Sokrates ging davon aus, dass jeder Mensch aufgrund seiner Vernunft, die menschlich und naturgegeben ist, die Wahrheit verborgen in sich trage. Diese müsse nur "geboren" werden, weshalb Sokrates seine Lehre als Mäeutik, also Hebammenkunst, auffasste. Mit der Mäeutik wollte Sokrates den Menschen helfen, ihr "Ideenbaby" auf die Welt zu bringen. Durch das elenktische Verfahren, seinem Gesprächspartner so lange Fragen zu stellen, bis diesem klar wird, dass er nur "Scheinwissen" anwendet, diesen dann auf die Suche nach dem wahren Wissen zu schicken, versuchte Sokrates seinen Mitbürger zur Besinnung auf das Wesentliche zu führen, vom Besonderen zum Allgemeinen zu kommen, um schließlich zur Wesensbestimmung zu gelangen.
Sokrates stellte die Frage nach dem Guten (agathon) und der Tugend (arete), die das richtige Handeln begründeten und schließlich die Glückseligkeit herbeiführen sollten. Diese Vollkommenheit könne aber erst nach erlangter Selbsterkenntnis eintreten, weshalb Sokrates forderte: "Erkenne Dich selbst!"
Jeder solle sich um seine Seele sorgen, sich also um die philosophische Einsicht in das Wesen der Tugenden bemühen, da nämlich das Gutsein des Menschen aus der Verfassung seiner Seele entspringe. Tugend sei Wissen und weil jeder zur Tugend geeignet, weil zur Erlangung der Weisheit befähigt sei, könne jeder lernen, gut und wissend zu werden und dieses theoretische Wissen in Form von sittlichem Handeln in die Praxis umzusetzen. Sokrates stellte sich gegen das Streben nach dem Materiellen, weil für ihn die Sorge um "äußere" (also materielle) Güter das Streben nach falschen Gütern war. Für ihn war die wesentlichste aller Aufgaben das Erkennen und Erlangen der Tauglichkeit und Tüchtigkeit (die spezifische arete) der menschlichen Seele, weil diese das Gute hervorbringe. Obgleich Sokrates überzeugt war von der Auffassung
"Niemand tut gegen besseren Wissens freiwillig Böses." , so war er doch der Meinung, dass sich die meisten Menschen aufgrund ihrer Unkenntnis über Gut und Böse im Irrtum über das Wesentliche des Lebens befänden und deshalb schlecht, weil nicht um die Seele sondern um Äußeres besorgt, handelten.
Und hier setzte Sokrates seine Mäeutik und Elenktik ein, brachte Scheinsicherheiten zum Einsturz und verhalf den Menschen zur Selbsterkenntnis, durch die sie sich schließlich Rechenschaft über ihr Leben ablegen konnten, was das Ziel des philosophischen Gespräches war. Für Sokrates war die Philosophie die Anwendung von Verstand und Vernunft, so dass auch sein Verständnis von Gerechtigkeit, Liebe, Tugend und Selbsterkenntnis rein rational war.
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