Die Welt ist eine Bühne,
Und jeder Mann und jede Frau sind nur Schauspieler:
Sie haben ihre Abgänge und Auftritte;
Und jeder einzelne spielt jeweils viele Rollen
Bei der Entwicklung eines Systems werden Sie als Systemanalytiker mit einer Vielzahl von diversen Personen zusammenarbeiten. Von Projekt zu Projekt kommt es zu unterschiedlichen Besetzungen, die sich hauptsächlich von der Anzahl mitarbeitenden Personen und deren Persönlichkeiten unterscheiden. Die Rollen jedoch bleiben im Großen und Ganzen gleich.
Neben dem Wissen über Computertechnik ist auch das zwischenmenschliche Feingefühl gefragt, da die Erwartungen zwischen Ihnen und Ihren Mitarbeitern verschieden sind.
Hauptgruppen von \"Spielern\", die man bei einer Systementwicklung antrifft:
. Benutzer
. Management
. Rechnungsprüfer, Qualitätskontrolleure, Normenprüfer
. Systemanalytiker
. Systemplaner
. Programmierer
. Bedienungspersonen
2.1 Die Benutzer
Der Systemanalytiker bezeichnet den wichtigsten und ersten Spieler im Systemspiel Benutzer, der eine einzelne oder eine Gruppe von Person(en) sein kann. Für ihn wird das System erstellt und er ist derjenige der befragt werden muß, um das System erfolgreich einsetzen zu können.
Benutzer können auch als Besitzer oder Kunde bezeichnet werden, da sie sich selber nicht mit dem Begriff \"Benutzer\" identifizieren.
Der Benutzer ist in dem Sinn \"Besitzer\", daß er/sie das System, sobald es vollständig fertig ist, erhält und somit besitzt. Der Benutzer kann deshalb als \"Kunde\" bezeichnet werden, da wie bei anderen Dienstleistungen \"der Kunde König\" ist und er auch für das System bezahlt oder die Zahlung verweigern kann, wenn er damit nicht zufrieden ist.
Der Benutzer ist eine Person, die eine formelle Anfrage nach einem System stellt. In einer kleinen Firma ist dies meist ein einfacher Vorgang (Firmensystemanalytiker anrufen). Bei einer größeren Organisation muß der \"Antrag auf eine(n) Systembericht und -studie\" meist mehrere Instanzen durchlaufen, bevor der Systemanalytiker ins Spiel kommt.
Der Systemanalytiker muß auch mit Situationen rechnen, bei denen er die Identität des Benutzers nicht kennt oder nur geringe Zusammenarbeit von ihm erwarten kann. Läuft die Erstellung eines Systems über eine Consultingfirma oder Softwarefirma ab, so kann die
Verbindung zum Kunden auf dem Niveau der Vertragsabteilung oder der Firmenverwaltung basieren. Es kann vertraglich festgehalten werden, daß der Systemanalytiker den Benutzer nicht direkt, sondern nur über einen Mittelsmann, kontaktieren darf/kann.
Aus soeiner Situation können sich mit größter Wahrscheinlichkeit Mißverständnisse bilden. Dem Systemanalytiker können die Wünsche des Benutzers nicht richtig übermittelt worden sein oder seine Vorstellungen werden vom Benutzer nicht richtig interprediert. Meistens werden die Mißverständnisse erst dann aufgedeckt, wenn keine Veränderungen mehr vorgenommen werden können. Daraus ergeben sich folgende Überlegungen:
. Auch wenn Mittelsleute miteinbezogen werden (z.B. administrative Zwecke, vertragstechnische Gründe), so sollte wenn möglich der Systemanalytiker mit dem Benutzer direkt in Kontakt stehen.
. Besteht keine Möglichkeit den Benutzer direkt zu kontaktieren, so muß der Systemanalytiker eine ausführlich zusammengestellte Dokumentation vorlegen.
2.1.1 Die verschiedenen Arten von Benutzern
\"Benutzer\" ist ein Einzahlbegriff und bezieht mit ein, daß der Systemanalytiker mit einer Person zusammenarbeiten muß. Da auch mehrere Benutzer beteiligt sein können, ist es falsch von einer formlosen, homogenen Gruppe von Menschen zu sprechen, da jeder eine eigene Persönlichkeit, eigene Hintergründe, eigene Interessen usw. hat.
Möglichkeit der Einteilung:
. Position innerhalb der Firma oder Stelle in der Firmenhierarchie
. Erfahrungsgrad in der Datenverarbeitung
2.1.2 Einteilung der Benutzer nach Firmenposition
Für ein typisches Systemanalyseprojekt wird einige Zeit dafür verwendet, um die Anforderungen der Benutzer ans System gerechtzuwerden. Welche Personen dazu in Frage kommen und auf welchem Niveau das Ganze ablaufen soll, ist von den Projekten her unterschiedlich. Grundsätzlich hat man mit drei verschiedenen Benutzergruppen zu tun:
. Bedienungspersonen
. Abteilungsleiter
. Manager
Zu den Bedienungspersonen zählen z.B. Büroangestellte, Arbeiter und administrative Personen, sowie in einer Großfirma Sektretärinnen, Versicherungsagenten, Buchhalter, die Versandabteilung, Personal zur Auftragseingangsverwaltung und Assistenten. Soll ein Echtzeit-System erstellt werden, so sind die Ansprechpartner Ingenieure, Physiker, Fabrikarbeiter, Piloten oder Telefonistinnen. Bei der Zusammenarbeit sind auf drei Dinge achtzugeben:
1. Welche Funktion soll das System durchführen?
Interessant ist auch die Benutzerschnittstelle: Welche Tastatur wird für die Eingabe benutzt? Ist der Aufbau von ihr wie eine alte Schreibmaschine? Welcher Bildschirm wird benutzt? Flimmert er, sind die Buchstaben lesbar? Muß nach einem eingegebenen Fehler alles nocheinmal geschrieben werden? Wie wird etwas zuvor getipptes gelöscht? Wenn vom System ein Bericht erstellt wird, wo stehen die Informationen auf der Seite? Können Datum und Uhrzeit auch seitenweise mitausgedruckt werden? Wichtig sind auch die Fragen, ob das Arbeiten am System physische oder psychische Schäden verursacht.
