Die Voraussetzung für den Reformkurs schuf, nach Gorbatschow, schon Chruschtschow. "Sein Bruch mit der repressiven Politik des Stalinismus war eine große Tat." Des weiteren versuchte Chruschtschow wirtschaftliche Veränderungen jedoch ohne großen Erfolg. Bedeutende Reformversuche wurden auch unter dem damaligen Ministerpräsidenten Alexej Kossygin unternommen. Darauf folgte eine lange Zeit der Stagnation. Nach der Breschnew-Ära unternahm Generalsekretär Juri Andropow einen erneuten Anlauf, die Lage der Gesellschaft zu verbessern.
Nach Gorbatschow hatte auch die Tätigkeit der Dissidenten (z.B. die Ideen Andrej Sacharows) großen Anteil an der Schaffung der geistigen Voraussetzungen der Perestroika.
Äußere Faktoren spielten ebenfalls eine wichtige Rolle, wie der "Prager Frühling" von 1968 z.B. in der sowjetischen Gesellschaft einen tiefgreifenden Denkprozeß anregte. Gorbatschow betont des weiteren auch die Rolle von Willy Brandts Ostpolitik und die Suche der sogenannten "Eurokommunisten" nach neuen Wegen des gesellschaftlichen Fortschritts. Diese Faktoren trugen in der SU zu einem Nachdenken über die Werte der Demokratie, Freiheit und Frieden bei.
Folglich wurden Veränderungen in Angriff genommen, jedoch hatte kein einziger Versuch Erfolg. Der Grund für das Mißlingen lag darin, dass man nur die Rahmenbedingungen, nicht aber das Wesen des Systems angetastet hatte: die Besitzverhältnisse, die Machtstrukturen, das Parteimonopol auf politische und geistige Betätigung.
Basierend auf all diesen Versuchen und der Zuspitzung der Probleme sowie deren überfällige Lösung schreibt Gorbatschow, dass die Perestroika bis zu einem gewissen Grad "das Ergebnis einer kritischen Betrachtung der Entwicklung des sowjetischen Staates seit der Oktoberrevolution" war.
Hinzu kommt, dass die Welt etwa zu der Zeit in ein neues Entwicklungsstadium trat; jenes postindustrielle oder Informationszeitalter genannte. "Die Sowjetunion hingegen hatte noch nicht einmal die industrielle Phase ganz erreicht."
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