Abstammung:
Die Honigbiene, Apis mellificia L., gehört zu den Hautflüglern, die im zoologischen System in die Klasse der Insekten eingeordnet sind.
In der Familie der staatenbildenden Bienen unterscheidet man im Allgemeinen vier Arten der Gattung Apis. Dazu gehören die Riesenhonigbeinen (Apis dosata) und die Zwerghonigbiene (Apis florea), die beide in Indien beheimatet sind. Sie bauen nur eine freihängende Wabe, sind also keine Höhlenbewohner und neigen zum Wandern. Die indische Honigbiene (Apis cerena) ist in Indien und Ostasien verbreitet, sie ist ein Höhlenbrüter neigt auch zu Wanderschwärmen.
Die heute weltweit verbreitete Honigbiene (Apis mellificia) ist ein Höhlenbrüter mit einem vielwabigen Nest und enger Bindung an die Behausung. Diese Eigenschaften ermöglichen den Menschen die Biene zu halten und sie zu nutzen.
Karl von LINNÉ gab der Honigbiene zuerst den Namen Apis mellifera , die Honigbiene. Doch als er erkannte, dass die Bienen nicht Honig herzustellen, änderte er den Namen in Apis mellifica, die Honigmachende.
Bienenrassen:
Die Honigbiene besitzt eine große Anpassungsfähigkeit an ihre Umwelt. Unter dem Einfluss der Klimas und des Trachtangebotes entwickelten sich Bienenrassen mit Unterschieden in Aussehen und in spezifischen Eigenschaften.
. Kärntner Biene Apis mellifica carnica
. Nordbiene Apis mellifica mellificia
. Italienische Biene Apis mellifica ligustica
. Kaukasische Biene Apis mellifica caucasia
Die Kärntner Biene, auch kurz Carnica-Biene genannt, hat züchterisch eine besondere Bedeutung erlangt. Ursprünglich in Südeuropa beheimatet, doch aufgrund ihrer Qualitäten verbreitete sie sich rasch in ganz Mitteleuropa als Wirtschaftsbiene. Die Carnica-Biene überwintert in verhältnismäßig geringer Volksstärke und entwickelt sich im Frühjahr rasch. Dadurch ist sie für Frühtrachten besonders gut geeignet.
Merkmale: Der Körper ist schlank, der Hinterleib zugespitzt und hat breite, graue Filzbinden.
Der Chitinpanzer ist dunkelbraun, das Haar ist dicht und kurz. Ein hoher Cubital- Index (Flügel- Index) und ein relativ langer Rüssel sind weitere Merkmale.
Die Nordbiene ist über West und Nordeuropa und im nördlichen Osteuropa verbreitet.
Sie ist eine Biene der Spättrachten. Die Nordbiene überwintert mit starken Völkern und entwickelt sich im Frühjahr nur sehr langsam.
Merkmale: Der Körper ist kräftig, der Hinterleib breit und schmale Filzbinden. Lichte Beharrung und ein dunkler Chitinpanzer, kleiner Cubital- Index und verhältnismäßig kurzer Rüssel sind die Besonderheiten. Die Nordbiene wurde vielfach durch die Carnica- Biene verdrängt.
Die Italienische Biene ist auf der Apenninen- Halbinsel bodenständig, sowie in klimatisch ähnlichen Gebieten, wie in der USA fand sie weite Verbreitung. An das milde Mittelmeerklima angepasst, brütet sie bis in den Winter hinein und überwintert in starken Völkern und beginnt auch im Frühjahr wieder zeitig mit der Brut. Nur bei härteren Klimaverhältnissen, wie sie in Mitteleuropa vorzufinden sind, verzögert sich die Frühjahrsentwicklung.
Merkmale: Der Körperbau ähnelt der Carnica- Biene, doch die Filzbinden sind gelb. Der Chitinpanzer ist mit einem bis drei gelben Streifen versehen, manchmal ganz gelb, daher wird sie auch als Goldbiene bezeichnet.
Die Kaukasische Biene, aus dem Kaukasus stammend, ist in Russland verbreitet und auch in Europa eingeführt. Sie ist an unterschiedlichste Witterungsbedingungen angepasst, doch überwintert bei uns schlecht, da in ihrer Heimat Kontinentalklima herrscht.
