Am Beispiel der katholischen Kirche /
I) Einleitung
Im Rahmen unseres Themas \"Was tut die Kirche gegen Armut?\" habe ich mich mit der katholischen Kirche beschäftigt. Dazu habe ich den Kontakt zu dem Diakon Herrn Kirschner von der Pfarrgemeinde St. Barbara in Ippendorf aufgenommen, dem ich an dieser Stelle für die Zeit, die er mir zur Verfügung gestellt hat, und seine Hilfsbereitschaft, offen über die Konzepte der Kirche und der Caritas zu sprechen, ganz herzlich danken möchte. Ohne ihn hätte ich nur wenig Informationen zur Verfügung gehabt. Da Herr Kirschner nicht nur seine Gemeinde gut kennt und für sie sorgt, sondern auch eng mit der Caritas zusammenarbeitet, konnte ich bei ihm viel erfahren und musste mich nicht mit unpersönlichen Tabellen und Zahlen abgeben.
II) Was tut die katholische Kirche gegen Armut?
a)Der Seelsorger, ehrenamtliche Mitarbeiter und die Gemeinde (Beispiel: St. Barbara/ Ippendorf)
Im Gespräch mit Herrn Kirschner erfuhr ich, dass Ippendorf wenig Armut aufzuweisen hat. Diese Gemeinde ist im Übrigen alt gewachsen, und man kennt sich zum großen Teil noch. Somit gibt es hier Nachbarschaftshilfe, und die Gemeindemitglieder leben nicht anonym vor sich hin. Wenn jemand in Not gerät, so kümmert sich die Gemeinde um ihn. Man kocht zum Beispiel für Ältere, die wenig Rente haben und körperlich nicht mehr dazu in der Lage sind. Ebenso informieren Gemeindemitglieder den Seelsorger, wenn sie feststellen, dass bei einer Familie oder auch bei Einzelnen etwas nicht in Ordnung zu sein scheint und jemand Hilfe braucht, egal welcher Art. Wenn möglich, wird sofort geholfen; d.h. bei kleineren Beträgen, wie einer nicht bezahlten Stromrechnung, oder wenn ein Gespräch nötig ist, das man lieber mit dem Seelsorger führt als mit unbekannten Sachbearbeitern. Muss die Hilfe aber darüber hinausgehen, so informiert der Seelsorger über Möglichkeiten und begleitet in manchen Fällen die Betroffenen, um ihnen die Schwellenangst zu nehmen. Die Ursachen der Armut sind meistens Arbeitslosigkeit oder Scheidungen. Bei Arbeitslosigkeit des Mannes tritt zumeist ein Minderwertigkeitsgefühl auf, das häufig mit Alkohol kompensiert werden soll. Kommt es dann zur Abhängigkeit von dieser Droge, ist körperliche Gewalt in der Familie nicht mehr auszuschließen. Sie geht kaputt, und die Leidtragenden sind die Kinder.
Scheidungen führen zu geringeren Einkommen beider Partner. Auf Grund der Ablehnung, die man erfährt, und der schlechten Versorgung kann es zu Haltlosigkeit, verursacht durch Verzweifelung, kommen. Der Abstieg ist dann der gleiche wie bei der Arbeitslosigkeit. Ohne fremde und geschulte Helfer geht es in solchen Fällen nicht mehr, voraus- gesetzt man sucht sie auf. In Einzelfällen hat es wohl gereicht, wenn der Mann wieder Arbeit fand, was allerdings sehr selten ist, oder man einen neuen Partner traf, der einem das Gefühl der Lebensqualität neu vermittelte. Viele Menschen brauchen aber Hilfe, und diese muss bezahlt werden. In der Gemeinde Ippendorf wird deshalb im November für Bedürftige für die Caritas und den Eigenbedarf gesammelt. Im Jahr 2002 kamen hier 8870€ zusammen. Dieses setzt sich wie folgt zusammen:
Zum einen gehen ehrenamtliche Mitarbeiter von Haus zu Haus, es gibt Überweisungen und die Kollekte. Auch Kleiderspenden werden genommen. 95% des gesammelten Geldes bleiben in der Gemeinde, die restlichen 5% werden an den Caritasverband abgeführt.
Weiterhin hat die Gemeinde von dem für sich gesammelten Betrag immer wieder auch andere unterstützt, so wie die Hochwasseropfer, die Winterhilfe für Obdachlose und hat auch Weihnachtsgeschenke für bedürftige Kinder gekauft.
b) Caritas
Was ist \"Caritas\"? Das Wort leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet (christliche Nächsten-) Liebe. In der \"Caritas\" bedeutet das die praktische Hilfe für den Nächsten. \"Der katholische deutsche Caritasverband\" ... \"wurde 1897 als Bund der Diözesan- Caritaswerke gegründet und gehört zu den größten Trägern der Freien Wohlfahrtspflege\". (siehe 1) Familienhilfe, Alten- und Krankenpflege gehören zu seinen Ressorts.
c)Caritas in Bonn
Der Caritasverband für die Stadt Bonn e.V. umfasst Betreuungs- und Hilfsangebote wie Beratungsstellen, stationäre Seniorenpflege, ambulante Pflegedienste, Hilfen für psychisch Kranke, Hilfen bei Suchtproblemen, Hilfen und Betreuung für Jugendliche und junge Erwachsene, Hilfen und Betreuung für Senioren, Erholungsangebote und Wohnungslosenhilfe. (siehe 2) Im Folgenden möchte ich aus diesem Programm einige Betreuungs- und Hilfsangebote herausstellen.
