1.1 Die Sozialpolitik des Staates
Das Wirtschaftsbürgertum forderte einen liberalen Staat. Das bedeutet, der Staat sollte sich so wenig als möglich in das Leben eines einzelnen einmischen. Seine Aufgaben waren es die innere und äussere Sicherheit eines Landes zu gewährleisten und eine vernünftige Rechtsordnung als Voraussetzung für die wirtschaftliche Entwicklung zu schaffen. Dies wurde aber niemals erreicht, die Monarchien hielten sich sehr lange.
Verbreitet war das Modell des Paternalismus: Der Staat schränkte die Bewegungsfreiheit des Einzelnen ein, übernahm aber dafür ansatzweise mindestens auch die Verantwortung für ihr Wohlergehen. Dieser Paternalismus bildete die Grundlage für eine Sozialpolitik. Drei Ursachen brachten den Stein ins Rollen: der wachsende politische Druck von aussen, die drohende proletarische Revolution, technischer Fortschritt und der damit einhergehende Wohlstandswachstum. Die Bedeutung der Nationalstaaten in Europa nahm zu. Beim Imperialismus brauchten die Mächte unbedingte Unterstützung und soziale Ruhe im eigenen Land.
Nach und nach folgte in Europa der Aufbau von Sozialversicherungen. Das Ziel dabei war es die Arbeiterschaft an die Nation zu binden. Das zeigt sich im Beispiel der Bismarckschen Sozialgesetzgebung ab 1881, welche die Arbeiterschaft von der Sozialdemokratie entfernen sollte. Die für viele Staaten wegweisende deutsche Sozialpolitik wurde mit Lohnprozenten finanziert.
1.2 Private Wohlfahrt von Firmen, Kirchen und Genossenschaften
Im 19. Jahrhundert entstand eine Vielfalt privater Wohlfahrtseinrichtungen. Es gab Unternehmer, die im Betrieb eine Vaterrolle einnehmen wollten, und andere, die ihre Belegschaft über Arbeiterausschüsse und Betriebsräte zur Mitverantwortung heranzogen. Neben der sozialen Unternehmenspolitik versuchten auch christliche Hilfswerke und Genossenschaften die Lage des Proletariats zu verbessern. Besonders erfolgreich waren die Konsumgenossenschaften und auf dem Land die Raiffeisenbewegung.
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