In ihrem Verhalten ähnelt die Caucasia-Biene der Carnica-Biene, doch sie ist stark nosemaanfällig.
Das Haarkleid ist grau und dicht, der Cubital- Index liegt zwischen der Nordbiene und der Carnica-Biene.
Außerhalb Europas gibt es eine Anzahl von Rassen, die sich an ihre Umweltbedingungen gut angepasst haben. Im Vorderen Orient in Ägypten verbreitete Apis mellificia lamarcki und die ähnliche, in Palästina beheimatete Syrische Biene (Apis mellificia syriaca), sowie die Cypern Biene (Apis mellificia cypria).
Von Nordafrika bis Spanien ist die Tellbiene (Apis mellificia intermissa) verbreitet.
Die in Zentralafrika anzutreffende gelbberingte Biene (Apis mellificia adansonii), gilt als besonders räuberisch und stechlustig.
In Südamerika breitete sich die bastardisierte afrikanische Biene in zunehmende Maße aus und ist in vielen Gebieten zur Landplage geworden. Sie wird auch als "Mörderbiene" bezeichnet, da sie andere Völker überfällt und deren Beute besetzt und auch Tiere und Menschen anfällt.
Das Bienenvolk
Die Bienen sind mit ihrer aus Waben gefertigten Behausung eng verbunden. Diese Einheit aus Bienen, Waben und Wohnung nannte Ferdinand Gerstung: der Bien.
Das Bienenvolk besteht aus drei verschiedenen Bienenwesen: der Königin (Weisel, Stockmutter), einigen hundert Drohnen (Männchen), und etwa 30 000 bis 60 000 Arbeitsbienen.
Die Nachkommenschaft wird als Bienenbrut bezeichnet. Die Arbeitsbienen verrichten allen wesentlichen Arbeiten, wie Ausbau der Wohnung, Nahrung, die Pflege der Brut und auch die Verteidigung gegen Eindringlinge.
Die einzige Aufgabe im Leben einer Drohne ist nur die Begattung zu erfüllen.
Mit jeder spezifischen Arbeit, die jede einzelne Biene verrichtet, sichert sie zugleich den Fortbestand des ganzen Volkes und auch das Leben jeder einzelnen Biene.
Die geregelte Arbeitsteilung erfolgt durch altersmäßig aufgeteilte Bienengruppen.
Das Bienenvolk überwintert, mit Ausnahme der Drohnen und sichert somit als Einheit seinen Fortbestand.
Weisel
Auch Königin oder Stockmutter genannt, ist im Normalfall das einzige legefähige Weibchen im Bienenvolk. Durch ihre Größe und Gestalt ist leicht von den Arbeiterinnen und Drohne zu unterscheiden.(Ihre Körperlänge beträgt 20¬ - 25 mm). Sie ist das einzige Bienenwesen, das mehrere
Jahre lebt, bis zu fünf Jahren. Sie allein sorgt für den Nachwuchs der drei Bienewesen und somit auch den Erhalt des Volkes. Die Königin wird ständig von mehreren Arbeitsbienen, dem Hofstaat, begleite, der sie pflegt und mit Nahrung versorgt.
Die Legeleistung der Königin erreicht ihren Höhepunkt zwischen Mitte April und Mitte Juni mit einer täglichen Produktion von 1200- 2000 Eiern. Die Eimenge, die legefreudige Tiere produzieren, entspricht ca. das Doppelte ihres Eigengewichtes. Auf die Legefreudigkeit haben Umweltverhältnisse, Klima, Jahreszeit und Nahrungsangebot einen Einfluss.
Bei der Eiablage prüft die Königin zunächst die Reinheit und Größe der Zelle, und heftet dann ein Ei auf den Zellboden. Das Ei hat die Form eines Stiftchens und dieser Vorgang wird bei den Imkern auch als Bestiften bezeichnet. _
Die größte Anzahl von Eiern ist mit Samenfäden versorgt, woraus sich dann Arbeiterinnen oder Königinnen entwickeln können. Einige Eier bleiben aber unbefruchtet, in der Regel einige Hundert, aus denen sich dann die männlichen Drohnen entwickeln. Das Bestiften der Zellen mit besamten oder unbesamten Eiern hängt normalerweise von der Größe der Zellen ab. In größeren Zellen findet man unbesamte Eier, dort wachsen die Drohnen auf, doch auch die Jahreszeit und die Stimmung der Weisel spielt dabei eine Rolle. Gegen Ende des Sommers werden auch in Drohnenzellen besamte Eier gelegt.