-Zentrale Schuldnerberatungsstelle:
Hier gibt es Hilfe für alle, die sich finanziell verschuldet bzw. hoch verschuldet haben. Allerdings beträgt die Wartezeit 9 Monate. Man erhält Unterstützung bei Verhandlungen mit Gläubigern, bei der Streckung von Krediten, bei drohenden Pfändungen und bei der Aufstellung eines Finanzplanes, der es einem erlaubt, zumindest noch die notwendigen Dinge erwerben zu können. Auch auf die Einhaltung des Planes wird geachtet. Das bedeutet, dass man doch wieder lernt, mit Geld umgehen zu können und eventuell den Schuldenberg abbauen kann, vorausgesetzt er ist nicht ins Unermessliche angestiegen.
-Prälat- Schleich- Haus
Dieses Haus bietet für alleinstehende und wohnungslose Männer:
Übernachtungsbereich
Aufnahme- und Übergangsbereich
Dauerwohnbereich
Resozialisierungsbereich
Die Männer werden hier auch verpflegt. Allerdings wird dieses Haus von Obdachlosen nicht unbedingt gern aufgesucht, da es hier durchaus auch zu Diebstählen kommt. Insgesamt ist wohl zu sagen, dass nur wenige Obdachlose den Weg zurück ins \"normale\" Leben schaffen. Häufig sind sie erst bereit sesshaft zu werden, wenn der Körper die Ansprüche auf der Straße nicht mehr verkraftet und sie krank werden. Diese Menschen finden dann auch Aufnahme in Klöstern oder Heimen, wo sie gepflegt werden.
-Das Lädchen
Hier versucht man arbeitslose junge Frauen in das Berufsleben wieder einzugliedern. Das Projekt wird vom Arbeitsamt Bonn gefördert und ist nicht gewinnorientiert.Beschäftigt werden hier Frauen aller Religionen und Nationalitäten. Sienähen und verkaufen Textilien und auch Second- Hand Ware. Durch einen Einkauf kann man das \"Lädchen\" unterstützen, das sich bereits selbst trägt. (siehe 2)
-Fahrradbude
Hier werden gebrauchte Fahrräder sorgfältig repariert und günstig verkauft. Das Gleiche gilt auch für Ersatzteile. Ebenso kann man sein eigenes Fahrrad zu einem geringen Preis reparieren lassen. Die Arbeit führen arbeitslose Jugendliche unter der Anleitung eines Meisters durch. Sie sollen für eine Ausbildung oder für die Rückkehr auf den Arbeitsmarkt vorbereitet werden. (siehe 2)
Dieses ist selbstverständlich nur eine kleine Auswahl der Arbeiten der Caritas. Sie zeigt aber auch das innovative Vorgehen des Verbandes.
d)Zusammenarbeit der Kirchen und der Stadt Bonn
Wie Herr Kirschner mir sagte, ist die Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche und auch der Stadt Bonn zum größten Teil als sehr gut zu bezeichnen. Er selbst arbeitet mit der evangelischen Gemeinde vom Venusberg zum Beispiel ausgezeichnet zusammen. Das bedeutet für Hilfesuchende natürlich auch, dass es nicht auf die Religionszugehörigkeit ankommt. Man hilft, wo Hilfe gebraucht wird, so wie Jesus es gelehrt hat. Am wichtigsten ist es wohl zu wissen, wer wo und wie am besten helfen kann. Ein Projekt, das zum Beispiel beide Kirchen, die Stadt und auch die Geschäftsleute unterstützen, ist die Bonner Tafel. Hier können Bedürftige eine warme Mahlzeit bekommen oder auch einkaufen. Geschäftsleute und Privathaushalte spenden Lebensmittel, ehrenamtliche Mitarbeiter kochen.
III) Schlussbemerkung
Sowohl die katholische Kirche mit der Caritas als auch die evangelische mit dem Diakonischen Werk stellen Einrichtungen zur Verfügung, die Bedürftige/Arme aufsuchen und nutzen können. Ohne diese beiden Kirchen sähe es wohl mit der Armut in Deutschland, die immer mehr zunimmt, ganz schlecht aus; denn der Staat könnte die selbstgestellten Aufgaben der Kirche nicht finanzieren. Ebenso verhält es sich mit allen sozialen Institutionen.
Ergänzend möchte ich noch hinzufügen, dass die katholische Kirche nicht nur die Caritas finanziert, sondern auch \"Esperanza\", hauptsächlich eine Hilfe für schwangere Frauen in Not. Diesen steht \"Esperanza\" mit Rat und Tat zur Seite, ebenso wie allen Frauen, die einer ungewollten Schwangerschaft vorbeugen möchten. Sie nimmt sich auch der Männer an, die für ihre kleinen Kinder sorgen, bzw. die ihren Frauen und Mädchen eine Hilfe sein möchten. Weiterhin werden Missionsprojekte wie Miserior und Adveniat von der katholischen Kirche finanziert. Also auch die dritte Welt profitiert von der Hilfe der Kirche. Besonders zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang noch die \"Sternsinger - Aktion\". Jedes Jahr nach Weihnachten zu den Heiligen Drei Königen singen Kinder und Jugendliche in Deutschland für Altersgenossen in der dritten Welt.
2003 kamen hier allein 28 Mio. Euro zusammen.
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