Peter der große - sein wirken

PETER DER GROßE "Hier werde ich eine Stadt bauen", so überliefert die Legende das Wort des Zaren von 1703. In der sumpfigen Wildnis des Newa-Deltas plant Peter für sein Volk eine neue russische Hauptstadt. Doch wer war dieser Gründer dieses Tores zum Westen? Mit diesem Vortrag wollen wir euch einen der bedeutendsten Zaren und Reformers Russlands etwas genauer vorstellen: Peter der Große.

Peter war 2,03 Meter groß, breitschultrig und muskulös. Er hatte ein ungestümes und energisches Wesen. Von all den Zaren, die Russland regierten, stellte keiner eine so staatliche Erscheinung dar wie Peter. Obwohl er in den prächtigen Palästen mit aller Bequemlichkeit leben konnte, wohnte er oft zufrieden in einer kleinen Hütte mit 2 Zimmern, was ihn zu einer eigenartigen, jedoch auch interessanten, Person macht. Der russische Adel umschmeichelte ihn aufgrund seiner kriegerischen Erfolge, er aber suchte die Gesellschaft von Ausländern und einfachen Bauern. Peter war für viele eine gespaltene Person. Er konnte ein sanftmütiger und strahlender Mensch sein, im nächsten Moment war er dann jedoch grausam wie Iwan der Schreckliche. Seine Grausamkeit aber hatte das Ziel Russland zu Macht und Größe anzutreiben. Sein ganzes Leben lang bemühte er sich mit enormen Kraftaufwand und Energie Russland zu modernisieren.

Peter wurde 1682, als Russland äußerst rückständig war, Zar. Damals schien es, als wäre die Zeit in Russland stehen geblieben. Russlands Technik und Wissenschaft entsprachen dem Mittelalter. Doch Peters Politik zielte auf Expansion und Modernisierung. Die Anregungen holte er sich aus einer von Moskau nur 5 Km entfernten Ausländersiedlung. Er schloss Freundschaft mit dem holländischen Kaufmann Franz Timmermann, mit dessen Hilfe er das Segeln erlernt.

Seit seiner Kindheit interessierte sich Peter für Segelboote. Er besaß sogar ein eigenes und mit den Jahren entwickelte sich daraus eine große Leidenschaft.

Im Jahre 1695 gründete Peter die russische Marine und begann mit dem Aufbau der russischen Flotte, die sich am westlichem Vorbild orientierte. Zwei Jahre später kann der junge Regent seine Seetüchtigkeit in der Kriegsführung einsetzen. Er eroberte mit seiner neuen Streitkraft und westlicher Militärtechnik die osmanische Festung Asow am unteren Don. Die geglückte Unterwerfung verhilft dem Zaren nicht nur in Russland zu großer Anerkennung. Auch in Europa wird man auf den erst 24-Jährigen aufmerksam.

Doch Peters Wissenshunger wird immer stärker. Er begibt sich in Europa auf die Suche nach neuen Ideen und Techniken, die zur Modernisierung Russlands beitragen sollen. 1697 reist er über Riga, Berlin und Hannover nach Amsterdam. Peter ist begeistert von den einheimischen Schiffsbauern und schickt Hunderte von ihnen nach Russland. Doch er selbst lernt die Kunst des Schiffsbaus und heuert unter dem Namen Peter Michailow (von seinem Vater Алексис Михайлович) einige Zeit auf einer Werft als Zimmermann an. Er lässt sich in England in die Geheimnisse der Astronomie einweihen und erforscht die Neuheiten der Medizin. In der Kunstkammer kann man sogar die von Peter selbst gezogenen Zähne seiner Patienten sehen. Diese Reise nach Europa hat auch ihre Spuren in der russischen Sprache hinterlassen. So übernahm er Begriffe für Sportarten aus dem Englischen: баскетбол, футбол; Ausdrücke für das Essen aus dem Italienischem: пицца, спагетти; Wörter der Politik aus dem Deutschen: бюргермейстер. Ihm wird jetzt richtig bewusst wie rückständig Russland ist und das es gilt aufzuholen: "Wir wollen Russland regulieren , polisieren, civilisieren."

Seine Reise endet allerdings plötzlich mit der Nachricht einer Revolte der traditionellen Strelitzen in der Heimat. Zurück in Russland geht Peter brutal und rücksichtslos vor.

Anschließend reformierte den ganzen Staat von der Kirche bis zum Staatsdienst. Den Adeligen schneidet er - zum Teil eigenhändig - die Bärte ab und lässt sie europäische Kleider tragen. Peters Antwort auf Widerstand ist grausam: seinen Sohn Алексей lässt er zu Tode foltern, weil er ihn der Verschwörung verdächtigt. In dem "neuen" Russland ist das Land in Gouvernements aufgegliedert. Peter gründete das oberste Verfügungsorgan - den Senat - und Kollegien, die für einzelne Branchen verantwortlich sind. Es wurden Manufakturen, Gießerei- und Grubenbetriebe gegründet, die Marineakademie, die Artillerie-, die Navigations- und die medizinische Schule eröffnet. Weiterhin wurde die Rekrutenpflicht eingeführt, sowie eine reguläre Armee aufgestellt und die Flotte aufgestockt. Weitaus wichtiger ist aber auch die Umstellung auf eine neue Zeitrechnung, was einige als zu "westlich" ansahen.

"Hier werde ich eine Stadt bauen". Dieses Zitat hängt, wie ihr bereits wisst, mit der Gründung St. Petersburgs zusammen. Es war Peters größter Traum, diese Stadt aufzubauen. Dabei kümmerte es ihn kaum, dass Tausende russischer Bauarbeiter ihr Leben ließen. Viele starben an Krankheiten wie Skorbut oder Sumpffieber. St. Petersburg - die Stadt, die auf Schlamm und Menschenknochen erbaut wurde. Der 17.Mai 1703 gilt als Geburtsjahr der neuen Stadt. An diesem Tag beginnt der Zar mit dem Bau der Peter und Paulsfestung auf der Haseninsel. Nach der Idee Peters sollte St. Petersburg eine europäische Stadt werden, anders als das lärmende und kaufmännische Moskau. Der Herrscher lässt italienische Architekten anreisen, um mit ihnen jedes Detail abzusprechen. Mit ihrer Hilfe entsteht das "Venedig des Nordens". Schon im Jahre 1712 verlegt Peter den Regierungssitz von Moskau nach St. Petersburg.



Unter Peter dem Großen wird Russland zu einer der stärksten Weltmächte. 21 Jahre lang führte er Krieg und baut sein Imperium immer weiter aus. 1721 nimmt er - zusätzlich zur Bezeichnung Zar - den Kaisertitel an. Vier Jahre später, am 8.2.1725, stirbt Peter der Große im Alter von 52 Jahren. Seine 2. Frau, Katharina I., herrscht nach seinem Tod über Russland.