Durch die Vergrößerung des Machtbereiches Rußlands bis nach Mitteleuropa, wodurch Rußland sich ein Schutzwall vor dem Kapitalismus aufgebaut hat, wurde der von Westeuropa erbaute Schutzwall gegen den Kommunismus entfernt. Durch den Druck von Rußland auf Persien und die Türkei und auf Deutschland durch die Berliner Blockade 1948/49 wurde ein Bedrohtheitsgefühl der westlichen Führungen hervorgerufen(Berliner Blockade: von der Sowjetunion verhängte Sperrung der Land- und Wasserwege für den Personen- und Güterverkehr zwischen Westberlin und Westdeutschland vom 24.06. 1948 bis 12.05. 1949). Hierdurch wurde die Hilfe Amerikas angenommen, wodurch Reste von Eigenständigkeit und Unabhängigkeit aufgegeben werden mußten. Mit der Verknüpfung mit der Truman-Doktrin am 12.3.1947 lag die weitere Entwicklung in der Hand der Amerikaner, die vom Besatzer zum Beschützer Deutschlands und Westeuropas wurden. Durch die Gründung der NATO durch die Benelux-Staaten, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Island, Italien, Kanada, Norwegen, Portugal und den USA am 4.4.1949 in Washington D.C. wurde der Zustand legalisiert.
Die weitere Entwicklung der NATO läßt sich am besten in sechs Abschnitte einteilen.
Die erste Phase, die Aufbau- und Ausbauphase, begann 1949 und endete gegen 1955. In dieser Phase sind Griechenland und die Türkei am 18.2.1952 und Deutschland am 9.5.1955 der NATO beigetreten. Man versuchte während dieser Zeit die Europäische Verteidigungsgemeinschaft zu gründen, die zwar von Deutschland, Italien und den Benelux-Staaten anerkannt wurde, aber an der Entscheidung der Franzosen scheiterte, wodurch sich herausstellte, daß die NATO das einzig wirksame westliche Verteidigungsbündnis ist(EVG (1952) sah vor, daß die Streitkräfte Frankreichs, Italiens, der Benelux-Staaten und Deutschlands unter ein gemeinsamen Oberbefehl kamen).
Die zweite Phase ist die Sicherungs- und Festigungsphase, die sich an die erste Phase anschloß und 1967 endete. Den Höhepunkt erfuhr sie durch die Berlinkrise 1961(In der Berlinkrise stellte Chruschtschow den Vier-Mächte-Status Berlins in Frage und forderte Verhandlungen, mit dem Ziel Westberlin der DDR anzuschließen und die Alliierten zum Abzug zu bewegen, um die Fluchtbewegung aus der DDR über West-Berlin einzustellen. Präsident John F. Kennedy formulierte daraufhin die drei Grundsätze (1. Recht auf Anwesenheit in West-Berlin, 2. Recht der Westmächte auf Zugang zu Berlin, 3. Verpflichtung der Westmächte die Selbstbestimmung der Westberliner und die freie Wahl ihrer Lebensform zu gewährleisten.) am 25. Juli 1961 in einer Fernsehrede. Da sich von Seiten der DDR anscheint nichts ausrichten ließe, wurde schließlich der Bau der Mauer am 13.August 1961 begonnen.) und die Kubakrise 1962 (Amerikaner entdeckten am 14.Oktober 1962 auf Kuba den Aufbau einer sowjetischen Raketenbasis. Daraufhin entschloß sich die USA eine Quarantäne über Kuba auszuhängen, mit dem Ziel, daß die Russen ihre Atomraketen wieder abziehen würden. Es fanden schließlich Verhandlungen statt, die zur Folge hatten, daß Rußland seine Raketenbasis abbaute und die USA in Erwägung zog ihre Raketen aus der Türkei zu entfernen.). In dieser Phase gab es auch mehrere innere Konflikte, als Großbritannien und Frankreich im Konflikt um den Suez-Kanal versuchten ihre kolonialen Restbestände aufrechtzuerhalten. Diese Phase endet mit dem Austritt Frankreichs aus der Militärintegration.