2. Bedienungspersonen tendieren zu einer \"lokalen\" Sicht des Systems:
Sie kennen ihre Aufgabe und die Personen, mit denen sie arbeiten (Kunden, Abteilungsleiter, Kollegen, ...), wissen aber nicht wo/wie ihre Tätigkeit in der Organisation einzureihen ist oder wie der Firmengesamtaufbau aussieht. Das hat entweder mit Desinteresse zu tun oder sie werden nicht vom Vorgesetzten, bewußt oder unabsichtlich, informiert. Daraus muß der Systemanalytiker Modelle erstellen können, die auf den lokalen Blickwinkel (Beschreibung einzelner, kleiner, detaillierter Teile) und den Gesamtzusammenhang (umfassender Überblick, keine Detailbeschreibung) eingehen.
3. Es wird in sehr physikalischen Begriffen gedacht:
Diese Begriffe werden in der momentanen Implementierungstechnik gebraucht oder der Benutzer glaubt sie gebrauchen zu müssen. Als Systemanalytiker werden Sie mit solchen abstrakten Gespräche über \"Funktionen\" und \"Datenelemente\" zu tun haben und müssen anschließend, als getrennte Tätigkeit, diese physikalische Beschreibung in ein \"Grundmodell\" übertragen.
Einem Abteilungsleiter (oder anderem Leitungspersonal: \"Leiter\", Schichtführer, Vorarbeiter, Bürovorstand, Zweigstellenleiter, leitender Ingenieur, usw.) untersteht eine Gruppe von Bedienungspersonen für dessen Leistung er verantwortlich ist. Zu beachten ist:
. Der Abteilungsleiter wird oft nach der Gegenüberstellung von Leistung und Budget gemessen und hat deshalb kaum einen Bezug zum einzelnen Benutzer. Sein Interesse gilt für neue Informationssysteme, die das Arbeitsvolumen vergrößert, die Verarbeitungskosten verringern und die Fehlerquote reduzieren.
. Der Arbeitsdurchsatz spielt eine wichtige Rolle, deshalb versucht der Abteilungsleiter Arbeitskräfte einzusparen oder keine neuen mehr aufzunehmen.
. Aus demselben Grund wird der Abteilungsleiter als Mittelsmann zwischen Systemanalytiker und Bedienungsperson eingesetzt.
. Ein Abteilungsleiter soll physikalische Begriffe aus globaler Sicht betrachten und nicht so wie die Bedienungsperson.
. Der Abteilungsleiter ist Iht täglicher Ansprechpartner und er legt fest, was vom System erwartet wird. Er kann ein passives Mitglied, ein Vollzeit Mitglied oder der Projektleiter sein.
Manager werden nur in größeren oder wichtigen Projekten miteinbezogen. Ansonsten beschränkt sich die Zusammenarbeit auf folgende Punkte:
. Manager sind eher für die Finanzierung als für die Initiative zur Systemerstellung zuständig.
. Sie beschäftigen sich mit strategischen Themen und langfristigen Gewinn- und Verlustrechnungen und sind am \"Informationswert\" des Systems interessiert.
. Für den Manager zählt häufig nur der Gesamtüberblick und keine Details vom System.
. Manager sind gewohnt, mit abstrakten Systemmodellen umzugehen (Finanzmodelle, Marktmodelle und Organisationsmodelle) und sind an \"physischen\" Modellen nicht interessiert.
2.1.3 Einteilung der Benutzer nach Grad der Erfahrung
Benutzer haben unterschiedliche Erfahrungsgrade und als Systemanalytiker muß man heute zwischen blutigen Anfängern, großtuerischen Anfängern und echten Experten unterscheiden können.
Amateure sind Personen, die noch nie einen Computer gesehen haben und laut verkünden, daß sie die Technologie nicht verstehen. Dies sind meist ältere Leute. Jüngere finden den Computer langweilig, beängstigend oder für sie selbst unwichtig.
Ein Problem tritt bei Amateurbenutzern auf, denn sie könnten Schwierigkeiten haben die Sprache des Systemanalytikers, in der er das System beschreibt, zu verstehen. Deshalb muß der Analytiker verschiedene Systemmodelle erschaffen die eine formale, genaue oder abstrakte Darstellung haben.Meistens weisen die Modelle Bilder mit zugehörigen Text auf.
Es gibt auch \"großtuerische\" Anfänger, die bei ein oder zwei Projekten der Systementwicklung mitgearbeitet haben oder sogar einen eigenen PC besitzen und ein paar Programme in BASIC geschrieben haben und glauben zu wissen, was sie vom System erwarten können oder werfen dem Systemanalytiker seine Fehler vom vorherigen Projekt vor.
In die letzte Sparte fallen die \"echten\" Experten, die wirklich etwas von Systemanalyse und Computertechnik verstehen. Mit diesen Personen kann man gut zusammenarbeiten, es besteht jedoch die Gefahr, daß die Zusammenarbeit den Experten so gut gefällt, daß sie das tatsächliche Ziel nicht erreichen.
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