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kunst artikel (Interpretation und charakterisierung)

Expressionimus --



Begriff: (von lat. expressio = Ausdruck); zuerst Sammelbezeichnung für die gegen Naturalismus und Impressionismus gewandten Stiltendenzen verschiedener Gruppen von jungen Malern vor dem 1. Weltkrieg (Die Brücke, Der Blaue Reiter: großflächige Bildkomposition, sich verselbständigende Farben, verzerrte Konturen); später auf die Literatur übertragen.

Datierung:

relativ klar umreißbare literarische Strömung.

tragende Schicht:

junge Generation, die an der Zeit leidet. Ziel: geistige Erneuerung einer erstarrten, korrupten und heuchlerischen Gesellschaft.

Selbstverständnis des Künstlers:

Kunst und Wirklichkeit passen nicht mehr zusammen: Der Künstler steht einer Welt gegenüber, in der er nur Zufall, Unordnung, Disharmonie wahrnehmen kann; Kunst = \"Kampf mit dem Irrsinn\" (H. Ball). Wirklichkeitsbegriff: Die Wirklichkeit schließt das Geistig-Seelische, das Irrationale mit ein. Das Sein, das Wesen muss erfasst werden; inneres Erlebnis steht über äußerem Leben: Dichter als \"Künder\".

Grundzüge:

Erlebnis der Auflösung aller tradierten Orientierungssysteme; Aufbruchsstimmung (Gedichtsammlung Menscheitsdämmerung); Katastrophenstimmung als kollektive Stimmungslage (Halleyscher Komet 1910); Vorahnung der Kriegskatastrophe; Zivilisationskritik, Protest gegen Mechanisierung des Lebens; Erlebnis der Sinnleere und der Beziehungslosigkeit (Georg Heym, Tagebuch, 29.9.09: Ich weiß auch gewiß nicht, warum ich noch lebe. Ich meine, keine Zeit war bis auf den Tag so inhaltlos wie diese); Leiden an der Monotonie, Unausgefülltheit, Banalität des Lebens: Unsere Krankheit ist, in dem Ende eines Welttages zu leben, in einem Abend, der so stickig ward, daß man den Dunst seiner Fäulnis kaum ertragen kann (Heym, 1911); Mein Gott - ich ersticke noch mit meinem brachliegenden Enthousiasmus in dieser banalen Zeit. (Tagebuch, 15.9.11); Sehnsucht nach Aktion; Angst vor der modernen, wissenschaftl.-technischen Zivilisation als Bedrohung des Geistes. Ich-Zerfall: Das Ich erlebt sich nicht mehr als autonom Handelnder, sondern als Opfer einer übermächtigen Umwelt, die auf ihn eindringt.
Intensivierung des Fühlens: Pathos, Ekstase, Aufbegehren, \"Schrei\".

Vor dem Weltkrieg ästhetisch orientierte Bewegung. Nach den Kriegserfahrungen auch politisches Engagement: Pazifismus, Sehnsucht nach besserer Welt, nach einer neuen Menschheit.


Themen:

Großstadt als Ort der Ich-Zerstörung. Negative Themen als Ausdruck der Ich-Gefährdung: Wahnsinn, Selbstmord, Krankheit, Tod, Verfall, Untergang (vgl. Benn Morgue, Trakl); hässliche und schreckliche Inhaltselemente. Schock und Provokation als Kritik an der zeitgenössischen Kultur, in der die grausame Wirklichkeit verharmlost wird.


Darstellungsmittel:

Reihungsstil der Lyrik: Gleichzeitigkeit (Simultaneität) des Disparaten, nicht Zusammengehörigen in der raschen Folge wechselnder Bilder; Ästhetik der Hässlichkeit: schockierende Bilder, präzise Wiedergabe grauenhafter Details; parodistische Verwendung traditioneller literarischer Formen und Elemente; Stilelemente des Pathos, Aufbegehrens, der Gefühlsintensität, der Ekstase.
Typische formale und sprachliche Mittel: Metapher als wichtigstes Stilmittel; Farbe als Stimmungsträger; Synästhesie als Möglichkeit, alle Sinnesbereiche zu erfassen, zu verbinden; Mittel zur Verfremdung; Montage/Collage: Versuch der Darstellung einer vielschichtigen, disparaten Wirklichkeit; Antithese, Paradox als Strukturprinzip: Diskrepanz, Zusammenfügen von Widersprüchlichem; das Groteske: Verzerrung der Wirklichkeit; Ziel: Aufdecken von Hintergründen, Kritik; Wort-, Bildschöpfungen, Zerreißen der Syntax, Sprachfetzen; Sprachexperimente: Ringen um neue Ausdrucksmöglichkeiten (Benn: \"Wirklichkeitszertrümmerung\"; \"sein innerstes Wesen mit Worten zu zerreißen, der Drang sich auszudrücken\").

bevorzugte Formen:

zu Beginn Vorherrschen der Lyrik; nach dem Weltkrieg tritt an ihre Stelle das Drama (Vorbilder: Büchner, Strindberg); hinter Lyrik und Drama tritt der Roman zurück; epische Kleinformen.

 
 

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