Die Frustration der ostdeutschen Bevölkerung über den Mangel an Reformen in der DDR wurde durch Beispiele des Wandels in Polen, Ungarn und der Sowjetunion verstärkt. Im Verhältnis zu den Nachbarstaaten ging es den DDR Bürgern recht gut, aber die Tatsache daß die SED Führung ebenfalls Reformen einleitete provozierte Unzufriedenheit und Mißmut. Viele Bürger verloren die Hoffnung, schmiedeten resigniert Fluchtpläne oder suchten nach Alternativen innerhalb des Landes.
Im Jahre 1980 wurde nach Streiks und Unruhen von Arbeitern der Werft in Danzig eine unabhängige Gewerkschaftsbewegung, Solidarnosc genannt, gegründet, aus der sich später der gleichnamige Gewerkschaftsbund herauslöste. Die Führung der DDR fürchtete ein eventuelles Übergreifen dieser Ideen auf das eigene Land. Streiks und Arbeiterproteste waren zu dieser Zeit sehr wohl möglich, aber eher unwahrscheinlich, gewesen. Dennoch sorgte man sich um die Aufrechterhaltung der inneren Stabilität, die immer mehr gefährdet schien. Die Regierung in Ostberlin entschied sich zu einigen Vorsichtsmaßnahmen, wie die Aufhebung des visafreien Personenverkehrs mit Polen. Hatte man bereits Jahrzehnte vorher mit der Abgrenzung gegen den Westen begonnen, so mußte sich die SED jetzt auch noch gegen den verbündeten Osten schützen. Man erklärte kurzer Hand die Revolution in Polen zu einem Werk der imperialistischen Kräfte des Westens. Am 13. Dezember 1981 wurde über Polen das Kriegsrecht verhängt und jegliche Aktionen der Gruppe \"Solidarität\" verboten. Zwei Jahre später wurden entgegen allen Hoffnungen der DDR Führung Zugeständnisse gemacht, und die Polen erhielten ein gewissen Maß an Freiheit und politischem Pluralismus, was in anderen kommunistischen Ländern bis dato noch völlig unbekannt war.
Ein Jahr später war das Übergreifen der polnischen Reformen auf andere Staaten des Ostblocks kaum mehr zu übersehen. Zwischen 1982 und 1984 kam es in Ungarn zu intensiven Diskussionen, die die wirtschaftlichen und politischen Zukunft des Landes behandeln sollten. Die polnische Regierung stimmte Maßnahmen zur Verstärkung der unternehmerischen Freiheit, dem Prinzip der persönlichen Verantwortung für ökonomische Leistung und einer Liberalisierung des Wahlgesetzes zu. Das Gewinnen ausländischer Investoren sollte außerdem Geldmittel für die wirtschaftliche Sanierung Ungarns aufbringen. Auch die DDR bemühte sich unter Hocker um eine wirtschaftliche Öffnung nach Außen, wobei das Eindringen demokratischer Ideen weitgehend verhindert werden mußte. Honecker wich auch nach 1985, als Michael Gorbatschow der neue Generalsekretär der KPdSU wurde, nicht von seiner politischen Linie ab.
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