Wie sah das Verhältnis zwischen den griechischen Philosophen und den Lehren der Bibel aus? Bestand ein Widerspruch zwischen Bibel und Vernunft, oder ließen Glaube und Wissen sich vereinen? Fast alle Philosophie des Mittelalters kreiste um diese eine Frage.
Augustinus lebte von 354 bis 430. Er versuchte sich an vielen religiösen und philosophischen Strömungen, ehe er zum Christen wurde. Eine Zeitlang war er Manichäer. Die Manichäer waren eine für die Spätantike sehr typische Sekte, die eine halb religiöse und halb philosophische Heilslehre verkündeten. Sie teilten die Welt in Gut und Böse, Licht und Finsternis, Geist und Stoff ein. Eine Zeitlang war Augustinus von der stoischen Philosophie beeinflusst (die Stoiker stritten eine scharfe Trennung zwischen Gut und Böse ab), vor allem aber wurde er von der zweiten wichtigen philosophischen Richtung der Spätantike geprägt - dem Neuplatonismus. Hier stieß er auf den Gedanken, dass das gesamte Dasein göttlicher Natur sei. Augustinus war der erste Philosoph, der die Geschichte in die Philosophie einbezog.
Er lebte in einer ausgesprochenen Krisenzeit. Er starb 430, als die Vandalen Hippo belagerten. Das durch den Druck der Völkerwanderung schon lange bedrohte weströmische Imperium erlitt seinen ersten großen Schock durch die Einnahme und Plünderung Roms durch die Westgoten im Jahre 410.
Die Kirche war im Mittelalter sehr stark von Männern dominiert, was jedoch nicht heißt, dass es keine Denkerinnen gegeben hätte. Eine davon war Hildegard von Bingen. Sie lebte von 1098 bis 1179 als Nonne im Rheinland. Sie war eine Frau, arbeitete aber trotzdem als Predigerin, Schriftstellerin, Ärztin, Botanikerin und Naturforscherin.
|