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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Historischer abriß der geschichte des bauhauses



Die Geschichte des Bauhauses wurde von verschiedenen Kunsthistorikern in Phasen eingeteilt; nur auf den ersten Blick logisch erscheint zum Beispiel die Gliederung nach den drei verschiedenen Direktoren des Bauhauses - Walter Gropius (1919 - 1928), Hannes Meyer (1928 - 1930) und Ludwig Mies van der Rohe (1930 - 1933) - oder etwa nach den drei Standorten Weimar (1919 - 1925), Dessau (1925 - 1932) und Berlin (1932 - 1933). Die wohl komplexeste Phaseneinteilung entwarf Wulf Herzogenrath; sie umfaßt fünf Phasen.
Ich habe mich entschlossen, Friedhelm Krölls Gliederung in drei Phasen zu übernehmen:
3.1. Die Gründungsphase (1919 - 1923)
Die Gründung der neuen Kunstgewerbeschule erfolgte 1919, wie schon oben geschildert. Gropius berief die Maler Lyonel Feininger und Johannes Itten sowie den Bildhauer Gerhard Marcks an das Bauhaus. Bis 1922 sollten Georg Muche, Oskar Schlemmer, Lothar Schreyer, Paul Klee und Wassily Kandinsky folgen.
Die Gründungsphase ist gekennzeichnet durch Konflikte. Zum einen erwies sich die anfänglich natürlich große Heterogenität des Lehrkörpers als Problem - auf der einen Seite stand der akademische Lehrkörper, dem das Bauhaus-Programm teilweise viel zu progressiv schien, auf der anderen Lehrer wie Feininger oder Itten, die der damaligen Künstler-Avantgarde angehörten.
Auch die duale Leitungsstruktur der Werkstätten sollte sich als Grund für Konflikte herausstellen. Jeder Werkstatt standen zwei Leiter vor: ein künstlerischer Leiter, der sogenannte "Meister der Form" und ein Handwerker, der "Meister des Handwerks". Gropius schrieb darüber später:
"es war notwendig, unter zwei verschiedenen lehrern zu arbeiten, denn es gab weder handwerker, die genügend phantasie hatten, um künstlerische probleme zu meistern, noch künstler, die ausreichende technische kenntnisse besaßen, um als leiter von werkstattabteilungen zu arbeiten. Zuerst mußte eine neue generation ausgebildet werden, die fähig war, beide eigenschaften zu vereinen."
Durch diese Form der Leitung sollte, so Gropius, die " die hochmütige Mauer zwischen Künstler und Handwerker fallen" und die manuellen und die künstlerischen Fertigkeiten der Studenten gleichzeitig gefördert werden. Es stellte sich aber heraus, daß die Formmeister den Handwerksmeistern nicht gleichgestellt waren: Im "Meisterrat" waren nämlich nur die Künstler vertreten - dem Handwerker wurde lediglich beratende Funktion zuerkannt. Obwohl Gropius im Bauhausprogramm von 1919 seine Hochschätzung des Handwerks zum Ausdruck brachte und die Programmatik auf eine Entromantifizierung des traditionellen Künstlerbilds zielte, kam dem autonom schaffenden Künstler die Priorität zu.
Einer schweren Krise war das Bauhaus in seinen ersten Jahren durch den Gropius-Itten-Konflikt ausgesetzt, der sich schon beim Bau des "Haus Sommerfeld" zeigte und der erst 1923 mit dem Austritt Ittens beendet wurde. Wick nennt diesen Streit einen "Konflikt zwischen autonomem Künstlertum und sozialverpflichtender Gestaltungsabsicht."
Magdalena Droste beschreibt Itten in ihrem Buch über das Bauhaus folgendermaßen:
\"Von seinen Schülern wurde Itten als "Meister" tief verehrt. Er trug die selbstgenähte Bauhaustracht: eine trichterförmige Hose, die oben weit und unten eng geschnitten war. Dazu eine hochgeschlossene Jacke, die von einem Gurt aus demselben Stoff zusammengehalten wurde. Ittens Schädel war kahlrasiert. [...].\"
Er war außerdem Anhänger der damals in Deutschland verbreiteten Mazdaznan-Lehre, zu deren Praxis vegetarische Ernährung, regelmäßiges Fasten, eine Atem- und Sexuallehre sowie zahlreiche Gesundheitsvorschriften gehörten.
Der wichtigste Streitpunkt war die Tatsache, daß Itten die Auftragsarbeit grundsätzlich ablehnte. Das höchste Ziel der Bauhausausbildung war für ihn die Erziehung zu einem kreativen, mit sich und der Welt harmonisierenden Menschen. Gropius befürchtete hierbei einen Rückzug in den Elfenbeinturm der Kunst, der mit den Leitzielen des Bauhauses nicht vereinbar war; sein Grundanliegen war es, dem Künstler einen neuen Platz in der Gesellschaft zu geben. Zudem hatte die Auftragsarbeit schon vor der Bauhausgründung zu den zentralen Ideen Gropius' gehört. Er hatte beständig den Kontakt zu möglichen Auftraggebern gesucht. Als er die Werkstatt für Tischlerei mit der Bestuhlung des Stadttheaters in Jena beauftragte, reichte Itten die Kündigung ein. So wurde der Weg frei für eine neue Erziehung, in deren Mittelpunkt nicht mehr der einzelne Mensch stand, sondern die Schaffung neuer, industriegerechter Produkte. Die Handarbeit und das Handwerk verloren mit seinem Weggang an Bedeutung.