Eine unbegattete Königin kann nur unbesamte Eier legen und daraus entwickeln sich nur Drohnen.
Die Königin ist daher "drohnenbrütig".
Zur Drohnenbrütigkeit kann es jedoch auch kommen, wenn der Samenvorrat der begatteten Weisel aufgebraucht ist.
Für die Harmonie und Aktivität eines Bienenvolkes ist die Anwesenheit der Weisel von enormer Bedeutung. Die Weisel hinterlässt nämlich einen sogenannten Weiselstoff (Duftstoff), ein Pheromon, das die Tiere zu Handlungen anregt. Zum Beispiel werden die Bienen zum Wabenbau angeregt aber auch die Verhinderung eines Weiselzellbaus kann befohlen werden.
Verliert das Volk ihre Stockmutter, so verschwindet auch der Königinnenduft. Dann unterbleibt der Wabenbau und einige Arbeitsbienen entwickeln sich zu legefähige Weibchen, die aber nur Drohnen erzeugen können.(Drohnenmännchen)
Der Bestand eines Bienenvolkes ist vom Lebensalter und der Legefreudigkeit der Königin abhängig und wird durch die rechtzeitige Aufzucht einer fruchtbaren Jungweisel gesichert.
Drohnen
Die Drohnen oder Männchen entstehen aus den unbefruchteten Eiern. Sie haben einen einfachen (haploiden) Chromosomensatz, also nur die Erbanlagen von der Stockmutter. In einem normal entwickelten Bienenvolk gibt es rund 500 bis 2000 Drohnen, eine kleine Anzahl im Verhältnis zum ganzen Bienenvolk. Drohnen sind nur während der Fortpflanzungszeit vorhanden und sind durch ihre plumpen und breiten Körper leicht zu erkennen. Ein Drohn lebt im Durchschnitt rund 50 Tage und ihre einzige Aufgabe ist die Begattung. Mit einem Alter von 12 Tagen sind sie begattungsfähig. Die Drohnen beteiligt sich nicht kaum an den Arbeiten im Stock, da ihnen auch die notwendigen Organe und Verhaltensweisen fehlen.
Während des Sommers sind die Drohnen fester Bestandteil des Bienenvolkes, werden von den Arbeiterinnen gepflegt, bis die Aufzucht der Jungweisel und die Paarung vorüber ist. Im Spätsommer
werden die Drohnen von den Arbeiterinnen abgetrieben. Auch noch vorhandene Drohnenbrut wird aus den Wabenzellen hinausgeworfen. Wenn der Imker vor dem Bienenstock viele tote Drohnen sieht, stellt er fest, dass die "Drohnenschlacht" stattgefunden hat und im Stock alles Ordnung ist.
Arbeitsbienen
Die Arbeiterinnen bilden die Masse im Bienevolk. Ihre Anzahl wechselt je nach Jahreszeit.
Im Sommer sind rund 50000 bis 60000 Arbeiterinnen im Volk zu finden und vor der Winterruhe verringert sich ihre Anzahl auf rund 20000. Die Arbeiterin ist das kleinste Bienenwesen. Das Leben der Arbeitsbiene ist unterschiedlich lang. Während die im Sommer geborenen rund 4 bis 6 Wochen alt werden können, werden die Abeiterrinnen, die im September geborenen und überwintern bis zu 8 Monate alt.
Die Arbeiterinnen verrichten alle Arbeiten, die zur Entwicklung und Erhaltung des Volkes notwendig sind. Das Alter der Biene entscheidet ihre Tätigkeit. Es gibt eine geregelte Arbeitsteilung, wobei ältere Tiere für Arbeiten außerhalb und jüngere Bienen für Arbeiten im Stock zuständig sind.
Im wesentlichen sind zwei große Gruppen von Arbeitsbienen zu unterscheiden.
