Die übrigen Besitzungen des Orden blieben weitgehend unberührt von den Ereignissen in Preußen. Seit dem 13. Jahrhundert wurden dem Orden Länder in Elsaß, in Franken, in Thüringen, in Schwaben und in Österreich geschenkt, die in dreizehn Balleien im Reichsgebiet und in acht weitere in Frankreich, Spanien, Italien, Zypern und Griechenland zusammen gefaßt wurden. Leiter dieser Balleien war der Landkomtur und ihm unterstanden die Komturen, die einzelne Kommenden verwalteten. Diese Besitzungen sicherten den Nachschub und den finanziellen Rückhalt des Ordens, zuerst in Palästina und dann in Preußen. Weil der Hochmeister immer in der Nähe der kämpfenden Truppen sein wollte, setzte er einen eigenen Verwalter für die Gebiete im Reich ein: den Deutschmeister. Er unterstand zuerst direkt dem Hochmeister, wurde aber dann immer selbstständiger und wurde 1524 vollkommen unabhängig. Er erhielt sogar den Titel Reichsfürst, obwohl er gar kein zusammen hängendes Reich regierte. Nachdem 1525 der Ordensstaat in ein Herzogtum umgewandelt worden war und es damit die Stelle des Hochmeisters nicht mehr gab, nannte sich der Deutschmeister seit 1529 "Hoch- und Deutschmeister" um und übernahm alle Balleien, die bisher von Hochmeister direkt verwaltet worden waren.
Durch die Reformation verlor der Orden viele Anhänger und von den mehr als zwanzig Balleien blieben nur sieben übrig. Durch den Dreißigjährigen Krieg wurde der Orden dann noch weiter geschwächt. Als 1683 Wien von den Türken belagert wurde, fand der Orden wieder eine neue Aufgabe und er stellte mehrere Kontingente zusammen, die halfen, die Türken zu vertreiben. 1696 stellte er ein eigenes Regiment auf, das vom Kaiser Leopold II. den Namen Hoch- und Deutschmeister-Regiment erhielt und das in Wien stationiert wurde. Um dieses Regiment finanzieren zu können, mußten sogar einige Kommenden verkauft werden. Das Hoch- und Deutschmeisterregiment ist bis heute in Wien sehr geschätzt, es wurde durch einen Marsch sehr populär und wird heute in einem tradtionsregiment des Österreichischen Bundesheeres fortgeführt.
1606 gründete der Orden ein Priesterseminar, um der Knappheit an Priestern im Reich entgegen zu wirken. 1667 baute der Orden das Haus in Wien, in dem heute der Hochmeister sitzt unmittelbar neben dem Stepahnsdom auf dem Platz einer alten Ordenskirche aus dem 12.Jahrhundert.
Bis zum 19. Jahrhundert änderte sich wenig. Der Orden suchte und bildete Priester aus und folgte der Politik Österreichs. Auch als Hochmeister wurden meistens Angehörige des Kaiserhauses gewählt, die den Orden nicht immer sehr ernst nahmen. Doch durch Napoleon änderte sich die Lage schlagartig. Zuerst verlor der Orden seine Balleien in den von Frankreich besetzten Gebieten und 1809 wurde er vollständig verboten und seine Gebiete von Napoleon beschlagnahmt. Der Hoch- und Deutschmeister Erzherzog Anton-Victor von Österreich verlegte seinen Sitz von Mergentheim, wo er bis zu dem Zeitpunkt residiert hatte nach Wien. Das war das Ende des Deutschen Ritterordens im Heiligen Römischen Reich.
|