3.2. Konsolidierungsphase (1923 - 28)

1923 wurde, wie schon erwähnt, Itten gekündigt und der Ungar Moholy-Nagy als neuer Leiter der Metallwerkstatt und des Vorkurses ans Bauhaus berufen.
Unter Moholy-Nagy stabilisierten sich die Beziehungen innerhalb des Lehrkörpers, was zusätzlich durch die Aufnahme einiger am Bauhaus ausgebildeten "Jungmeister" in den Lehrkörper verstärkt wurde. Zu nennen sind hier Josef Albers (er übernahm die praktisch orientierte Hälfte des Vorkurses) Gunta Stölzl (Textilabteilung), Marcel Breuer (Möbelwerkstatt), Herbert Bayer (Druckerei), Joost Schmidt (Plastische Werkstatt) und Hinnerk Scheper (Wandmalerei). Durch deren künstlerische und handwerkliche Doppelqualifikation konnte nun auch das konfliktträchtige duale Leitungssystem der Werkstätten aufgegeben werden.
Im Unterricht der Jungmeister standen verstärkt die Grundprobleme serieller Massenproduktion im Vordergrund, die Produktion von Einzelkunstwerken, auf die sich zuvor die künstlerischen Leiter konzentriert hatten, verlor immer mehr an Bedeutung; die Malerei wurde am Bauhaus zu einer Nebensache.
Seit 1923 wurde das Bauhaus immer mehr zu einer Lehr- und Produktionsstätte für industrielle Prototypen. Diese sollten sich an den Vorgaben einer industriellen Produktion, aber auch an den sozialen Bedürfnissen breiter Bevölkerungsschichten orientieren. Dahinter stand auch der Gedanke, das Bauhaus unabhängig von öffentlichen Geldern zu machen.
1923 fand außerdem die große Bauhaus-Ausstellung statt; die erste große Selbstdarstellung der Schule in der Öffentlichkeit. Die Regierung hatte einen Kredit für das Bauhaus an die Bedingung geknüpft, die bisherige Arbeit in einer Art Leistungsschau auszustellen, wofür der Meisterrat beschloß, ein vollständig eingerichtetes Musterhaus zu zeigen, auf das zurückzukommen sein wird. Die Bauhaus-Ausstellung wurde zwar kein finanzieller Erfolg, doch wurde sie von der deutschen und der internationalen Presse durchaus positiv aufgenommen. Der gleichzeitig in Weimar tagende Deutsche Werkbund erklärte sich solidarisch mit dem Bauhaus.
Die finanzielle und politische Lage aber war prekär; die andauernde Kritik der Rechtsparteien und die mangelnde Unterstützung durch den Finanzminister Hartmann, der dem Bauhaus keinen Kredit gewährte, schränkten dessen Möglichkeiten drastisch ein. Die Weimarer Landtagswahlen Anfang 1924 endeten mit einem Sieg der Rechtsparteien, welche die Mittel des Bauhauses dermaßen drastisch kürzten, daß die Bauhausmeister zum 31. 5. 1925 die Institutsauflösung verkündeten.
Auf die Initiative des Dessauer Bürgermeisters Fritz Hesse hin konnte das Bauhaus 1925 ebendort eine neue Heimat finden. Walter Gropius entwarf die schlicht-funktionalen Gebäude (Werkstätten, Lehr- und Wohngebäude) aus Glas- und Betonelementen, die optimale Rahmenbedingungen schufen. Dem Bauhaus standen beträchtliche finanzielle Mittel zur Verfügung, außerdem übersiedelte fast der ganze Lehrkörper mit, die Übersiedelung war also außerordentlich stabilisierend.
1926 konnte die Schule mit dem neuen Untertitel \"Hochschule für Gestaltung\" neu eröffnet werden; sie wurde nun auch als staatliche HfG anerkannt, die man mit einem \"Bauhaus-Diplom\" abschließen konnte.
Auch das Erscheinen der Bauhaus-Zeitschrift (1926 - 1931) und die Reihe der Bauhausbücher (14 Bände zwischen 1925 und 1931) trugen sicherlich zur fortschreitenden Stabilisierung des Bauhauses bei.
Wesentlich an der Konsolidierungsphase des Bauhauses ist, daß die Studenten praktische, zum Teil durch Industrieaufträge vorgegebene Aufgabenstellungen zu bewältigen hatten. "Typisierung, Normierung, serielle Herstellung, Massenproduktion" , also alles was Muthesius schon fast 20 Jahre zuvor gefordert hatte, wurde zum Leitprinzip der Arbeit.
Im Frühjahr 1928 ging die Ära Gropius zu Ende, was gleichzeitig auch das Ende der Konsolidierungsphase markiert. Gropius hatte genug davon, als Zielscheibe der konservativen Kritiker herzuhalten und zog es vor, als freier Architekt in Berlin zu arbeiten. Mit seinem Ausscheiden und dem gleichzeitigen Austritt von Herbert Bayer, Marcel Breuer und Moholy-Nagy erlitt das Bauhaus einen empfindlichen Verlust, der den Beginn eines allmählichen Desintegrationsprozesses markiert.