Die eine Arbeitsgruppe, etwa 68%, besteht aus Jungbienen, die in den ersten 20 Lebenstagen als Stockbienen tätig sind.
Die zweite Gruppe, etwa 32%, wird aus Flug- und Sammelbienen gebildet, die für die Außenarbeiten zuständig sind. Die Jungbienen verrichten in den ersten drei Wochen ihres Lebens die Innenarbeiten.
Entwicklung
In den ersten drei Tagen verrichten sie nur leichte Putzarbeiten und helfen eben geschlüpften Bienen sie aus der Zelle zu befreien. Dann werden die Zellen sofort mit einem bakteriziden Drüsensekret ausgetupft und für eine erneute Eiablage vorbereitet.
Etwa ab dem dritten Tag beginnen die Jungbienen dann mit der Brutpflege. Zunächst füttern sie ältere Maden mit einem aus Pollen und Honig zusammengesetzten Futterbrei, von dem sie sich auch selber nähren. Vom sechsten Lebenstag an entwickeln sich ihre Futtersaftdrüsen und sie werden dann zu Ammenbienen, die nun die jungen Maden ernähren.
Nach dem zehnten Tag werden die Wachsdrüsen funktionsfähig , und aus den Ammenbienen werden Baubienen, die für den Ausbau des Wabenwerkes sorgen. Neben den Bauarbeiten helfen die Bienen auch noch beim Einlagern von Nektar und Pollen in den Vorratswaben. Außerdem wird der Stock gereinigt und von Fremdkörpern beseitigt. In dieser Zeit finden auch die ersten Ausflüge statt, um sich den Standort einzuprägen.
Einige Bienen betätigen sich am Flugloch als Wächterinnen und zu dieser Zeit sind ihre Giftblasen maximal gefüllt.
Nach dem 21. Lebenstag beginnt für die Arbeiterinnen die Flug- und Sammeltätigkeit. Ab jetzt müssen sie bis Lebensende die Rohstoffe für die Ernährung und Erhaltung des Bienenvolkes herbeischaffen.
Dabei spezialisieren sich die Sammelbienen zumeist auf Eintragen von Nektar bzw. Honigtau, Pollen und einige andere auf Wasser oder Kittharz.
Um 1 Kilo Honig zu erhalten muss eine Biene erstaunliche Leistungen vollbringen. Dreimal soviel Nektar oder Honigtau sind notwendig um die gleiche Menge Honig zu erhalten und dabei müssen mindestens 50 000 Trachtflüge hingelegt werden.
Allein für den Eigenbedarf benötigt ein Volk im Jahr etwa 50 bis 60 kg Honig. Dann möchte der Imker noch Honig ernten!
Trotz der ständigen Außenarbeiten stehen die Sammelbienen im engen Kontakt mit den Stockbienen im besonderen bei der Weitergabe des Nektars zur Weiterverarbeitung und Einlagerung. Durch die wiederholte Weitergabe an andere Stockbienen und durch die Zugabe von Enzymen entsteht aus dem gesammelten Nektar der haltbare und lagerfähige Honig.
Doch die Pollensammlerinnen legen den von ihnen eingebrachten Honig selbst in den Zellen ab.
Das Feststampfen und Fermentieren überlassen sie jedoch den Stockbienen. Zur Füllung einer Wabenzelle werden 18 Pollenhöschen benötigt. Ein starkes Volk benötigt im Jahr 25 bis 45 kg Pollen.
Das Grundprinzip der altersmäßigen Arbeitsteilung ist aber stark wandlungsfähig. In Notsituationen bei starkem Flugbienenverlust können sofort Bienen jüngeren Alters diese Tätigkeit übernehmen.
Verringert sich die Anzahl der Stockbienen besitzen Flugbienen die Fähigkeit, auch wieder Brutpflege auszuüben und auch Wachs zu schwitzen. Diese Fähigkeit sichert im gewissen Maße den Erhalt eines Bienenvolkes.
Bienenbrut
Die Bienenbrut ist während der Monate Februar bis Oktober ein fester Bestandteil des Bienenvolkes.
