Zur gleichen Zeit wie Parmenides lebte Heraklit (ca. 540-480 v. Chr.) aus Ephesos in Kleinasien. Er hielt gerade die dauernden Veränderungen für den grundlegendsten Charakterzug der Natur. "Alles fließt" meinte Heraklit. Alles ist in Bewegung und nichts währt ewig. Er wies ebenfalls darauf hin, dass die Welt von dauernden Gegensätzen geprägt ist. Wenn wir niemals krank wären, würden wir nicht begreifen, was Gesundheit bedeutet. Sowohl Gut als auch Böse haben einen notwendigen Platz in der Ganzheit, meinte Heraklit. In allen Veränderungen und Gegensätzen der Natur sah Heraklit also eine Einheit oder Ganzheit. Dieses "Etwas", das allem zugrunde liegt, nannte er "Gott" oder "Logos" (=Vernunft).
Die Vernunft des Parmenides stellte klar, dass sich nichts ändern kann. Aber die Sinneserfahrungen des Heraklit stellten ebenso klar, dass in der Natur dauernd Veränderungen stattfinden. Parmenides sagt, dass sich nichts ändern kann und dass die Sinneseindrücke deshalb unzuverlässig sein müssen. Heraklit sagt, dass sich alles verändert ("Alles fließt") und dass die Sinneseindrücke zuverlässig sind.
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