3.3 Desintegrationsphase (1928 - 1933)
Der Schweizer Architekt Hannes Meyer, der Gropius am 1. April 1928 als Direktor ablöste, trat für eine soziale Bestimmung von Architektur und Design ein. Er forderte, daß der Gestalter dem Volk dienen müsse, wodurch das Konzept einer Kunsthochschule endgültig aufgegeben schien. Die Idee einer Produktionsstätte zur Befriedigung sozialer Bedürfnisse wurde vorherrschend.
Viele Änderungen wurden durchgeführt: Die Zahl der wissenschaftlichen Fächer in der Lehre wurde erhöht; der Einfluß der bildenden Künstler im Lehrkörper durch die offizielle Einführung von Malklassen geschwächt. Die Schule wurde nun für ärmere, aber auch für scheinbar unbegabte StudentInnen geöffnet, da Meyer keine Begabtenauslese betreiben wollte; er sah das Lehrziel darin, möglichst viele junge Menschen richtig in die Gesellschaft einzugliedern. Diese Entscheidung stellte sich aber sehr bald als falsch heraus, da die Werkstätten an die Grenze ihrer Belastbarkeit geführt worden waren.
Mit der Schwerpunktlegung auf die Architekturwerkstatt einher ging eine weitere Schwächung des Einflusses der Maler. Zahlreiche Künstler, darunter Moholy-Nagy, Schlemmer und Klee verließen das Bauhaus.
Trotzdem hat das Bauhaus in den Jahren 1928 bis 1930 unter Leistungs- und Ökonomieaspekten mit unübertroffener Effizienz gearbeitet. Unter Meyer beschäftigte man sich am Bauhaus mit Gebrauchstüchtigkeit, Preisgünstigkeit und der sozialen Zielgruppe. Er reagierte nicht nur auf die Not und Armut breiter Bevölkerungsschichten, sondern war auch darum bemüht, den damaligen wissenschaftlichen und sozialen Wissensstand in die Werkstätten zu integrieren. Meyers Ideen wurden vor allem von kommunistischen Studieren aufgenommen und politisiert.
Die kommunistische Hochschulpolitik war im Deutschland des Jahres 1930 \"geradezu selbstmörderisch\". Die Nationalsozialisten gewannen gerade an Macht und alles, was linkslastig erschien, wurde angegriffen. Der Dessauer Bürgermeister Fritz Hesse erkannte, daß Meyer auf keinen Fall bleiben konnte, wenn das Bauhaus bestehen sollte. So wurde Meyer 1930 zum Rücktritt gedrängt - er ging mit zwölf Studierenden nach Moskau.

