Ziel der NS-Führung war die Autarkie Deutschlands, die Unabhängigkeit von
anderen Staaten.
Neben den Konzernen der Schwerindustrie hatte das Riesenunternhemen der
IG Farben eine führende Position erworben. Wirtschaftliche Interessen der IG-
Farben fanden ihren Einfluß in die Abfassung des Vierjahresplanes. Der leiten-
de Direktor der IG-Farben, Carl, Krauch, war mit einer Vielzahl anderer Ange-
höriger dieses Konzerns tätig in der Behörde, die die Umsetzung des Vierjahres-
planes überwachte und verantwortete. In einer Rede am 28-.4.1939 berichtete
er vor dem Generalrat des Vierjahresplanes von der Lage der Chemieindustrie,
der Notwendigkeit einer zunächst friedlichen Ausweitung des Wirtschaftsraumes
auf den Balkan und Spanien und hinsichtlich Südosteuropas von der Möglichkeit,
\"Durch Einbeziehung eines wehrmachtsmäßigen Rahmens die Mineralölwirt-
schaft auf lange Jahre hinaus völlig zu sichern (Gebhardt 141)
Ganz klar ist zu sehen, daß die Ziele der IG-Farben und ihrs leitenden Vertreters
Carl Krauch - Sicherung von Rohstoffen und Steigerung von Gewinnen durch Ex-
pansion - große Nähe zu denen des NS-Regimes aufwiesen. Auch in ihrer Per-
sonalpolitik gab dieser Konzern den Mitgliedern der nationalsozialistischen Par-
tei einen deutlichen Vorrang.
So drängte Carll Krauch in aggressiver WEise auf eine Verwirklichung der Ex-
pansionspläne.
Die in der Waffenproduktion tätigen Konzerne zogen jahrelang großen Nutzen
aus dem kriegerischen Geschehen. Dabei nahm die IG-Farben eine besondere
Stellung ein.
Ihr Reingewinn, der von 1933-1935 stagnierte, verdoppelte sich 1936 von 70
Millionen Reichsmark auf 140 Millionen und stand 1940 bei 300 Millionen Reichs-
mark. Über die anzunehmenden Steigerungen in den folgenden JAhren sind keine
Nachweise mehr zu erhalten.
Allgemein profitierten die großen Konzerne von der Arisierung jüdischen Kapitals
im Jahre 1938. Sie versprachen sich von einer Expansion und der Verfügbarkeit
von Rohstoffen und billigen Arbeitskräften große Gewinne.
V.
Von dem Zeitpunkt der Machtergreifung bis ungefähr der Mitte der dreißiger Jahre
bestand im großen und ganzen kein großer Widerspruch zwischen dem NS-Regime
und der deutschen Wirtschaft.
Doch dann war die wirtschaftliche Aussicht düsterer: Es fehlten Devisen, Rohstoffe,
Arbeitskräfte, es gab Probleme in der Zahlungsbilanz und durch das unkontrollierte
Drucken von Banknoten inflationäre Tendenzen.
Eindeutig ihren Einfluß verstärkt hatten die großen für die Rüstung tätigen Konzerne.
Wenige Tage vor dem Überfall auf Polen hatte Hitler den Oberbefehlshabern der
Wehrmacht erklärt:\"Unsere wirtschaftliche Lage ist so, daß wir nur noch wenige
Jahre durchhalten können.Uns bleibt nichts übrig, wir müssen handeln.(Kershaw S.109 f)
Und so begann er mit dem 1. September 1939 seine langfristig geplante und risiko-
reiche Politik der kriegerischen Eroberung.
Die deutsche Industrie konnte nur noch mitmachen, wobei die großen Konzerne,
allen voran die IG-Farben, diese Politik unterstütze.
Doch mit fortschreitendem Kriegsverlauf verloren auch diese Unternehmen ihren
Einfluß auf die politischen Entscheidungen des NS-Regimes.
Die Niederlage des 3. Reiches mit ihrer Zerstörung des deutschen Reiches, seiner
Infrastruktur und seinen Industrieanlagen widersprach allen Hoffnungen und Erwar-
tungen, die große Zweige der deutschen Industrie auf diese risikoreiche Politik
gesetzt hatten. Doch sie hatten diese Politik ermöglicht, weitgehend mitgetragen
und unterstützt.
|