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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Der zustrom zu den faschisten im nachkriegsitalien



Im Gegensatz zu der sozialistischen entsteht die faschistische Bewegung erst im Anschluss an den Ersten Weltkrieg. Im März 1919 entstehen die ersten faschistischen Kampftrupps, nach einer Strukturwandlung formt sich daraus im November 1921 die Faschistische Partei PNF.
Die ersten faschistischen Organe, die Fascio, bestehen hauptsächlich aus drei verschiedenen Menschengruppen, die sich ihnen aus unterschiedlichen Gründen anschließen. Dazu gehören die revolutionären Linksinterventionisten, Anarchisten und Syndikalisten, die Mussolini auf seinem neuen politischen Weg gefolgt sind, weil sich auch ihre Ideen nicht mehr mit den früheren decken. Außerdem die Arditi, ehemalige Frontsoldaten, die sich ein Leben in Friedenszeiten nicht mehr vorstellen können. Um den Krieg in Italien weiterführen zu können, versuchen sie durch die Fascio zur politischen Elite zu werden. Und schließlich die Futuristen, eine Gruppe hochmoderner Künstler, die oftmals für einen Glauben oder eine Idee arbeiten, dafür jedoch noch kaum Aufmerksamkeit erhalten.
In den ersten anderthalb Jahren ihres Bestehens führen die Kampftrupps ein eher örtlich beschränktes Dasein, wobei dieses sich von Region zu Region unterschiedlich entwickelt. Es passt sich sozusagen den örtlichen Problemen an. Dabei sind die Faschisten jedoch noch nicht betont antisozialistisch, ihr Programm ist sogar relativ marxistisch. Es handelt sich bei diesem jedoch nicht um ein perfekt ausgeklügeltes, denn die Auszeichnung des Faschismus besteht eher in einem bestimmten Lebensgefühl, welches in Taten umgesetzt wird. Es ist ein Lebensstil, der seinen Mitgliedern eine bestimmte innerliche und äußerliche Haltung auferlegt , die sich ausdrückt in Energie, Disziplin und Dynamik. Dieses Dasein hat sicherlich auf einige Menschen in der unruhigen Nachkriegszeit eine starke Wirkung, was sehr vorteilhaft ist. Denn der nach dem Krieg herrschende Pessimismus bringt nicht nur dem Sozialismus zugeneigte Menschen hervor, sondern auch welche, die sich mit keiner der bestehenden Parteien identifizieren können. So findet der Faschismus seine Anhänger in ganz anderen Bereichen als der Sozialismus, ab Ende des Jahres 1920, im Anschluss an die Fabrikbesetzungen, sogar zum größten Teil bei deren Gegnern oder bei deren ehemaligen Anhängern. Dieses zeigt sich sehr deutlich bei der Gründung des PNF im November 1921. Zu diesem Zeitpunkt haben die Faschisten bereits Fuß gefasst, es schlagen sich ein großer Teil des Kleinbürgertums, Angestellte, Intellektuelle und ehemalige Soldaten auf ihre Seite , um aus ihnen einen Nutzen zu ziehen. Dieser besteht darin, die für sie bedrohlich wirkenden Sozialisten bekämpfen zu können. Denn sowohl die Kleinbürger und Intellektuellen, als auch die Soldaten entwickeln einen starken Hass auf die Sozialisten bzw. auf das Arbeiterproletariat.
Die Kleinbürger haben grundsätzlich das Bestreben, in eine höhere Klasse aufzusteigen. Doch da sie unter der wirtschaftlichen Schwäche Italiens leiden, haben sie Angst vor Verproletarisierung. Die "äußerst hohen" Löhne der Arbeiter halten sie für die Hauptursache der Verteuerung ihres Lebens . Sie wollen sich also gegen das Aufstreben der Arbeiter wehren, sich ihnen gegenüber behaupten. Genauso ist es mit den Intellektuellen. Sie sehen sich nach dem Krieg besser situierten Proletariern gegenüber, ihre eigene Zukunft scheint ihnen fragwürdig. Ebenso geht es den ehemaligen Soldaten. Neben der Tatsache, dass sie mit dem Faschismus sympathisieren weil er für sie eine Verlängerung des Kriegszustandes bedeutet, ist auch bei ihnen die Auflehnung gegen das Proletariat impliziert. Denn die Arbeiter empfangen sie bei ihrer Rückkehr eher mit Abneigung als mit Freude, sie wissen die soldatischen Opfer nicht zu würdigen. Wie auch die PSI selbst, die ihrerseits nichts tut, um die Heimkehrenden politisch zu neutralisieren. Die demobilisierten Militärs wenden sich dem PNF zu, nutzen ihn als Ventil, zum Ausdruck verschiedener Ängste. Der Faschismus wandelt sich so im Anschluss an die
Fabrikbesetzungen zur Massenpartei, gleichzeitig werden die Sozialisten dadurch zu ihren größten Feinden.
Mussolini selbst bezeichnet das Zustandekommen des Faschismus als "Ausfluss eines tiefen Bedürfnisses unserer Rasse, die sich in einem gegebenen Augenblick in der Grundlage ihrer Existenz bedroht fühlt( )" .

 
 

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