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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Tschernobyl: folgen, spätfolgen und tschernobyl heute



Folgen und Spätfolgen Die Umgebung des Kernkraftwerkes wurde erst nach drei Tagen evakuiert: 161.000 Menschen wurden umgesiedelt. Sofort wurde die Radioaktivität in der Nahrung systematisch kontrolliert. Einwandfreie Lebensmittel mussten eingeführt werden, und es erfolgte eine sofortige Umstellung der landwirtschaftlichen Produktionsweisen. Unmittelbar nach der Explosion und den einsetzenden Lösch- und Bergungsarbeiten wurden 203 Menschen ins Krankenhaus eingeliefert. 31 von ihnen starben.

     Später gab die UN bekannt, dass 56 Menschen durch die Explosion und nachfolgende Unfälle sowie durch Verstrahlung gestorben sind. Unter ihnen waren vor allem Feuerwehrleute oder Mitarbeiter des Rettungsdienstes. Sie hatten noch versucht, den Unfall unter Kontrolle zu bringen. Doch offensichtlich waren sie und viele andere Helfer sich der radioaktiven Gefahren nicht bewusst, denen sie sich aussetzten. Sie alle waren ohne jegliche Schutzausrüstung in unmittelbarer Nähe des Reaktors im Einsatz; zum Teil von der Armeeführung dorthin befohlen oder von hohen Geld- und Sachprämien angelockt. 210.

    000 so genannte Liquidatoren (etwa zur Hälfte Soldaten) waren mit weiteren 400.000 bis 600.000 Personen an den Aufräumarbeiten beteiligt. Die Messungen der radioaktiven Strahlung während Arbeiten wurden nicht publik gemacht bzw. die Werte wurden gefälscht. Die freigesetzte Radioaktivität (vor allem Nuklide Iod-131 und Cäsium-137) blieb als Aerosol lange in der Atmosphäre und zog als Wolke zunächst nach Nordwesten mit Kurs auf Skandinavien.

     Über der Ostsee wechselte die radioaktive Wolke jedoch die Richtung und zog nach Südwesten in einer Art Halbkreis über Polen, Sachsen, Tschechien nach Süddeutschland und dann wieder nach Nordwest über die Niederlande auf die Nordsee zu. Auf ihrem Weg passierte die radioaktive Wolke Regengebiete. Die radioaktiven Substanzen wurden aus der Luft gewaschen und gelangten, einem so genannten Fallout einer Atomexplosion vergleichbar, auf und in den Boden. Teilweise wurde die Ernte direkt kontaminiert, indirekt Kuh- und Ziegenmilch durch das Futter, Fische oder Wild (in Finnland Rentiere, in Schweden Elche). So waren also auch Lebensmittel aus diesen betroffenen Regionen radioaktiv belastet. In der besorgten Öffentlichkeit setzte eine heftige wie intensive Diskussion über "verstrahlte Lebensmittel\" ein, zumal in einigen Regionen (u.

     a. in Bayern) Pilze bis heute belastet sind. Radioaktive Partikel binden sich sehr schnell und sedimentieren. So waren auch stehende Gewässer (insbesondere Talsperren) kurzfristig belastet. Zeitweilig wurden auch Kinderspielplätze behördlicherseits gesperrt Folgen in Deutschland: Radioaktive Teilchen kamen sogar in Baden- Württemberg und Bayern mit dem Regen herunter. Die Strahlenbelastung im Süden Deutschlands nahm über die Hälfte der Jahresdosis zu.

     Weiteres: - Hunderttausende wurden entwurzelt - Liquidatoren, Soldaten, Studenten und Reservisten wurden vom sowjetischen Staat zu Aufräumarbeiten in Tschernobyl gezwungen - Bei weißrussischen und ukrainischen Kindern wurde stark zunehmend Krebserkrankungen und Missbildungen festgestellt - Schwangere Mütter mussten aufgrund der starken Strahlung ihre Kinder abtreiben - Viele Männer taten in Tschernobyl ihren Dienst, bevor sie danach wieder in ihre Heimat zurückkehrten um dort zu sterben, zu Invaliden zu werden oder weiterzuleben, die Erinnerung an diese Zeit stumm mit sich rumtragend. Tschernobyl heute . Die heutige Geisterstadt hatte vor dem Unfall 18. 000 Einwohner. In den ersten vier Maitagen 1986 wurden etwa 161.000 Einwohner aus den Gebieten in einem Umkreis von 30 Kilometer um den Unglücksreaktor evakuiert.

     In den folgenden Jahren sind weitere 210.000 Einwohner umgesiedelt worden. Die Sperrzone wurde auf 4.300 Quadratkilometer erweitert. Etwa 1.000 Bewohner des Umlandes sind angesichts der wirtschaftlichen Lage trotz der stark erhöhten Strahlungswerte in die gesperrte Zone zurückgekehrt.

     Bereits unmittelbar nach den Aufräumungsarbeiten beim Kraftwerk wurden die drei noch funktionsfähigen Blöcke wieder hochgefahren. 1991 musste jedoch der zweite Reaktorblock nach Ausbruch eines Feuers in der Turbinenhalle abgeschaltet werden. Ende 1997 schaltete man dann Block 1 und am 15. Dezember 2000 Block 3 endgültig ab. Für die endgültige Abschaltung des Kernkraftwerks hatte die Ukraine 1995 2 Milliarden DM von den G7-Staaten gefordert. Die Ukraine und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung verständigten sich 1997 in einem Abkommen über einen Tschernobyl-Sonderfond (Chernobyl Shelter Fund) und einen Shelter Implementation Plan zur Finanzierung des Sicherheitseinschlusses, des so genannten Sarkophags.

     Erst damit waren die Voraussetzungen für die Schließung der Blöcke1 und 3 geschaffen worden. Der zerstörte Block 4 ist seit 1986 durch einen provisorischen Sarkophag abgedeckt. Somit ist der zerstörte Reaktor durch einen Mantel aus Stahl und Beton isoliert. Dieser Sarkophag hält Temperatur- und Strahlenbelastungen ab, denn im Inneren hat sich nichts Wesentliches getan: Von den etwa 190 Tonnen Reaktorkernmasse sollen sich nach Schätzungen noch etwa bis zu 180 Tonnen befinden: als geschmolzene bzw. erstarrte Brennelemente, als Staub bzw. Asche sowie als ausgewaschene Flüssigkeiten im Reaktorsumpf und Fundament.

     Da der Sarkophag auch nicht vor Erosion, Korrosion und Erdbeben gesichert war, hat man inzwischen versucht, einen neuen haltbareren Sarkophag über den alten zu bauen. Dazu musste das Dach des bisherigen Sarkophags verstärkt und die Belüftungsanlage verbessert werden.

 
 

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