Die Nachkommenschaft bildet die erforderliche Ergänzung der Bienenfamilie und ist die Grundlage für ihren Fortbestand. Bevor die Biene als fertiges Insekt (Imago) die Zelle verlässt durchläuft sie eine Entwicklung, geteilt in zwei Hauptabschnitte:
1. die Entwicklung im Ei (Embryonalzeit) und
2. die Entwicklung nach dem Schlüpfen aus der Eihülle (Postembryonalzeit).
Eizeit (Embryonalzeit)
Das von der Weisel am Boden der Wabenzelle festgeheftete stiftförmige Ei ist 1.3 bis 1.8mm lang und wiegt etwa 0.132 mg. Erst nach drei bis vier Stunden nach der Ablage des befruchteten Eies, vereinigen sich Ei- und Samenkern. Dann beginnt die Entwicklung des Embryos.
Auch im unbefruchteten Ei entsteht ein Embryo aus dem sich ein Drohn entwickelt. Diese Erscheinung nennt man auch Jungfernzeugung(Parthenogenese). Durch Teilungen des Eikerns entstehen zusammenhängende Zellschichten, wobei die Organanlagen erkennbar werden.
Nacheizeit (Postembryonalzeit)
Etwa drei Tage nach der Eiablage schlüpft aus dem Ei eine Made (Larve), die etwa 0.3 mg schwer ist. Die Eizeit ist bei allen drei Bienenwesen gleich lang. Die junge Made liegt zusammengerollt am Grund der Wabenzelle und wird daher auch Rundmade genannt. Die Rundmaden werden von den Stockbienen so reichlich mit Nahrung versorgt, dass sie nach sechs Tagen schon das 517fache wiegen, etwa 150 mg. In dieser Zeit häutet sich die Made viermal. Die jungen Maden werden ausschließlich mit Drüsenfuttersaft der Ammenbienen gefüttert. Je älter die Maden umso mehr wird Pollen und Honig beigemischt.
Weiseln bekommen ausschließlich reinen Futtersaft und der ist in den Grundbestandteilen im Gegensatz zum Futtersaft der Arbeiterinnen gleich doch der Weiselfuttersaft (geleé royal) enthält noch besondere Vitamine und stoffwechselfördernde Stoffe (Biopterin) und Pantothensäure (zehnmal höhere Dosierung, als bei einer Arbeiterin).
Wenn es der Rundmade am Zellgrund zu eng wird, steckt sie sich in der Zelle aus und wird zur Streckmade. Dann werden die Arbeiterinnen- und Drohnenzellen mit einem Wachsdeckelverschlossen.
Die Weiselzellen werden früher geschlossen damit die Made nicht beim Strecken aus der hängenden Zelle herausfällt.
Im Alter von 10 Tagen beginnt sich die Made einzuspinnen. Es entsteht der Kokon oder das Puppenhäuschen. Mit dem Beginn des Puppenstadiums vollziehen sich im Madenkörper wesentliche Veränderungen. Die inneren Organe der Made werden eingeschmolzen und für die junge Biene neu gebildet. Dieser Vorgang wird als vollkommende Verwandlung und auch als holometabole Methamorphose bezeichnet. Nach Beendigung der Verwandlungsvorgänge erfolgt die fünfte Häutung.
Nun kann man schon deutlich den Körperbau der Biene erkennen die aber noch farblos ist. Die Flügel sind noch kleine Stummel und erst allmählich bildet sich der dunkle Farbstoff (Pigment) und dann verfärben sich zuerst die Augen und dann der Körper.
Die Puppenruhe ist bei den drei Bienenwesen unterschiedlich lang. Mit dem Abstreifen des "Puppenhemdes" erfolgt die letzte Häutung, und dann schlüpft die Biene. Die Gesamtentwicklung von der Eiablage bis zum Schlüpfen dauert bei der Weisel 16, bei der Arbeiterin 21 und beim Drohn 24 Tage. Voraussetzungen für einen normalen Entwicklungsablauf sind vor allem eine konstante Temperatur von 35ºC und eine relative Luftfeuchtigkeit von 40% im Brutnest.
Bienenwohnung
Da das Bienenvolk ein Höhlenbrüter ist benötigt es einen bewohnbaren Hohlraum. Der Imker kann den Bienen einen Wohnraum, eine Beute anbieten und diese bauen soviel senkrechte Waben wie sie benötigen. Diese von den Bienen besetzte Wohnung nennt man auch Bienenstock.