Die dritte Phase , von 1967 bis Mitte der 70er Jahre, wurde durch die internationale Entspannungspolitik gekennzeichnet. Die NATO bekam den Auftrag, neben der militärischen Verteidigung auch mit Hilfe politischer Maßnahmen die Sicherheit Europas zu sichern. Ihr neues Ziel wurde nun die Suche nach einer gerechten und dauerhaften Friedensordnung in Europa.
Die vierte Phase, von Mitte der 70er bis Mitte der 80er Jahre, kennzeichnet die Konfrontation zwischen Westeuropa und den USA. Am 14.8.1974 verläßt Griechenland die NATO, wegen der Invasion durch türkische Truppen auf Zypern. Die Differenzen zwischen Westeuropa und der USA nahmen zu. Besonders konfliktreich wurden die Auseinandersetzungen in Folge auf den NATO-Doppelbeschluß, als große Teile der Westeuropäischen Bevölkerung und Regierungen den Doppelbeschluß nicht unterstützten. Der Doppelbeschluß war die Antwort auf die Mittlestreckenraketenaufrüstung der Russen. Er beinhaltete, daß es bis Ende 1983 zu friedlichen Verhandlungen kommen müsse oder man sehe sich gezwungen 108 Pershing-II-Raketen und 464 Marschflugkörper in Westeuropa aufzustellen. Die Verhandlungen blieben erfolglos und so begann man mit der Aufstellung. Die Verhandlungen wurden dann später wieder aufgenommen und man schloß ein Abkommen über die Beseitigung aller landgestützden Mittelstreckenwaffen in Europa. Trotz dieser Konflikte trat Spanien am 30.5.1982 der NATO bei.
Die fünfte Phase, von 1985 bis 1989, ist eine kurze Übergangszeit. In dieser Zeit leitete Gorbatschow eine neue Außenpolitik in Rußland ein. Für die NATO war dieses eine neue Herausforderung, denn man wußte nicht wie man darauf reagieren sollte. Es wird von Ronald Reagan und Gorbatschow der INF-Vertrag über die Abrüstung landgestützder Mittelstreckenraketen geschlossen (INF: Abk. für engl. Intermediate-range Nuclear Forces \"nukleare Mittelstreckenwaffen\" seit 1981 geführte Verhandlungen zwischen den USA und Rußland über die atomaren Mittelstreckenwaffen (Reichweite zw. 1000 u. 5500 km). Sie führten im Dezember 1987 zur Unterzeichnung eines Abkommens zur Vernichtung dieser und anderer Mittelstreckenraketen.).
Die sechste Phase beginnt mit dem politischen Zusammenbruch des Ostblockes. Durch dieses Ereignis ist der Zusammenbruch des Warschauer Paktes vorprogrammiert und die NATO wird vor eine neue internationale Konstellation gestellt. Der politische Wandel in Osteuropa und in der Sowjetunion, die dadurch hervorgerufene Sicherung der westlichen Demokratien, die Wiedervereinigung Deutschlands und das fortschreiten in den Verhandlungen über die Rüstungskontrolle bringen der internationalen Sicherheitspolitik und der NATO enorme Vorteile.
Nach dem Zusammenbruch des Ostblockes stellte sich nun die Frage, was die künftigen Aufgaben der NATO sein werden, da sie zur Abwehr eines Angriffes des Warschauer Paktes gedacht war und dazu nicht mehr benötigt wird. Obwohl die Bedrohung nun beendet war, waren sich die Bündnispartner einig, daß die NATO immer noch notwendig ist, da sie als Stabilitätsanker einer euro-atlantischen Sicherheitsordnung, als transatlantisches Bindeglied und als Versicherungsgemeinschaft gegen verbleibende militärische Risiken benötigt wird. Daher soll sie in Zukunft die Aufgaben des, des Durchsetzungsinstrument der Rüstungskontrolle und eines intakten Militärbündnisses, das die Vereinten Nationen militärisch unterstützen soll, um den Weltfrieden zu sichern, übernehmen.
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