Durch die Kolonisation steigerte sich die Nahrungsmittelproduktion auf den zuvor ungenutzten sibirischen Ebenen natürlich stark. Auch die bereits vorhandene Landwirtschaft, die bisher mangels guten Transportmöglichkeiten nur Luxusgüter wie z.B. Kaviar oder Edelpelze in kleinen Mengen exportieren konnte, drang durch die Transsib in ganz neue Sphären vor. Nur dank diesem von der transsibirischen Eisenbahn ermöglichten enormen Anstieg der Nahrungsmittelproduktion in Sibirien konnten weitere Jahre des Hungers wie sie es 1891/92 waren, verhindert werden. Die wichtigsten landwirtschaftlichen Exportgüter Sibiriens waren Weizen, Fleisch, Butter und andere Molkereiprodukte sowie Fisch.
Besonders wichtig war der Butterexport aus Sibirien. Die Butterproduktion steigerte sich in den Jahren 1900 - 1913 von 20\'000 Tonnen auf über hunderttausend Tonnen. Dass solche Dimensionen erst durch die Transsib möglich wurden, brauch ich ja wohl nicht zu erwähnen. Über 80% der Butter wurde aus Russland exportiert, und brachte dem Staat doppelte so grosse Einkünfte wie der gesamte Goldexport. Auch die Weizen spielten eine sehr wichtige Rolle. In Sibirien wurden im Jahre 1913 bereits fast 10% der gesamten Weizenproduktion Russlands geerntet. Dies erlaubte dem Staat Export in riesigen Mengen.
Heute kaum zu glauben: 1913 war Russland mit einem Weltanteil von 30.7% der weltweit mit Abstand grösste Weizenexporteur (vor Argentinien mit 15.4%). Auch die traditionellen Exportartikel Sibiriens, die bereits zuvor in kleinen Mengen exportiert wurden, Kaviar, Pelze, Honig und Nüsse konnten nun in viel grösseren Mengen produziert werden. Die Transsibirische Eisenbahn liess alle Nahrungs-Probleme des damaligen Russlands verpuffen und verhalf dem Land zu riesigen Export-Einkünften, von denen man in Russland seit dem Beginn der Sowjetunion nur noch träumen kann.
|