Wabenbau
Das Wachs, das die Bienen zum Bau der senkrecht hängenden Waben benötigen produzieren sie in ihren Wachsdrüsen. Teilweise verwenden sie auch Wachs älterer Waben. Die Waben werden doppelseitig in einem sechseckigen Muster von oben nach unten gebaut. Fast alle Zellen werden für Arbeiterinnen errichtet und nur wenige werden im Sommer zu Drohnenzellen ausgebaut.
Eine Arbeiterinnenzelle hat einen Durchmesser von rund 5,5mm und eine Drohnenzelle rund 6,9 mm.
Die Tiefe der Brutzelle beträgt etwa 10 bis 12 mm. Im Gegensatz können Honigzellen wesentlich tiefer sein. Die Wandstärke beträgt rund 0,1mm.
Alle Zellen sind so angelegt, das sie etwas schräg nach oben verlaufen. Bei den Wabenzelle, die zur Honigaufnahme bestimmt sind kann der Neigungswinkel bis zu 20º betragen. Das hat einen Vorteil bei der Einlagerung, da der Honig anfangs sehr flüssig ist. Der Neigungswinkel der Brutzellen beträgt dagegen nur 4 bis 5º.
Weiselzellen, die zur Aufzucht junger Königinnen dienen werden meist an den Rändern fertiger Waben gebaut(Schwarmzellen). Weiselzellen sind 20 bis 25mm lang und hängen nach unten.
Anfangs ist eine Weiselzelle nicht sehr tief doch sie wird mit dem Wachstum der Made verlängert.
Die Außenwand ist durch Zellenähnliche Struktur verstärkt, ist auch sehr luftdurchlässig. Nach dem Schlüpfen der Weisel wird die Zelle meistens abgetragen.
Die Nutzung der Waben wird nach einem gewissen Schema untergeordnet. Das Brutnest befindet sich in der Mitte der Waben, darum liegt ein Kranz von Pollenzellen und vor allem im oberenTeil wird der
Honig gelagert. Dies ermöglicht dem Imker durch geschickte Trennung übereinander,in den Waben nur Honig zu erhalten.
Kittharz
Ein weiterer Baustoff ist der Kittharz, auch Propolis genannt. Es wird von einer kleinen Gruppe von Sammelbienen von harzspendenden Pflanzen, vorwiegend von Knospen abgenagt und in den Stock getragen. Das Kittharz wird zum abdichten von Ritzen, zum Festkleben von lockereren Beuteteilen und zum Überziehen von Fremdkörpern benutzt.
Lebensbedürfnisse
Nahrung
Auch für Bienen sind Kohlenhydrate und Eiweiß die wichtigsten Nährstoffe. Die Kohlenhydrate nehmen die Bienen durch den Honig auf und das Eiweiß stammt aus den Pollen. Neben diesen beiden Nährstoffen sind zur Steuerung der Lebensvorgänge noch Vitamine, Mineralsalze und Wasser erforderlich.
Honig
Der Honig der Biene wird aus dem Nektar der Pflanzen oder auch aus Honigtau hergestellt.
(Honigtau = süßliche Sekrete, die von Blattläusen abgegeben werden) diesen Honig nennt man dann auch Waldhonig. Diese zwei Stoffe verarbeiten die Bienen durch Entzug von Wasser und durch Spaltung des Rohrzuckers in Fruchtzucker (Invertieren) sowie durch Zugabe von körpereigenen Stoffen. Der Invertzuckergehalt von Honig beträgt etwa 80%.
Die Flugbienen benötigen besonders viel Energie bei ihrer Flugtätigkeit. Deshalb haben Flugbienen einen hohen Blutzuckerspiegel. Die Menge des Honigs in der Honigblase muss ständig konstant bleiben, ansonsten verendet die Biene nach kurzer Zeit.
In trachtarmen Zeiten ist es von Vorteil den Bienen Weißzucker zur Überwinterung zu überreichen.
