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philosophie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Tolstois

Buddhas bedeutung



Buddha bedeutet für die Anhänger Schutz vor dem unfassbaren Leiden, das die Welt erfüllt. Die Aussicht, dass dieses Leben vielleicht das Letzte ist, was noch durchlitten werden muss, gibt den Menschen Kraft und die nötige Gelassenheit für die täglichen Herausforderungen. Buddhas Lehren bedeuten einen Lichtblick, eine Zuflucht in einer Welt, die durch die Reinkarnation hoffnungs-, weil endlos ist. Buddha war es, der den Ausweg erkannt hat. Mag dieser Weg noch so schwer zu begehen sein, er ist der einzige, der für diese Menschen eine echte Alternative zum hinduistischen Glauben bietet. Die Welt ist voller Geister und Dämonen und anderer Beschwernisse. Buddha lehrte, diese als Illusion zu erkennen; damit nahm er ihnen die Macht, die sie über die Menschen besassen.
In den ersten rund 600 Jahren seit dem Wirken Buddhas war jegliche bildliche Darstellung des Heiligen verpönt. Auf dem mittleren Eingangstor zur Stupa sieht man den \"Bodhi-Baum\", unter dem Buddha seine Erleuchtung erlebte. Zu beiden Seiten des Baumes befinden sich Gestalten in anbetender oder verehrender Haltung. Am Fusse des Baumes steht ein Thron. Es ist offensichtlich der Thron Buddhas. Aber er ist leer. Der Heilige wurde ganz bewusst weggelassen - ein Ausdruck der Verehrung und eine Antwort auf sein Anliegen und seine Botschaft.
Erst später änderte sich diese Haltung. Buddha wurde zunehmend als Skulptur dargestellt, wodurch sich auch die theologische Sichtweise veränderte: Die Statuen wurden Ziel der Verehrung. Man erwartete von ihnen wundertätige Kraft und Segen für ein Leben, das Buddha sebst als Illusion verstanden hatte. Das Abbild Buddhas sollte helfen, dem Dasein Sinn abzuringen, den Durst nach Leben zu stillen und dem Leid zu entgehen. Aus seiner Philosophie wurde die Religion des Buddhismus. Buddha selbst hätte diesen Kult um seine Person nie geduldet, lehnt er doch alles ab, was nicht unmittelbar zur Lehre gehörte und damit vom Weg zum Nirwana ablenkte.
Der Buddhismus erlebte Verfall und Auszehrung einiger institutionell verkommener und verhärteter Formen. Es setzte sich aber immer wieder Buddhas Forderung nach praktischer Durchführbarkeit der Lehre durch. So erlebt der Buddhismus eine lebendige Entwicklung bis zum heutigen Tag. Die Vermischung mit anderen Kulten fand trotz allem nur an der Oberfläche statt, die Essenz der Lehre blieb unangetastet - wohl deshalb, weil Buddha gleich zu Beginn seiner Tätigkeit als Wanderprediger und spiritueller Lehrer die Ueberlieferung seiner Vision und persönlichen Weltsicht mit wenigen, eingängigen Grundsätzen zementierte.

 
 

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