Der Dreißigjährige Krieg zählt ohne Zweifel zu den frühzeitlichen gewaltsamen Auseinandersetzungen, in denen es wesentlich um die religiös - konfessionelle Selbstbestimmung ging.
Die katholische Kirche begann zu Anfang des 17.Jahrhunderts mit konzentrierten Aktionen gegen die Reformation vorzugehen. Die Parteien der Liga (katholisch) und der Union (protestantisch) waren als politisch - konfessionelle Bünde ein Ergebnis der gegenreformatorischen Offensive im Reich, die den Augsburger Religionsfriede in Frage stellte. Die Eingriffe Spaniens waren ebenso religiös - konfessionell legitimiert wie die Expansion Schwedens; stellte sich Gustav Adolf als Retter des deutschen Protestantismus dar, so stritt Spanien überall kompromisslos um die Wiederherstellung der katholischen Kirche, seinem universalen Herrschaftsanspruch entsprechend. Religion war sowohl die stärkste Legitimationsbasis für den universalen Herrschaftsanspruch auf katholischer (Spanien, Österreich) wie auf protestantischer (Schweden, England) Seite, als auch das wirksamste Mobilisierungsmittel für das Volk, vor allem für die in die Defensive getriebenen Protestanten, die in Habsburg (Spanien) die Vormacht des Katholizismus, ja des Antichristen bekämpften.
Dennoch entstand der Krieg weder aus konfessionsspezifischen Ursachen, noch wurde er dominant von religiös - politischen Zielen geleitet. Im Gegenteil: Zu einer so engen Verbindung von Politik und Religion wie in der englischen Revolution kam es im Dreißigjährigen Krieg nicht. Es war nicht nur das Programm Richelieus, einem französischen Kardinal, Herzog und erstem Minister im Staatsrat, Politik und Religion zu trennen, bzw. die religiösen Kräfte eindeutig den politisch - staatlichen unterzuordnen, so daß er keine Bedenken trug, sich mit dem protestantischen Schweden, den protestantischen Niederlanden und dem deutschen Protestantismus gegen den katholischen Kaiser zu verbünden. Papst Urban VIII., der alles in seiner Macht stehende tat, um dem katholischen Österreich und dem katholischen Spanien zu Schaden, gab seinen apostolischen Segen dazu. Schweden versuchte die deutsche Reformation mit Hilfe des katholischen Frankreich zu retten und zog auch gegen das protestantische Dänemark in den Krieg.
Die kleinen deutschen Fürsten zwischen Köln und Königsberg wechselten je nach Druck der Stärkeren oder nach Hoffnung auf schöne Beute mehrmals die Position. Selbst das Restitutionsedikt (s.S. ) von 1629 verfolgte nicht primär kirchlich - religiöse, sondern politische Interessen, indem es die kaiserlich katholische Position stärkte.
Zwar spielten anfangs religiöse bzw. konfessionsbedingte Konflikte (vor allem in der Habsburgischen Monarchie) eine Rolle; dass der Krieg aber ohne Unterstützung des Papstes verlief, der Westfälische Frieden sogar ohne den Papst geschlossen wurde, zeigt, dass der Dreißigjährige Krieg kein Religionskrieg war. So hat kein Ereignis so zur Säkularisierung der Politik beigetragen wie dieser nicht selten im Namen Gottes geführte Krieg. Zentral ging es um die Verteilung weltlicher politisch - ökonomischer Macht in Mitteleuropa.
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