Eines der Hauptprobleme der amerikanischen Truppen in Vietnam war grün, dicht und erstreckte sich über zwei Drittel des Landes - der Dschungel. Aus der Deckung der Wälder heraus griff der Vietcong erfolgreich immer wieder an und drohten die überlegene aber nicht an Guerillakrieg an gepasste amerikanische Armee zu blamieren.
Schon vor Beginn des eigentlichen Krieges suchten deshalb die US- Militärstrategen fieberhaft nach einer effektiven Methode, dem Feind die Deckung zu nehmen. Die gerade erst entwickelten Phenoxy- Herbizide lieferten ihnen genau die Mittel , die sie brauchten - sie entlaubten Bäume und Krautpflanzen innerhalb von wenigen Tagen.
So begann ab 1962 die amerikanische Armee in Vietnam mit dem Versprühen von Pflanzenvernichtungsmittel. Ziel des Einsatzes dieser Chemikalien sollte die Vernichtung des dichten Regenwaldes, in dem sich der Vietcong wunderbar verstecken konnte. Die Aktion lief unter dem Namen TRAIL DUST, die bekannte Bezeichnung RANCH HAND galt nur für Herbizidversprühung mit C- 123 Bombern.
Der erste Flug, bei dem Chemikalien versprüht wurde, wurde am 10. August 1961 durchgeführt. Rund ein halbes Jahr später traf in Saigon die erste Schiffladung mit rund 600\'000 Litern Herbizid ein. Der letzte Hubschraubereinsatz bei dem Agent Orange ausgetragen wurde erfolgte am 31.10.1971. Die letzen Fässer mit für Vietnam bestimmten Herbiziden wurden erst im Jahr 1977 verbrannt.
Bei den verwendeten Pflanzenvernichtungsmitteln handelte es sich um Dioxinhaltige Chemikalien. Die Fässer in denen die Chemikalien transportiert wurden, waren alle mit einen rund 10 cm breiten farbigen Streifen markiert und erhielten dadurch ihre Namen. Ein Überblick über die verwendeten Chemikalien:
Code Farbe(Agent) Produktion in Litern
Green 31'070
Pink 464'818
Purple 548'885
Blue 8'201'695
White 21'198'305
Orange 73'419'000
Total: 103'369'733
Diese Zahl von über 100 Milionen Litern Spritzmittel lässt erahnen, das der Einsatz der Mittel ohne Rücksicht auf Spätfolgen erfolgte. Die damals in der Landwirtschaft gültige Höchstmenge für Spritzmittel wurde im Durchschnitt um mehr als 9'000% überschritten. Der untenstehenden Tabelle kann man die eingesetzte Menge an Agent Orange pro Jahr entnehmen.
Jahr Verbrauch
in Litern Behandelte Fläche
in km2
1962 65'000 23
1963 283'000 101
1964 1'066'000 380
1965 2'516'000 897
1966 9'599'000 3'420
1967 19'394'000 6'911
1968 19'264'000 6'865
1969 17'257'000 6'150
1970 2'873'000 1'024
1971 38'000 14
Jahr unbekannt: 1'064'000 380
Total: 73'419'000 26165
Amerikanischer Bomber, ähnlich wie die zum Spritzen eingesetzten.
Hinzu kommen oben aufgeführten anderen Chemikalien, welche zum Teil sogar ein mehrfaches an Dioxin enthielten.
An der Lieferung des gesamten Materials für Bomben und die Spritzmittel waren ganze Wirtschaftszweige beteiligt, was die Wirtschaft in den USA am Anfang des Krieges kräftig ankurbelte. Doch auch andere Länder verdienten an diesem Krieg. So beispielsweise auch deutsche Firmen, wie das Unternehmen Boehringer. Es war an der Herstellung von Agent Orange beteiligt und der damalige Geschäftsführer Richard von Weizsäcker wurde später sogar Bundespräsident.
Mit diesen radikalen Massnahmen wollten die USA die Nordvietnamesen zur Verhandlungsbereitschaft drängen. Die Versuche Friedensverhandlungen aufzunehmen wurden von Nordvietnam jedoch immer abgelehnt.
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