Spanier und Portugiesen lenkten ihre Schiffe zunächst nach Süden, 1486 erreichten die Portugiesen das Kap der Guten Hoffnung, 1498 erreichte Vasco da Gama Indien und 1500 Cabral Brasilien. An allen Küsten entstanden Kolonien (Goa, Macao im Fernen Osten) und Vizekönigreiche (Brasilien). Die Entdeckungsfahrten der Spanier unter Christoph Columbus nach Mittelamerika (1492), unter Cortez nach Mexiko (1519-1521), nach Chile, Argentinien und Peru waren nicht weniger erfolgreich.
Beide Staaten bewegten sich noch ganz im mittelalterlichen Enheitsdenken. Darum gaben sie jedem Kolonialheer Missionare bei, die die neueroberten Gebiete christianisieren sollten. Im Streit um die Herrschaft in Amerika beriefen sie Papst Alexander VI. 1493 zum Schiedsrichter, daß er durch eine Demarkationslinie die Missionssprengel abteile und damit auch die Länder begrenze. Die Konquistadoren errichteten nicht nur mit Gewalt die spanische oder portugiesische Herrschaft, sondern auch eine ganz nach dem Geist ihrer Heimatländer geprägte Kirche. Wo die Einheimischen der militärischen Gewalt nicht Widerstand leisteten, wie in Süd- und Mittelamerika, hatte, äußerlich gesehen, das Land bald ein christliches Gesicht: Kirchen im überladenen Barockstil, feurige Marienfrömmigkeit und schwärmerische Gottesdienste waren aber nur die Frucht von Zwangsbekehrungen.
Der edle Dominikaner Las Casas (1474-1566) führte einen jahrzehntelangen Kampf um eine menschenwürdige Behandlung der Indianer und um Gewissensfreiheit, freilich vergeblich. Nur ganz vereinzelt konnte in 250 Jahren ein Einheimischer zum Priester geweiht werden. Die Kolonialmächte hatten Angst, durch ein einheimisches Christentum die Herrschaft zu verlieren. Und ließ man schon die Indianer ein wenig aufkommen, dann nur gegenüber den Negersklaven, die das Christentum nur als verlängertes Schwert ihrer Herren ansahen. Der hl. Petrus Claver hatte einen schweren Stand ihnen gegenüber, die er durch Güte und Fürsorge gewinnen wollte, und gegen die Regenten, denen er ein Zerstörer der Macht schien.
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