1790 widmete er sich hauptsächlich der Forschung, erstellte die Bücher über die
"Metamorphose der Pflanzen" und die "Farbenlehre", schaffte es jedoch die Erstfassung des
" Faust " zu veröffentlichen. 1790 unternahm er auch seine zweite Italienreise, um die
Herzoginmutter Anna Amalia von dort nach Weimar zurückzubegleiten. Goethes zweite
Italienreise stand im Zeichen ausgiebiger Kunst - und Naturstudien, war jedoch belastet von
der zeitweiligen Trennung von Christiane und dem im Vorjahr geborenen Sohn August. In
Italien verfasste er die " Venetianischen Epigramme " , die sich kritisch mit dem Italienbild
und zudem sehr ablehnend mit dem Zeithintergrund der Französischen Revolution
beschäftigten. Zwei Jahre später, 1792, erlebte Goethe als Begleiter von Karl August den 1.
Koalitionskrieg der Österreicher und Preussen gegen die Franzosen. Diese Reise brachte,
genauso wie die französische Revolution, viel Unruhe in sein Leben und führte zu einer
Schaffenskrise. Erst die Bekanntschaft mit Schiller, dem wohl bekanntesten Dichter der
damaligen Zeit, brachte Auftrieb. Goethe hatte Schiller zwar 1790 eine Professur in Jena
vermittelt, sie kamen sich jedoch erst 1794 etwas näher, da vorher ihre Gesinnungen eher
entgegengerichtet waren. Ab den neunziger Jahren, in denen sich Schiller mit den Schriften
Ullrico@t-online.de (Sebastian Boettcher)
Kants auseinandersetzte, erlebt er eine innere Wandlung. Er tat auch den ersten Schritt und
schrieb einen Brief an Goethe.
Aus der ersten Bekanntschaft entwickelte sich bald ein intensiver mündlicher und schriftlicher
Gedankenaustausch, der beiden Teilen den "reinen Genuß und wahren Nutzen" brachte. Der
Nutzen bestand darin, daß Goethe Schillers Drang zum Extremen und seine Tendenz zu
philosophischen Spekulationen mäßigte und Schiller im Gegenzug Goethe von seinen
naturwissenschaftlichen Studien wieder mehr zur dichterischen Produktion zog. Das erste
gemeinsame Werk waren die "Horen", welches jedoch wenig Resonanz beim Publikum fand.
In den folgenden "Xenien" ließen Schiller und Goethe ihrem Unmut über das Publikum freien
Lauf. Nach diesem Xenienjahr (1796), in dem Goethe auch seinen Erziehungsroman
"Wilhelm Meisters Lehrjahre" den letzten Schliff gab, folgte ein Balladenjahr, in dem die
beiden ihre großen Balladen schufen, wie z.B. "Der Zauberlehrling", "Der Taucher" und
"Die Kraniche des Ibykus". Ein Jahr später erschien "Hermann und Dorothea", eines der
schönsten Epen in deutscher Sprache. Den Stoff fand der Dichter in einem Erlebnis von
protestantischen Salzburger Auswanderern, die ihres Glaubens wegen aus Österreich
vertrieben waren und bis nach Ostpreußen wanderten. 1803 erschien das Werk "Die
natürliche Tochter", welches eigentlich der erste Teil einer tragischen Trilogie sein sollte,
womit er auf die Französische Revolution, mit der er, wie bekannt, nicht ganz einverstanden
war, antworten wollte. Ebenso versuchte er sich mit der Zeitschrift "Prophyläen" an der
bildenden Kunst. Sein Hauptaugenmerk lag aber zu dieser Zeit, trotz der vielen anderen
Beschäftigungen, auf der Verfassung des "Faust", der 1806 vollendet wurde. Goethes und
Schillers Dichtungen und Abhandlungen der Zeit zeigen eine Tendenz zum Belehrenden, ja
fast zum Lehrhaften.
Um noch enger zusammen arbeiten zu können, siedelte Schiller 1799 nach Weimar über.
Seine unmittelbare Teilnahme gab Goethes Tätigkeit für das Weimarer Theater neue Impulse.
So konnten sie die gemeinsam entwickelten klassizistischen Stilisierungsprinzipien auf der
Bühne erproben und gaben Weimar damit ein immer größeres Ansehen als Zentrum der
deutschen Kultur. So gab es z.B. Aufführungen von "Maria Stuart" (1800), der "Braut von
Messina" (1803) und des "Wilhelm Tell" (1804). Ihr gemeinsam ausgearbeitetes Programm
der "Weimarer Kunstfreunde" stieß auf den Widerstand der jüngeren Generationen. Sie waren
der Meinung, dass die Motive aus der Antike, die Goethe und Schiller fast ausschließlich
benutzten, vergangen seien und nicht wieder zurückgeholt werden sollten. 1805 endete die
Beziehung zwischen Schiller und Goethe. Beide waren schon seit Januar krank und ein
Gedankenaustausch war nicht mehr möglich. Mitte des Jahres 1805 starb Schiller. Goethe
verlor in ihm, wie er sagte, die Hälfte seines Daseins. Der Briefwechsel zwischen Schiller und
Goethe gehört zu den großen Zeugnissen deutschen Geistes.
Der Tod Schillers bedeutete einen grossen Einschnitt in Goethes Leben.
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