In den sechziger Jahren konvergierten das zunehmende Maß technologischer Veränderung und das wuchernde Wachstum der Massenmedien mit der sinkenden Bedeutung der abstrakten expressionistischen Richtung, um eine neue Bewegung in der amerikanischen Kunst entstehen zu lassen.
Die Pop- Künstler holten ihr bildnerisches Material direkt aus der Welt der Massenunterhaltung und der Werbung.
Die nachahmenden Formen und vertrauten Inhalte der Pop Art haben heftige Kontroversen von seiten der Künstler der älteren Generation ausgelößt. Vor allem wurde der Vorwurf erhoben, sie würden ihre ursprünglich visuellen Quellen nicht genügend weiterverarbeiten.
Die Pop Art scheint auch all die mechanischen und antiindividualistischen Tendenzen in Amerikas Leben und Kultur zu bestätigen, von denen sich die abstrakten Expressionisten so lautstark distanziert hatten.
Die Pop Art wurde auch stark kritisiert, da das Publikum der älteren Generation, das seine Werte bedroht fühlte, in der Pop Art keine Kunst sehen wollte.
Ihr spektakuläres öffentliches Debüt hatte die Pop Art im Jahre 1962 mit den Einzelausstellungen von Roy Lichtenstein, James Rosenquist, Andy Warhol, Tom Wesswlman und Robert Indiana.
Viele Künstler und Kitiker waren zutiefst schockiert von dem, was sie dort sahen: nachgemalte Comik strips, eine Reklametafel, wiederholte oder isolierte Markenprodukte, reliefartig montierte Lebensmittel.
Nicht minder provozierend als die Bildbanalität waren die spürbare Gleichgültigkeit der Pop- Künstler in Bezug auf individuelle Ausführung und ihre unkritische Begeisterung für das visuell Stereotype der Werbegraphik.
Mit der Zeit ist jedoch klargeworden, daß die Pop- Künstler echte und kraftvolle Neuerer waren und daß ihr Werk stilistisch sogat mit der gegenwärtigen Hard- Edge- und Op- Abstraktionen in Verbindung gebracht werden kann.
Ihr Interesse an den Massenmedien läßt sich jetzt als selektiv und diskriminierend statt als servile Nachahmung oder bloße Dokumentation verstehen. Kommunikationsmittel werden nicht als Quelle unkritisch hinzunehmender und rein mechanisch wiederzugebender Stile, Inhalte und stereotyper Techniken betrachtet, sondern als ein dynamischer Prozeß und als eine an künstlerischen Metaphern und Bedeutungen reiche Umwelt.
Das moderne Leben erhöht das Gefühl für das Vergehen der Zeit und läßt uns den Wechsel von Stilen und Ereignissen, sowie die geradezu besessene Beschäftigung des öffentlichen Lebens mit Veränderung und Ersetzung durch Neues stärker bewußt werden. Diese Intuitionen liegen einem nicht geringen Teil aller Pop- Art zugrunde. Die Kommunikationsmedien sind zu einem kollektiven Vehikel sofortigem Geschichtemachens geworden, sie ziehen Zeit und Raum zu einer verschwommenen, stetigen Gegenwart zusammen, die selbst jüngste Vergangenheit wie fernstes Altertum aussehen läßt.
Ihre Monumentalität, Formenkraft und essentielle Einfachheit weist die Pop- Art eher als einen anektotenhaften Realismus traditioneller und formal bescheidener Kunst aus.
Sehr interessant ist der Charakter der Medienquellen der Pop- Künstler, Fernsehfilm, Werbevergrößerungd, verschwommenes Funkbild, Comik strips siefern relativ grobe, unscharfe Bilder, deren Charakter als Medium also betont sichtbar ist.
Die Bildwelten und Konventionen, mit denen die Pop Art arbeitet, sind sowohl "cool" wie auch dynamisch, grob und unfertig, trotz ihres fertigen Aussehens. Sie verlangen vom Betrachter Aktivität, wollen ergänzt werden und verweisen ständig auf ihren Charakter als einen expressiven Prozeß. Irgendwo im Hintergrund der Pop Art gibt es eine kritische Bewußtheit der Tendenz der Massenmedien zu Wiederholbarkeit und Uniformität, sowie das Gefühl, daß die gewaltige Flut von Duplikaten und Fiktionen in den Medien eben die Idee des Originals kompromittieren. Der Reproduktionsprozeß gehört also unbedingt mit zum geistigen Inhalt, den sich die Pop Art gesetzt hat.
Die Pop Künstler wiederholen den Inhalt der Massenmedien nicht bloß, sondern wählen bestimmte signifikante Aspekte aus und setzen sie dann um.
Nach 1965 hat die Pop Art als Gruppenstil ihre Bedeutung verloren. Andererseits aber werden nicht wenige ihrer individuellen Vertreter immer beweglicher, auch wenn sie den Kontakt zu den Impulsen, die sie ursprünglich bewegten, verloren zu haben scheinen. Oldenburg, Lichtenstein, Indiana, Warhol, Wesselman und Dine haben ihre kreativen Welten erstaunlich weiterentwickelt und ausgedehnt.
Die künstlichen, kommerziellen Oberflächen und synthetischen Texturen der Pop Art wirken auf andere abstrakte Ausdrucksformen ein, vor allem in der Bildhauerei. Umgekehrt beeinflussen die zur Zeit beliebten geometrischen und minimalistischen Formen der Plastik auch eine Anzahl von Pop Malern.
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