Um 1520 begann sich in der italienischen Malerei mit dem Manierismus ein Stil durchzusetzen, der durch überlange, gedrehte Figuren mit stilisierten Bewegungen und unklare räumliche Beziehung zum Hintergrund gekennzeichnet war. Einer der frühen Vertreter des Florentiner Manierismus war Pontormo, dessen Malerei auf sorgfältiger Zeichnung beruhte und blasse, unwirkliche Farben und in die Länge gezogene Formen aufwies. Eines der bedeutendsten Werke Pontormos ist die Kreuzabnahme Christi (1526) in der Kirche Santa Felicità in Florenz.
Ein weiterer Florentiner Künstler war Rosso Fiorentino, der sich stilistisch mit Pontormo vergleichen läßt. Im Gegensatz zu diesem unternahm er jedoch ausgedehnte Reisen, bevor er seine Laufbahn als Hofmaler Franz I. in Frankreich beschloß, und trug so maßgeblich zur Verbreitung des italienischen Manierismus im Ausland bei. Die Figuren in seiner Kreuzabnahme Christi sind weniger gedrängt als bei Pontormo, wirken jedoch komplexer.
Ab etwa 1520 setzte als Reaktion auf den monumentalen Klassizismus der Hochrenaissance eine Gegenbewegung ein, die sich an nordeuropäischer Kunst, insbesondere an der hochgeschätzten deutschen Druckgraphik, orientierte. Der individualistische Stil Rossos und Pontormos begann sich zunehmend durchzusetzen. In der Zeit ab etwa 1530, also im Zug der Nachwirkungen der Plünderung Roms 1527, bis zum Ende des 16. Jahrhunderts verlief die Entwicklung der italienischen Kunst weniger einheitlich. Diese als Manierismus oder Spätrenaissance bezeichnete Phase brachte in allen Bereichen der Kunst herausragende Persönlichkeiten hervor.
Andrea Palladio aus Vicenza, der auch in Venedig und Umgebung tätig war, war einer der bedeutendsten Architekten der Zeit, der jedoch weit über diese hinaus seinen Einfluß entfaltete. Zu seinen wichtigsten Bauten gehören die Villen, die er in Venetien errichtete. Von besonderem Reiz ist seine Villa Rotonda (1567-1551), bei Vicenza ein auf einer Anhöhe errichtetes Gebäude mit Kuppel, dem an allen vier Seiten ein sechssäuliger Portikus vorgelagert ist. Der Bau war maßgeblich für die Herausbildung des Palladianismus, der u. a. die Baukunst des 18. Jahrhunderts in England und seinen Kolonien in Nordamerika prägte.
Der Architekt Jacopo Sansovino war bereits einige Jahrzehnte vor Palladio in Venedig tätig. Er erhielt eine Ausbildung als Bildhauer in Florenz und machte sich mit der Marmorstatue des Bacchus (um 1514, Bargello) einen Namen. Sansovinos Libreria Vecchia (Alte Bibliothek, 1536-1588) an der Piazzetta San Marco in Venedig gehört zu den bedeutendsten Renaissancegebäuden ihrer Art. Das Pendant dazu bilden die Uffizien in Florenz (1560-1580), die der Architekt Giorgio Vasari als Verwaltungsgebäude für die Familie Medici entwarf. Mit seiner Schrift Lebensbeschreibungen der berühmtesten italienischen Architekten, Maler und Bildhauer verfaßte er eines der wichtigsten Quellenwerke zur italienischen Renaissance.
Benvenuto Cellini, einer der führenden Bildhauer und Goldschmiede der Spätrenaissance, beschrieb sein abenteuerliches Leben in seiner zwischen 1538 und 1562 entstandenen Autobiographie, die 1803 in der Übersetzung Goethes auf Deutsch erschien. Sein berühmtestes Werk ist das Bronzestandbild Perseus mit dem Haupt der Medusa , dessen nackter, im Kontrapost dargestellter Held das blutige Haupt der ihm zu Füßen liegenden Medusa in die Höhe hält.
Das Werk Giambolognas, eines flämischen Bildhauers und Architekten, der sich später in Italien niederließ, weist ebenfalls typische Merkmale des Manierismus auf. Seine Skulpturengruppe Raub der Sabinerinnen (1583), die in der Nähe von Cellinis Perseus in der Loggia dei Lanzi aufgestellt ist, besteht aus drei nackten, ineinander verschlungenen Figuren, die sich spiralförmig nach oben winden.
Bronzino, ein Schüler Pontormos, der große Wertschätzung bei den Medici genoß, war der herausragende Porträtist des Manierismus. In seinem Werk tritt das Naturstudium zugunsten höchster Künstlichkeit zurück. So drängt in seinem Bild Eleonora von Toledo und ihr Sohn Giovanni (um 1545, Uffizien, Florenz) die Überfülle des Kostüms der darauf dargestellten Gattin Cosimos de Medici die anderen Figuren buchstäblich in den Hintergrund.
Der bedeutendste Vertreter des venezianischen Manierismus war Tintoretto, der Tizians reiche Farbpalette mit der kraftvollen Linienführung Michelangelos kombinierte. Seine Faszination von optischen Effekten, dramatischen Verkürzungen und ungewöhnlichen Kompositionen sowie sein virtuoser Umgang mit Lichteffekten treten besonders in den 56 großen Gemälden (1564-1587) zutage, die er für die Scuola di San Rocco in Venedig ausführte.
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