\"Die USA sind ein Scheißhaus, der Sieg wird unser sein\", solche derben Parolen riefen vor der amerikanischen Botschaft am Moskauer Gartenring Hunderte vorwiegend junger Russen. Das motorisierte Volk solidarisierte sich im Vorbeifahren mit grellen Hupkonzerten.
Die Nato nahm bei ihren Luftangriffen auf Jugoslawien die dramatische Verschlechterung der Beziehungen des Westens zu Rußland in Kauf. Mit den Worten \"Wir verhökern nicht unsere politischen Prinzipien\" ließ Moskaus Ministerpräsident Jewgenij Primakow, unterwegs zu Gesprächen in die USA, in der Nacht zum Mittwoch seine Maschine über dem Atlantik umdrehen und nach Rußland zurückfliegen: US-Vizepräsident Al Gore hatte ihm gerade den Countdown zum Militärschlag mitgeteilt.
Nach den ersten Bombenangriffen machte Präsident Boris Jelzin der \"tiefen Empörung\" seines Landes über die Nato- Auf dem Amselfeld. Militäraktion Luft. Dabei kann der politisch zunehmend in Bedrängnis geratene Staatschef ausnahmsweise auf breiten Konsens seiner Landsleute rechnen.
Die Ängste vieler Russen vor einer aggressiven Nato, die mit der Aufnahme von Polen, Tschechien und Ungarn jetzt näher an Rußlands Grenze steht, brechen sich unter dem Eindruck der ersten Kriegsbilder aus Jugoslawien stärker Bahn als je zuvor willkommene Wahlkampfmunition für Kommunisten und Nationalpatrioten.
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