf ist ein Beispiel für ein Schöpfwerk in Ägypten. Es wurde schon vor Jahrtausenden erfunden. Es wird verwendet, um Wasser vom Nil über Kanäle in die einzelnen Felder zu leiten. Das Gegengewicht zum Eimer erleichtert das Wasserheben.
Wo Grundwasser in erreichbarer Nähe ist, liegen als Vegetationsinseln im weiten Meer der Sande und Steine die Oasen; ihr Charakterbau ist in der Alten Welt die Dattelpalme. Das von den Gebirgen kommende Wasser fließt meist unterirdisch zu den zu den Grundwasser führenden Senken; nur selten tritt es als Quelle zutage (Quell - Oase).
Zieht ein großer Strom durch die Trockenzone, so entsteht eine Flußoase: zu beiden Seiten der Ufer erstrecken sich, soweit die Überschwemmung oder künstliche Bewässerung reicht, Obstgärten, Palmenhaine und kleine Felder. Durch Großbohrungen sind vor allem in Nordafrika neue Oasen geschaffen worden. Das Wasser steigt entweder selbständig in den Bohrlöchern empor (Artesische Brunnen in Nordafrika und vor allem in Australien), oder das Wasser wird durch Windräder heraufgepumpt (besonders in den amerikanischen Trockengebieten).
Im Iran entstand schon im Altertum eine andere Brunnentechnik, die sich über Ägypten bis nach Marokko ausgebreitet hat. Bis zu 100 km lange Tunnel leiten das Wasser vom niederschlagsreicheren Gebirge oder aus grundwasserreichen Schichten zu den Oasen.
Diese Tunnelbrunnen (Foggara und Kanate), die den Vorteil haben, daß das Wasser kaum verdunstet, können durch senkrechte Schächte instand gehalten werden. In der Landschaft fallen diese Bewässerungsanlagen durch die Schachtreihen auf.
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2.4 Höhenstufen am Äquator
Der Naturforscher Alexander vom Humboldt reiste in den Jahren 1799 bis 1804 durch die tropischen Gebirgsländer Südamerikas und Mexikos. Er entdeckte, daß die Pflanzen ganz regelmäßig in mehreren Höhenstufen angeordnet sind.
Abb 12: Höhenstufen am Äquator
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Humboldt übernahm die Bezeichnungen, die bereits die Spanier im 16. Jhd. verwendet hatten: Tierra caliente, Tierra templada und Tierra fria ("heißes Land", "gemäßigt warmes Land" und "kaltes Land"). Den Namen Tierra helada ("Frostland") hat später der Geograph Carl Troll hinzugefügt. In allen tropischen Gebirgen treffen wir eine ähnliche Höhenstufungen. Sie entsprechen im wesentlichen den Klimazonen der Erde.
Humboldt bemerkte auch, daß die meisten Menschen nicht in der heißen Küstenzone, sondern in Höhen von 1000 bis 3500 m lebten. Seit mehr als tausend Jahren wird dort Ackerbau betrieben. Die Städte Quito und Bogotá, um 1550 von den spanischen Eroberern gegründet, liegen in 2850 m und 2610 m Höhe. La Paz liegt sogar 3700 m hoch. Keine andere Hauptstadt der Erde liegt höher als La Paz.
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