Weißzucker ist Rohrzucker und den invertieren sie genauso wie Nektar und Honigtau. Die dabei entstehenden Einfachzucker (Trauben- und Fruchtzucker) sind leichter verdaulich als manche Honige die auch Mehrfachzuckerenthalten.
Pollen
Aus dem Pollen oder Blütenstaub decken die Bienen ihren Bedarf an Eiweiß und Fett. Nur bei ausreichender Polennahrung entwickeln sich die Futtersaftdrüsen, die den Futtersaft erzeugen, der für die jungen Maden als Nahrung dient. Pollen hat auch Einfluss auf die Wachserzeugung und lässt eine gute Entwicklung der Wachsdrüsen der Jungbienen zu. Der Pollen wird bereits beim Höseln und beim Einspeichern mit Speichelsekreten angedaut und durch einen Honigüberzug konserviert.
Bei längerer Lagerung nimmt die Qualität des Pollens allmählich ab.
Der Nährwert des Pollens ist bei jeder Pflanzenart unterschiedlich. So wechselt der Eiweiß und Fettgehalt. Pollen von Obstbäumen, Mohn, Klee und Raps gilt als wertvoll, von Erle, Birken und Pappeln eher weniger wertvoll. Pollen von Nadelhölzern hat kaum einen Wert. Neben Fett und Eiweiß ist guter Pollen zudem noch reich an Vitamin B. Es hat sich gezeigt, dass sich Vitaminmangel ungünstig auf die Völker auswirken.
Wasser
Wasser ist von enormer Bedeutung, denn es ist für den Ablauf der Stoffwechselvorgänge im Bienenkörper unentbehrlich. Er dient auch als Lösungsmittel, denn im Frühjahr muss das eingedickte Winterfutter wieder verflüssigt werden. Auch bei der Verdauung von Pollen benötigen die Bienen Wasser, ansonsten kann es zu Darmverstopfungen kommen und dies kann zu schweren Schäden bei den Völkern führen. Man sollte den Bienen immer eine Tränke zur Verfügung stellen.
An sehr heißen Tagen dient das Wasser zur Abkühlung im Bienenstock. Dabei verspritzen die Bienen das Wasser in feinen Tröpfchen auf die Waben. Durch die Verdunstungskälte, die durch fächeln verstärkt wird, sinkt die Temperatur im Stock.
Bei Wasserüberschuss, in der Zeit der Wintereinfütterung, muss das Wasser aus dem Stock transportiert werden. Die Bienen nehmen das Wasser auf und verspritzen es durch ihre Afteröffnung im Freien.
Luft
Die Biene nimmt bei der Atmung Sauerstoff auf und gibt Kohlendioxid (Co2) ab. Mit dem Sauerstoff werden die Kohlenhydrate des Honigs verbrannt und dabei wird Energie frei. Auch die Brut braucht Sauerstoff zum Leben. Wegen der Atmungstätigkeiten der Bienen im Stock ist dort der Sauerstoffgehalt etwas niedriger und der Co2 Gehalt etwas höher als in der Außenluft. Im Winter benötigen die Bienen weniger Luft, doch im Sommer und vor allem die Flugbienen benötigen erheblich mehr. Es muss stets für eine gute Durchlüftung im Stock gesorgt werden. Der Luftaustausch erfolgt durch das Flugloch. Im Sommer wird der Luftaustausch durch den regen Sammelbienenverkehr und durch das Fächeln der Bienen vor und hinter dem Flugloch gefördert.
Wärme
Die Brut ist auf verhältnismäßig hohe Temperaturen angewiesen. Die Bienen können ihre Körpertemperatur steuern, was sie im gewissen Grade von der Umwelttemperatur unabhängig macht.
Wie bei allen Tieren wird auch bei der Biene durch Verbrennung von Kohlenhydrate und Fette, Wärme erzeugt. Die Körpertemperatur der Biene liegt über der Umgebungstemperatur und ist von verschiedenen Einflüssen abhängig. Während die Körpertemperatur einer ruhenden Biene nur 1 bis
2 ºC die Umgebungstemperatur übersteigt, so kann die Körpertemperatur einer tätigen Biene dies um bis zu 10 ºC. Die bevorzugte Temperatur liegt bei 35 ºC. Das Bienenvolk ist imstande die Temperatur im Brutnest auf konstante 35 ºC einzustellen. Bei zu großer Wärme können die Bienen durch fächeln und durch verteilen von Wassertröpfchen den Stock kühlen. Ist dieser Austausch von Wärme nicht möglich, so geht das Volk an Überhitzung zugrunde.
