Hier wurde nun der Begriff 'Sprachlehre' durch 'Sprachkunde' ersetzt, da, wie Jakob Grimm in seinen Vorreden zur Deutschen Grammatik postulierte, "die Muttersprache könne nicht gelehrt und nicht gelernt werden. Man müsse in sie hineinwachsen, ihren Geist unbewußt in sich aufnehmen; dann werde man sie auch recht zu gebrauchen wissen." Das Verstehen der deutschen Sprache sollte nun durch die Betrachtung der Formen und Bildungsgesetze der Sprache geschehen. Auch sollte die Grammatik nicht mehr logisch, sondern diachron angelegt werden. So sollte die Sprachkunde zu einer Sprachbesinnung führen. Die gedankenlose Geläufigkeit der Alltagssprache sollte durchschaut und das "Wort beim Wort" (Strassner 1977, S. 8) genommen werden.
Die Praxis unterschied sich damals allerdings sehr von diesen theoretischen Forderungen. In Übereinstimmung mit der Fremdsprachengrammatik blieb auch die Sprachkunde praktisch logisch-deduktiv orientiert, auch die historische Komponente wurde mehr angefügt, als daß sie integriert wurde. Zumindest aber hatte die Sprachkunde ihren Verdienst, Anstöße zu einer Verlebendigung de Sprachbetrachtung gegeben zu hab
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