Greenpeace besetzt Brent Spar, Shell entschuldigt sich dafür öffentlich in Anzeigen und Philip Morris ruft zur Rettung der Wale auf. Die Anzahl der PR-Kampagnen hat in den letzten Jahren drastisch zugenommen. Durch die oft spektakulären PR-Aktionen z.B. von Greenpeace kann der eigentliche Sachverhalt leicht in den Hintergrund gedrängt werden. Diese PR-Aktionen sind dramaturgisch aufgebaut wie ein Theaterstück.
In diesen Kampagnen agieren die Guten und die Bösen. Im Fall Brent-Spar war die NPO Greenpeace der David, der in seinem winzigen Schlauchboot gegen die riesige Bohrinsel des Goliath Shell zu kämpfen hatte. Diese Bohrinsel wurde zum Symbol für die Verschmutzung der Natur. Die Folge war, daß es Anschläge auf Shell-Tankstellen und einen Boykott gegenüber Shell gab. Dies kann man als Vernachlässigung komplexer gesellschaftlicher Sachverhalte ansehen. Es gibt abgesehen von Shell sicherlich noch sehr viele Unternehmen, die der Umwelt großen Schaden zufügen.
Während traditionell gemeinwohlorientierte Organisationen, also z.B. Vereine, Verbände und NPO, Sozialkampagnen inszenieren, wählen zunehmend auch kommerzielle Wirtschaftsunternehmen Strategien, die sich direkt auf soziale Anliegen beziehen. Dies ist auch nötig denn die profitorientierten Unternehmen, die vielleicht schon einmal negativ aufgefallen sind haben es in der heutigen Zeit bitter nötig, ein positives Erscheinungsbild zu wahren oder zu erlangen. Sehr häufig kam es in den letzten Jahren zu Boykotten. Beispielsweise war es aufgrund der provokanten Werbung zeitweise verpönt, bei Benetton zu kaufen.
Auch französischer Wein wurde gemieden und eben die Shell-Tankstellen. Die Glaubwürdigkeit sozialer Kampagnen seitens profitorientierter Unternehmen kann jedoch in Frage gestellt werden. Denn es ist ziemlich offensichtlich, daß eine derartige Firma solche Kampagnen nicht betreibt, um die Welt zu verbessern sondern um sein Image und seinen Umsatz zu verbessern. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Die Regel wird auch dadurch bestätigt, daß die meisten Unternehmen sich in sozialen Fragen engagieren, denen sie selber nicht nahe stehen. Wäre es nicht viel sinnvoller wenn der Tabak-Gigant Philip Morris sich für den Kampf gegen den Lungenkrebs einsetzte ? Die Problematik läge in diesem Fall zwischen Zeigefinger und Mittelfinger.
Da das Unternehmen Zigaretten herstellt, wäre es unglaubwürdig, wenn es sich gegen das Rauchen einsetzen würde. Leider besteht die Gefahr, daß durch die Schwämme an Sozial-Kampagnen die Kampagnen der NPO aus dem intermediären Gesellschaftsbereich an Wirkung verlieren.
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