Peirce ist der "founding father" des amerikanischen Pragmatismus und zugleich der erste Philosoph der USA der weltweit Bedeutung erlangte (für Karl R. Popper ist er "one of the greatest philosophers of all time"). Durch seinen Vater (Professor der Mathematik in Harvard) wurde er früh mit formalen Kalkülen vertraut, interessierte sich aber darüber hinaus vor allem für Philosophie und Logik. Durch Studien Kants Kritik der reinen Vernunft wurde sein geradezu obsessiver Blick auf die Struktur unserer Zeichen geweckt, war doch Kants Hauptpointe: Alles Reale muss, um überhaupt erkennbar zu sein, durch Anschauungsformen und Kategorien bezeichnet werden. Die Phänomene enthalten also, als durch Zeichen (semiotisch) vermittelt - denn nach Peirce kann nur durch Zeichen etwas bestimmt werden -, Gedanken. Von "transzendentalphilosophischen" Ansprüchen Kants (v.
a. von der These des absolut unerkennbaren ) rückt Peirce jedoch bald ab. In frühen Vorlesungen arbeitet er erstmals die anti-cartesianischen Pointen seiner späteren Semiotik und seines Pragmatismus heraus: Er kritisiert v.a. die These, dass wir durch Introspektion und Intuition, also durch Bewusstseinsakte die unabhängig von unserem Zeichengebrauch auf Gegenstände und auf uns selbst gerichtet werden könnten, in der Lage seien, wahre Erkenntnisse zu gewinnen. Er stellt die berühmte These auf: "There is no power of thinking without signs"; stellt somit die Zeichenvermitteltheit allen Denkens dagegen.
In ihr kündigt sich bereits jene Hinwendung zur Sprache an, die die Philosophie des 20.Jhdts. beherrschen wird. In den Jahren ab 1870 entwickelt er seinen Pragmatismus, der in erster Annäherung besagt, dass Wahrheit nicht introspektiv entspringt, sondern abhängig ist von "experimentierender" Selbstkontrolle und praktischer Bewährung. Weiters: Etwas für wahr halten führt nicht zur quietistischen Ruhe eines selbstgenügsamen Wissens, sondern erzeugt eine, auf die Zukunft gerichtete, Handelsdisposition. Das umfangreiche Spätwerk entstand, nach dem Ende seiner Lehrtätigkeit an der Universität von Baltimore, in akademischer Isolation unter schwierigsten ökonomischen Verhältnissen.
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