Abgelöst wurde er von Ludwig Mies van der Rohe, damals einer der herausragenden Architekten. Wie Gropius war auch er Assistent bei Peter Behrens gewesen(1908-1911), bevor er 1912 in Berlin ein eigenes Architekturbüro eröffnet hatte. Er hatte in mehreren revolutionären Entwürfen für Hochhäuser mit Stahlrahmen- und Glaswandkonstruktionen experimentiert.
1927 entwarf er für die Stuttgarter Weißenhofsiedlung erstmals Gebäude in Stahlskelettbauweise. Zwei seiner frühen Meisterwerke sind der Deutsche Pavillon für die Internationale Ausstellung in Barcelona (1929), für den er auch den berühmten Barcelona-Stuhl aus Leder und Chrom schuf, und das Haus Tugendhat (1930) in Brünn (heute Tschechische Republik). Beide Entwürfe zeichnen sich durch eine langgezogene, flache Glasbauweise aus, bei der der Innenbereich als eine Abfolge offener Räume konstruiert und die Wände ohne tragende Funktion auf ein Minimum reduziert waren.
Mies van der Rohe war gezwungen, sich der "linken" Führungsweise Meyers entgegenzustellen, um die Reputation des Bauhauses gegenüber den rechten und konservativen Gegnern wieder herzustellen. Er führte daher strenge Regeln, einen Stundenplan und autoritäre Lehrmethoden ein. Als Reaktion auf die starken Veränderungen kündigten die meisten der Lehrer, die noch aus der Gründungsphase stammten.
Auch diese Haltung allerdings konnte Mies van der Rohes Entlassung durch die Nationalsozialisten nicht verhindern. Im September 1932, als die Sozialdemokraten bei den Kommunalwahlen eine Niederlage erlitten, wurde das Bauhaus Dessau geschlossen. Frank Whitford beschreibt die Ereignisse so:
Bald danach drangen SA-Leute ein, zerschlugen die Fenster und warfen alles, dessen sie habhaft wurden, auf die Straße. Sie wollten das Gebäude vollständig zerstören, aber eine internationale Kampagne hielt sie davon ab. Statt dessen setzten sie eine Backsteinfassade mit konventionellen Fenstern davor und benutzten den Bau als Ausbildungsstätte für Parteifunktionäre. Im Herbst 1932 sah es tatsächlich so aus, als sei das Ende des Bauhauses gekommen.

Als dritter Standort fand sich ein ehemaliges Fabriksgebäude in Berlin, wo das Bauhaus unter erschwerten räumlichen und materiellen Bedingungen sowie mit einem drastisch verkleinerten Lehrkörper als Privatinstitut fortgeführt wurde.
Mies van der Rohe war fest entschlossen, es am Leben zu erhalten, doch das Auftreiben von Mitteln zur Erhaltung der neuen unabhängigen Schule erwies sich als Problem: Die Studiengelder mußten erhöht und Privatpersonen um Spenden gebeten werden. Im Februar 1933 wurden, um Geldmittel zu beschaffen, große öffentliche Karnevalsfeste veranstaltet. Führende Künstler spendeten Werke für die Tombola. Die Feiern erwiesen sich als höchst erfolgreich und stellten eine große Demonstration der immer noch vorhandenen Sympathie für das Bauhaus dar. Für kurze Zeit schien es möglich, daß sich das Leben am Bauhaus wieder normalisieren würde, was aber die politische Entwicklung verhinderte: Im Januar 1933 wurde Hitler Reichskanzler, und die Nationalsozialisten begannen, ihre repressive Politik auf Staatsebene durchzusetzen. Sie argumentierten, das Bauhaus sei "einer der offenkundigsten Schlupfwinkel der jüdisch-marxistischen Kunst - so weit abseits von Kunst, daß es nur pathologisch beurteilt werden kann." Es stelle eine Gefahr für das deutsche Volk dar, und seine Existenz dürfe im neuen Deutschland nicht geduldet werden.
Am 11. April 1933 sah man sich durch die Repressalien von Polizei, SA und Gestapo zur Selbstauflösung gezwungen.

 
 

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