Der Großmeister Molay wurde sofort in Einzelhaft gesteckt. Philipp hatte keine Skrupel, das zu tun, obwohl Molay noch am 12. Oktober den Sarg der Schwägerin des Königs zu Grabe getragen hatte. Überhaupt war Molay, ein gebürtiger Elsässer, dem König immer wohlgesinnt. Seit er 1291 Großmeister geworden war, hatte er nie Streit mit dem französischen Herrscher gehabt. Er war ein sehr ruhiger Großmeister und stets unparteiisch, trotzdem war seine Führung für die Templer nicht unbedingt gut: Er setzte keine Reformen durch und war gegen eine Verschmelzung seines Ordens mit den Johannitern, was die Templer wahrscheinlich ihren Fortbestand gekostet hat.
Er war ein Verwalter, wo es einen echten Großmeister gebraucht hätte. Jetzt schmorte der höchste Würdenträger der Tempelherren in einer Einzelzelle. Erst nach zehn Tagen kam Nogaret in sein Verließ, um ihn zu verhören. Ganz beiläufig erwähnte der Minister, dass etliche Templer die ihnen vorgeworfenen Missetaten gestanden hätten und deutet auch die Folter an. Er hatte vorher schon einen Knappen des Großmeisters verhört, der unter dem Rad gestand, von Molay in einer einzigen Nacht dreimal missbraucht worden zu sein. Nogaret erpresst ihn damit, die Schuld des Ordens einzugestehen.
Erst am 24. Oktober wurde der Großmeister durch Imbert verhört, wobei er unter Druck gestand, in seinem eigenen Namen und im Namen der anwesenden Würdenträger des Ordens, dass der Orden ,seit langen Zeiten durch die Verführung des Satans bei der Aufnahme Christus verleugnet, das Kruzifix bespien und alia enormia ausgeführt habe.' Molay wird gezwungen, auch andere Ordensleute zu solchen falschen Geständnissen aufzufordern. Die an Gehorsam gewohnten Ritter folgten dem Gebot schnell.
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