Die Freiheitsstatue
In der Uper Bay, ca. 4 km von der Südspitze Manhattans entfernt, erhebt sich auf der kleinen Felseninsel \\\"Liberty Island\\\" das bekannteste Wahrzeichen New Yorks und der USA, die Freiheitsstatue (Statue of Liberty). Das samt Fundament und Sockel 93 m hohe Monument gilt weltweit als Symbol der Freiheit und der Demokratie. Für Millionen Einwanderer, die mit dem Schiff in die Vereinigten Staaten kamen, war die Freiheitsstatue der erste Anblick der Neuen Welt und Verkörperung ihrer Hoffnung.
Die von einem Strahlendiadem (Diadem = kostbarer Stirnreif) gekrönte Freiheitsgöttin steht auf den zerbrochenen Ketten der Sklaverei. Die sieben Strahlen der Krone versinnbildlichen die sieben Meere und die sieben Kontinente. In der erhobenen rechten Hand hält sie eine bei Dunkelheit erleuchtete Fackel und in der linken eine Inschrifttafel mit dem Datum der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung: \\\"July 4. 1776\\\".
Schöpfer der Figur ist der französische Bildhauer Bartholdi. Die Trägerkonstruktion aus Stahl hat Gustave Eiffel, der spätere Erbauer des Eiffelturms, konstruiert. 1865 regte der französische Politiker Leboulay den jungen Bildhauer Bartholdi zur Schaffung eines Monuments an, das die im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg geknüpften Bande zwischen Frankreich und Amerika verherrlichen sollte. Bartholdi gefiel diese Idee, gab sie ihm doch die Möglichkeit, seine Vorliebe für monumentale Bildhauerkunst auszuleben. Er griff auf einen Entwurf für eine Statue zurück, die für den Nordeingang des Suezkanals geplant war, aber nie realisiert werden konnte. Bartholdi reiste 1871 in die USA und bat Präsident Grant und andere einflussreiche Politiker um finanzielle Unterstützung und ersuchte um Erlaubnis, die Statue auf der Insel im Hafen von New York aufstellen zu können. Der ursprünglich gefasste Plan, das Werk bis 1876, dem Jubiläumsjahr zum 100-jährigen Bestehen der USA, fertig zu stellen, musste aufgegeben werden. Frankreich brachte zwar die für die damalige Zeit gewaltige Summe von 600`000 Francs für die Statue auf, doch in den USA war noch nicht genügend Geld für den Bau des Sockels zusammengekommen, und der kostete etwa genauso viel wie die Lady selbst. Erst als sich der mächtige Zeitungsverleger Pulizer der Spendeaktion annahm (und damit die Auflage seiner Zeitung enorm steigerte), kam auch in Amerika genügend Geld zusammen, so dass mit der Herstellung der Statue begonnen werden konnte.
Hergestellt wurde die Statue in einer Pariser Metallwerkstatt. Das von Bartholdi gefertigte erste Tonmodell (ca.120 cm hoch) wurde massstabgetreu zuerst auf 2,7m und dann auf 12m vergrössert. Mit einem komplizierten Vermessungsverfahren wurde alsbald aus Holz das Erdmodell aus Einzelteilen hergestellt, die zusammengesetzt die mächtige Dame in Originalgrösse (50m) ergaben. Über die originalgrossen Holzformen hämmerten darauf ganze Scharen von Handwerkern dünne Platten aus Kupfer (ca.3mm dick). Die 300 Einzelteile gelangten schliesslich, in 200 Kisten verpackt, per Schiff nach New York. Hier vernietete man die Kupferplatten und hängte sie mit Eisenstäben am zentralen Stahlgerüst auf, das tief im Sockel verankert ist. Am 28. Oktober 1886 wurde das Denkmal in einem Festakt dem amerikanischen Volk offiziell übergeben.
Zum 100-jährigen Bestehen der Statue wurde nach dreijähriger Renovierungszeit am 3. und 4. Juli 1986 im Beisein von US-Präsident Reagan und dem französischen Präsidenten Mitterand der \\\"Geburtstag\\\" von \\\"Miss Liberty\\\" mit einem rauschenden Fest und dem pompösesten Feuerwerk aller Zeiten (Kosten: 2 Mio. Dollar!) begangen.
Seit der Verschönerungsaktion hat die betagte Dame mehr als eine Millon Besucher pro Jahr in ihren Bann gezogen. Sie gehört somit zu einer der grössten Touristenattraktionen der Welt. Wer den Ausblick von der Freiheitsstatue geniessen will, muss sich in Geduld üben. Meist sieht man sich zwei Menschenschlangen gegenüber. Die kürzere bildet sich jeweils vor dem Lift, der zur Aussichtsplattform auf dem Sockel führt, die längere bilden diejenigen Besucher, die den mühsamen Aufstieg über die 354 Stufen der engen Wendeltreppe zur Krone auf sich nehmen wollen. Der Genuss des Ausblicks durch eines der kleinen Fensterchen ist kurz, denn bereits drängen die nächsten nach, die auch ihr Recht fordern und wenig Zeit zum Verweilen lassen
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