Jeanne wurde als Tochter wohlhabender Bauern in Domrémy (heute
Domrémy-la-Pucelle) geboren. Schon als junges Mädchen glaubte sie,
himmlische Stimmen zu hören, manchmal verbunden mit Visionen, und sie
gelangte zu der Überzeugung, daß sie dem heiligen Michael, der heiligen
Katharina von Alexandria und der heiligen Margarete angehörte. Als Anfang
1429, während des Hundertjährigen Krieges, die Engländer kurz vor der
Eroberung von Orléans standen, forderten die \"Stimmen\" sie auf, dem
Dauphin, dem späteren König Karl VII. von Frankreich, zu helfen und
Frankreich zu retten. Karl war wegen Konflikten in den eigenen Reihen und
wegen des englischen Anspruchs auf den französischen Thron noch nicht
gekrönt worden. Jeanne konnte den Dauphin von ihrem göttlichen Auftrag
überzeugen, und sie durfte in Männerkleidung, in einer Rüstung und mit
einem weißen Banner die französischen Truppen begleiten; dank ihres
Einflusses siegten die Franzosen bei Orléans über die Engländer und gaben
dem Krieg damit die entscheidende Wende.
Karl war gegen eine Fortsetzung des Krieges gegen die Engländer. Jeanne
ging daher 1430 ohne königlichen Beistand bei Compiègne gegen die Engländer
vor. Sie wurde von burgundischen Soldaten gefangengenommen, die sie an ihre
englischen Verbündeten verkauften; die Engländer wiederum lieferten Jeanne
an Rouen aus, wo sie wegen Ketzerei und Hexerei vor ein geistliches Gericht
gestellt wurde. Der französische Hof unternahm nichts zu ihrer Rettung.
Nach 14 Monaten Verhör überführte man sie der Sünde, weil sie
Männerkleidung getragen hatte, und der Ketzerei, weil sie glaubte, sie sei
nur Gott allein und nicht der Kirche gegenüber verantwortlich. Das Gericht
verurteilte sie zum Tode, doch Jeanne gestand reumütig ihre Sünden, und die
Strafe wurde in lebenslängliche Haft umgewandelt. Dann aber widerrief sie
ihr Geständnis, wurde an ein weltliches Gericht ausgeliefert und am 30. Mai
1431 als rückfällige Ketzerin auf dem Marktplatz von Rouen auf dem
Scheiterhaufen verbrannt.
25 Jahre nach ihrem Tod nahm die Kirche ihren Fall erneut auf und erklärte
Jeanne d Arc für unschuldig; 1920 wurde sie von Papst Benedikt XV.
heiliggesprochen und zur zweiten Schutzpatronin Frankreichs erklärt; ihr
Feiertag ist der 30. Mai, der Tag ihrer Hinrichtung. Jeanne d Arcs Leben,
ihre \"Heldentaten\", ihr Prozeß und ihre Religiosität gingen in die
Weltliteratur ein.
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