In der brutlosen Zeit während des Winters schließen sich die Bienen zu einer sogenannten
Wintertraube zusammen. Es ist die günstigste Form Wärme zu sparen. Der sehr dichte Zusammen-schluß der Bienen in der Randzone ermöglicht eine hohe Innentemperatur, bis Brutnesttemperatur, die aber schwanken kann, wobei die Randtemperatur immer konstante 10 bis 11 ºC beträgt. Die Kältestarre tritt bei etwa 6 ºC ein.
Feuchtigkeit
Die Luftfeuchtigkeit ist im Sommer im Stock etwas höher als in der Außenluft. Die geringste relative Luftfeuchtigkeit beträgt im trockensten Teil der Beute, den Wabengassen des Brutnestes, etwa 40%.
Das Bienenjahr
Das Leben des Bienenvolkes ist in seinem Ablauf und seinen Vorgängen allein auf das Zusammenwirken in engster Gemeinschaft abgestimmt und stark von den Umwelteinflüssen abhängig.
Das Bienenjahr läuft nicht mit dem Kalenderjahr gleich. Es endet mit der letzten Haupttracht im Sommer und beginnt mit der Nachtrachtpflege, der Vorbereitung auf den Winter.
Im August nützt das Bienenvolk die letzten Futterquellen (Rotklee, Sonnenblume, usw.) um Vorräte für den Winter anzulegen. Bevor die Bienen in Winterruhe gehen erhöht die Weisel noch mal ihre Legetätigkeit, um für eine große Anzahl von langlebigen Bienen zu sorgen.
Im September stoppt die Weisel ihre Legetätigkeit und mit dem Auslaufen der letzten Brut im Oktober schließen sich die Bienen eng um die Königin zusammen. Sie bilden eine kugelförmige Wintertraube, mit der sie den Winterruhe verbringen.
Bei Außentemperaturen über 8C erfolgen sogenannte Reinigungsflüge, zur Entleerung der Kotblase. Bei einem langen und strengem Winter kann er sich bis März verzögern.
Im Februar endet die Winterruhe, es beginnt ein neuer Abschnitt im Lebe des Bienenvolkes.
Die Königin sorgt für erhöhte Legeleistung, um das Volk rasch zu vergrößern. Bei einsetzen der Frühtracht kommt es zu einer schnellen Entwicklung des Bienenvolkes. Das Brutnest weitet sich aus, die Sammeltätigkeit beginnt und neue Waben entstehen.
Mit der Haupttrachtzeit im Mai und Juni beginnt ein Abschnitt mit entscheidender Bedeutung. Nach der Aufzucht der Geschlechtstiere, den Drohnen und Weiseln, kommt es zur Vermehrung und dabei zur Aufteilung der bisherigen Gemeinschaft. Ein Teil des Volkes, der Vorschwarm verlässt mit der alten Königin den Stock und sucht sich eine neue Wohnung. Aus dem Muttervolk sind jetzt zwei kleinere Völker entstanden. Wenn jedoch weitere Königinnen schlüpfen kommt es zu Nach-
schwärme, die wieder eine Teilung erfordern würden. Ist das Restvolk zu klein verhindert es automatisch das weitere Schlüpfen von Königinnen. Dieser natürliche Vermehrungsfortgang, das Schwärmen wird von Imker meist verhindert, um eine gezielte Vermehrung zu erreichen.
In dieser Zeit findet auch die Paarung der Königin mit den Drohnen statt. Im Fluge meist in der Höhe von etwa 15 bis 28 m.
Im Juli lassen Tracht und Legetätigkeiten nach. Alle Stockinsassen, die für die Entwicklung im Frühjahr eine Belastung darstellen, also alte, schwache Bienen und Drohnen und Drohnenbrut werden beseitigt und aus dem Stock entfernt. Die sogenannte Drohnenschlacht beendet das Bienenjahr und kennzeichnet die gute Verfassung des Volkes für die Wintervorbereitung.
|