Dollfuß unternahm den Versuch die parlamentarischen Parteien der ersten Republik durch einen christlichen Ständestaat zu ersetzen. Als Gelegenheit dazu, bot sich Dollfuß die Selbstausschaltung des Parlaments am 4. März 1933. Das parlamentarischer Parteinsystem sollte durch ein neues System ersetzt werden, daß durch eine starke autoritäre- jedoch nicht diktatorische- Regierungsgewalt und durch die Mitbestimmung ständisch gegliederter Berufsverbände sowie durch föderalistische Elemente geprägt sein sollte.
Der Klassenkampf sollte durch ein neues System christlicher Sozialpartnerschaft überwunden werden. Parteien waren nicht vorgesehen. Die als Massenbewegung gegründete "Vaterländische Front" wurde nicht als politische Partei gesehen, sondern als eine gruppenübergreifende Organisation patriotischer Österreicher, die die Selbstständigkeit Österreichs ebenso bejahten wie auch eine soziale und politische Umformung im Sinne des christlichen Ständestaates.
Dollfuß sagte kurz nach der Machtübernahme: " Autorität heißt nicht Willkür, Autorität heißt geordnete Macht...wenn ich nicht vom Tiefen Glauben durchdrungen wäre, daß der Weg den wir gehen, uns von oben als Pflicht vorgeschrieben ist...so würde ich nicht die seelische Kraft fühlen, so zu Ihnen zu sprechen und diesen Weg Ihnen voranzugehen. Ich bin überzeugt, daß es Wille einer höheren Macht ist, daß wir unser Heimatland Österreich mit seiner ruhmreichen Geschichte ,wenn auch heute in kleinerer Form, erhalten. Wie die kreuzfahrer von dem gleichen Glauben durchdrungen waren, so wie hier vor Wien ein Marco d' Aviano gepredigt hat < Gott will es > so sehen auch wir im starken Vertrauen in die Zukunft, in der Überzeugung, Gott will es ! "
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