Nach der weitgehenden Ausschaltung der politischen Opposition und der Grundsatzentscheidung Adolf Hitlers für ein Fortbestehen des SS-Konzentrationslagersystems wurden die Konzentrationslager zunehmend auch zu einem Instrument der radikalisierten NS-Rassenpolitik. Gestapo und Kripo verschleppten nun auch Menschen in Konzentrationslager, die aus rassistischen und sozialdarwinistischen Gründen als \"Schädlinge\" aus der \"Volksgemeinschaft\" ausgesondert und verfolgt wurden. Die \"Vorbeugehaftbestimmungen\" wurden schrittweise ausgedehnt, um \"Berufs-, Sittlichkeits- und Gewohnheitsverbrecher\" sowie \"asoziale Elemente\" verhaften zu können. Einen Höhepunkt dieser \"rassischen Generalprävention\" bildete die Aktion \"Arbeitsscheu Reich\" im Jahr 1938, bei deren Razzien weit über
10.000 Menschen inhaftiert wurden, unter ihnen viele Juden sowie Roma und Sinti. Immer mehr und neue Opfergruppen wurden in den Terror einbezogen. Auch Zeugen Jehovas, engagierte Mitglieder der christlichen Kirchen und Homosexuelle wurden in den Lagern inhaftiert. Seit 1938 kamen politische Gegner aus Österreich, dem Sudetengebiet und der Tschechoslowakei hinzu. Insgesamt stieg die Zahl der Häftlinge bis Ende 1938 auf
54.000, hierunter allein 30.000 Juden, die nach dem Novemberpogrom
1938 inhaftiert und in den folgenden Wochen und Monaten von dem SS-Lagerpersonal besonders brutal behandelt wurden. Nach der Entlassung der jüdischen Häftlinge, deren Behandlung den Emigrationsdruck erhöhen sollte, sank die Häftlingszahl bis Kriegsbeginn auf etwa 21.000.
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