Da es klar war, daß es noch Jahre dauern würde, bis mit dem Bau des Museumsquartiers überhaupt begonnen wird, entschloß man sich dafür, diese "Schachtel" für einen temporären Bau zu adaptieren.
Dieser sollte am Karlsplatz, an der westseitigen Wiener Haupteinfallsachse für motorisierten Verkehr, der Wienzeile, errichtet werden. Diese Richtung, die bisher in der diffusen Weite des Karlsplatzes versickert ist, erhielt mit der trockenen Baumaßnahme der Halle und vor allem mit dem portalartigen Steg eine abschließende Verlängerung.
Die Ausrichtung der Kunsthalle parallel zur verlängerten Wienzeile weist auf verschiedene historische Vorbilder (unter anderem die Verlängerung der Nachmarktes etc.) hin, ergibt einen sehr interessanten geschützten Raum an der Rückseite der Anlage und geht keine sinnlosen Parallelitäten mit den mächtigen Platzwänden des Karlsplatzes ein.
Mit dieser zentralen Standortwahl ergibt sich ein "Kulturkorso" zwischen Secession, Akademie, Künstlerhaus und Technischer Universität genau an der Grenze zwischen dem ersten und dem vierten Wiener Gemeindebezirk.
Zudem ist die Kunsthalle am Karlsplatz relativ leicht über öffentliche Verkehrsmittel zu erreichen: an der U-Bahn-Station Karlsplatz halten gleich drei U-Bahnlinien, die U1, die U2 und die U4.
Dadurch, daß die Grundkonstruktion der Winterreithalle weiterverwendet werden konnte und nur noch durch mehrere technische Equipments, wie Klimaanlage etc. ergänzt werden mußte, war diese Lösung kostengünstig und praktisch zugleich.
Die Halle ist nur für eine temporäre Nutzung gedacht und in kürzester Zeit auf- und abbaubar. Die Fundamente sind Betonfertigteile, die die Gebäude nur punktuell abstützen und die, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, wieder ohne Probleme entfernbar sind.
Unter Wiens Bevölkerung löste die Halle wenig Gegenliebe aus: Wiens Stadtplaner Roland Rainer sprach sich gegen die Kunsthalle aus und bezeichete das Gebäude als "von plumpen Treppenaufgängen flankierten Stahlkubus" .
Im Herbst 1997 mußte die Kunsthalle wegen einer Generalrenovierung vorrübergehend schließen, die die Halle bis ins Jahr 1999 haltbar machen soll - bis dahin erhofft man sich die endgültige Übersiedlung ins Museumsquartier.
Der über die Fahrbahn gebaute Tubus wäre zur Demontage fällig, da man ihn nicht betreten darf.
Er ist eigentlich schon seit der Eröffnung sinnlos, da den Passanten der Ein- beziehungsweise Hinunterblick in das Innere der Halle verwehrt wurde: die Glaswände der Röhre waren mit Plakaten verklebt. Damit wurde die "interessanteste Architekten-Idee in diesem Mehrzweckbau kaputtgemacht."
Die Kunsthalle Wien wurde am 5.September 1992 eröffnet. Die erste große Ausstellung war Haus-Rucker-Co gewidmet, einer österreichischen Architektengruppe, aus der die Architektengemeinschaft Ortner & Ortner hervorgegangen ist: jenes Architektenduo, das gemeinsam mit Manfred Wehdorn für die Planung des künftigen Museumsquarieres verantwortlich zeichnet.
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